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8 Meggendorfer-Blätter, München

Anmöglich

Lehrer: „Wir werden jeht mal den Inhalt
dieses Fasses berechnen l"

Schüler: „Lerr Lehrer, das Faß ist ja leer l"

Der Schweinehund

hätte es ihm brühwarm hinterbracht: „Denke mal, sie sagen,
du hättest ihrem Sohn ..." Darum ließen wir erstens die
Tante unbesänftigt, zweitens unsern Lansi sänsiiglich auf
seinem Schweinehund bestehen. Wer immer uns besuchte
und den Lansi tätschelte:

„Na, du kleine, liebe Fliege du."

„Nun, du süßes Täppschen du."

„Ei, mein lieber, kleiner Schelm du,"
bekam die immer gleiche selbstbewußte Lansiantwort:

„Bin keine Fliege, bin Sweinehund."

„Bin kein Täppschen, bin Sweinehund."

„Bin kein Selm, bin Sweinehund."

And es gab vernünftige Besuche, die sich daraufhin auf
ihre Kniescheiben schlugen, sich vor Vergnügen kugeln wollten
und beschworen, so hätten sie sich noch nirgends amüsiert.

Das machte nicht nur uns, das machte auch den Lansi
stolz auf seinen Schweinehund. Er hielt ihn als ein Zauber-
wort in Ehren bis in seine Schulzeit.

„Nun, und du, Kleiner," frag°
te ihn der Lehrer, „wer bist denn
du?"

Lansi hätte zivilstandsamtlich
Lansi Müller sagen können. Aber
da fiel ihm noch der Onkel ein.

„Ich bin ein Schweinehund,
Lerr Lehrer," sagte er.

Der Lehrer schien nur mäßig
erfreut zu sein.

„Na, den Schweinehund woll'n
wir dir mal austreiben," sagte er
und holte seinen Rohrstock zum
erstenmal in diesem Schuljahr.

„Also, mein Lieber, was bist
du?"

„Ein Schweinehund," bekannte
Äansi furchtlos. And er erntete
in Treuen sonder Weincn den
alten Lohn für fröhlichen Beken-
nermut. Seinen Schweinehund
vergrub er von diesem Tage an
vor Leuten, die ihn nicht zu schätzen
wußten. Aber in der ersten Knei-
pe seiner Mittelschulzeit ward er
mit Ehren wieder ausgegraben.

„Anser Erstchargierter Schwei-
nehund wird präsidieren!" hieß
es feierlich. Und für profane
Augen schrieben sie: 8. H. Weit
in seine Studentenzeit hinein hat
er Briese mit „Mein lieber 8. H."
bekommen. Sogar von einem
Prinzen, welcher mitstudierte.
Dann kamen die Examen. Und
hinler den Examen die vorge-
schriebne Aufsteigreihe vorge-
schriebner Aemter.

Dazwischen fiel die Braut-
zeit. Sie machte uns Kummer.
Die er liebte, war so gar nicht
nett uud lieb. Abraten halte
freilich keine Ausstcht. Aber so
einen kleinen 8. H.-Brief aus
der Studentenzeit kann ihr Mut-
ter unversehens in die Lände
spielen.

„Äans," fragte ihn die Braut, „warum habt ihr euch
in der Studienzeit so — so feierlich angeredet?"

„Feierlich?"

„Nun ja, 8. bl. bedeutet doch wohl Seiner Lwchwohl-
geboren?"

„Laha, nicht die Spur, Schweinehund hat es bedeutet,
Liebste."

Vorbei war die Brautzeit. Ihre Eltern schrieben:
„ .... so daß uns nicht zugemutet werden kann, unsere
Tochter einem notorischen Schweinehund ...."

Er hat dann eine andere gefunden, die ihn trotzdem
nahm, die unbekümmert ihre Briefe grad zum Trotze so
begann: „Mein lieber 8. H.", und die auf Vorhalt noch
im Ehestande spitzbübisch lächelnd sagen konnte:

„Ei, das heißt doch Süßer L>ans — was habt denn ihr
gedacht?"

Die Ochsentour der amtlichen Beförderung war arg
langsam. Aber da ging einmal bei einem öffentlichen
 
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