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35

Kriegschronik der Meggendorfer-BlLtter, Münche»

Der Kriegs- nnd der

Friedenshund

Einen und einen halben
Zentner Lundekuchen hatten
Lannemanns noch im Keller
liegen, als Ende November
1916 ihr Lund Caesar starb,
für den das Doppelte dieser
Menge Nahrungsstoff einmal
bei guter Gelegenheit auf Vor-
rat eingekauft worden war.

Das war weise gewesen, denn
inzwischen war Lundekuchen
selten geworden und andere
Viktualien waren für eine fo
große Dogge wie Caesar auch
sehr fchwer zu beschaffen.

Doch nun war Caesar fort
und noch fo viel Lundekuchen
da! Aber eben dieser Amstand
fiel ins Gewicht für Lanne- ElNkleidUNg

manns bei der Frage: Sollen
wir uns nun gleich wieder
einen Lund anschaffen? Ohne

den Lundekuchen hätten sie sich natürlich gesagt: Anter
keinen Amständen — wir warten, bis Frieden ist; denn
jetzt im Kriege einen Lund zu füttern, — wie sollen auf
die Rationen ihrer Lebensmittelkarten angewiesene Stadt-
bürger das ohne Schwierigkeiten fertig bringen? Mit dem
Lundekuchen dagegen konnten sie sagen: Warum denn nicht?
Wir haben es ja dazu. —

Ein Bekannter, der Lerr Wiebe, erzählte Lerrn Lanne-
mann, daß er selbst zwei Lunde besäße und gern einen da-
von verkaufen würde. Weil doch die Lundesteuer erhöht
worden sei! Lerr Lannemann ging also und fah sich die
Tiere an. Es waren fchöne Lunde: ein großer Neufund-
länder und cin kleiner Affenpinscher. „Den Affenpinscher
lasse ich nicht unter hundert Mark," erklärte Lerr Wiebe,
„aber den Neufundländer, — na, weil er in gute Lände
kommen würde, könnten Sie ihn für zwanzig Mark kriegen."

„Zch werd's mir überlegen," sagte Lerr Lannemann
und ging nach Lause. Der Neufundländer war für zwanzig
Mark so gut wie geschenkt; hundert
war er mindestens wert. Aber natür-
lich: Wiebe wollte den kleinen Affen-
pintscher behalten und den großen
Neusundländer los werden, weil der
zur Kriegszeit eben zu schwer durch-
zufüttern war. „Ia, was machen
wir nun?" berieten Lannemanns.

„Der Neufundländer wäre ein präch-
tiger Lund für uns, aber man muß
bedenken: er braucht viel, sehr viel
Futter; eines Tages wird der Lunde-
kuchen aufgefrefsen sein, und wenn
dann noch Krieg ist, dann sitzen wir
da mit den Nahrungssorgen um den
großen Lund. Der Affenpinfcher
aber — ach, so ein kleines Tierchen
braucht ja fo wenig; da reicht der
Lundekuchen auf jeden Fall bis in
die einmal doch kommende fchöne
Friedenszeit hinein." — Lannemanns
konnten zu keinem Entschluß kommen.

Am 12. Dezember aber kam das
Friedensangsbot des Vierbundes.

— „Was wollen Sie, Ihre Stiefel passeu
nicht? Ein für allemal: beim Militär paßt
alles, der Kerl paßt höchstens nicht hinein."

„Na, nun weiß ich was ich tue!" fagte Lerr Lannemann
und ging zu Lerrn Wiebe. „Also schön, — ich nehme den
Neusundländer; hier sind zwanzig Mark."

Aber Lerr Wiebe schüttelte den Kopf. „Ich hab's mir
anders überlegt. Jetzt kostet der Neufundländer hundert-
fünfzig Mark, aber den Affenpinscher, — den können Sie
für zwanzig kriegen."

„Das ist eine andere Sache, die ich mir erst wieder
überlegen muß," meinte Lerr Lannemann und ging wieder
nach Lause. Das neue Angebot gefiel ihm nicht. Er wollle
lieber den Neufundländer, aber der schien ihm jetzt zu teuer.
Natürlich: Wiebe wollte lieber den großen Lund behalten;
jetzt würden ja wohl bald wieder beffere Zeiten für Menschen
und Lunde kommen. — Die Frage: Neufundländer oder
Affenpinscher wurde einige Tage bei Lannemanns erörtert,
aber dann, als die Presse der feindlichen Länder das fchöne
Friedensangebot mit Druckerschwärze schmutzig zu machen
suchte,ließmandasBeraten. Liebernoch ein bißchenAbwarten!

Die ^lntwort des Vierverbands
kam. Lerr Lannemann las sie, nickte
bedachtsam und ging zu Lerrn Wiebe.
„Also schön, — ich nehme den Affen-
pinscher; hier sind zwanzig Mark."

Aber wiederum schüttelte Lerr
Wiebe den Kopf. „Nein wiffen Sie,
den Affenpinscher geb' ich lieber doch
nicht hcr. Aber den Neufundländer
können Sie kriegen. Geschenkt kön-
nen Sie ihn kriegen! Ia, ich will
Ihnen noch füns Mark zahlen, wenn
Sie ihn gleich mitnehmen."

Gedanensis

Neugierig

Ehemaliger Metz germeister:
„Wissen möcht ich wohl, was jetzt
alles in der Wurst istl"

Monolog

— „Koa Laxn gibt's nimmer und
die Bierkartn wollen s' aa no ein-
führe; jetzt is nacha 's gescheit'st, mir
hoazen mit die Stammtische ein."

Lloyd George und die Friedenstaube


— „Blut will ich sehen!
 
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