Zeitschrift für Humor und Kunst
75
Die Liebesgabentante und der undankbare Neffe
Der Sultansohn und die Dattelwucherer
Nach sieg- und ruhmreicher Beendigung dieses Feldzuges
wandelte der Sultanssohn wiederum verkleidet durch die
Straßen der glänzenden Stadt Bagdad. Was er aber
von den alten Weibern vernabm, erfüllte ihn mit Zorn
und Kummer. „Schon seit langer Zeit," hieß es, „sind
weder frische noch getrocknete Datteln mehr zu haben,
sondern nur noch Dattel°Mehl, und dieses kostet vierzig
Dinare der Scheffel, während es vor zwei Iahren noch
zu zwanzig Dinaren zu haben war ..."
„Zch hätte mir das Gesetzemachen leichter gedachtl"
sprach der Sultanssohn zu seinen Vertrauten. „Aber ich
werde es schon lernen! Laßt sofort im Namen
meines erhabenen Vaters verkündigen, daß
kein Ländler mehr als zwanzig Dinare für den
gutgemeffenen Scheffel Dattelmehl, es sei aus-
oder inländisches, nehmen dürse, bei Strafe
des Gehängtwerdens."
Nun begab es sich aber, daß der preis-
würdige Vater des erlauchten Iünglings von
Allah zu den Freuden des Paradieses gerufen
wurde. Der Iüngling bestieg den erledigten
Thron, beschenkte die Großen und Weisen,
die Dichter und die Künstler seines Landes
reichlich, hielt prächtige Turniere, glänzende
Iagden und genoß die Lerrscherfreuden auch
sonst in reichlichem Maße.
Erst nach vielen Monaten dachte er daran,
nach altem Brauche die Klagen und Wünsche
seines Volkes persönlich anzuhören, und er be-
stimmte einen segenprangenden Sommertag
dazu.
Da traten vor ihn die ihm sattsam be-
kannten alten Klageweiber und riefen: „O
glückseliger, einsichtsvoller Sultan, du meintest
es gut mit deinen Verboten gegen die verruch-
ten Dattelwucherer, aber sie ersinnen immer
neue Listen und Schliche. Ietzt gibt es weder
frische noch getrocknete Datteln noch Dattel-
mehl mehr zu kaufen, sondern nur noch Dattel-
mus, und da für dieses kein Löchstpreis sest-
gesetzt ist, so nehmen die schamlosen Wucherer
jetzt einen Dinar für das Pfund, während es
früher einen halben Dinar kostete . . ."
„Beim Barte des Propheten schwöre ich
euch," rief der junge Sultan zornglühend.
„daß ich das Otterngezücht der Wucherer doch noch in
meinem Lande ausrotten werde! Ich werde sofort ein
Gesetz erlassen, daß niemand, bei Strafe des Gepfählt-
werdens, mehr als einen halben Dinar für das reichliche
Pfund besten Dattelmuses, es sei in- oder ausländisches,
nehmen dürfe. Am nächsten Gerichtstage, den ich, so es
Allah gefällt, in drei Monaten abhalten werde, erscheint
wieder vor mir. Ich hoffe, ihr werdet meinen Gerechtig-
keitssinn und meine Klugheit loben können ..."
Nun geschah es aber, daß der Verwalter einer ent-
fernten Provinz einen gefährlichen Aufstand erregte, der
nur durch das persönliche Erscheinen des jungen Sultans
Der Pensionierte - „Nun hat Sie der Zivildienst
wieder in Ihr altes Büro ge
führt, Äerr Äorniggl. Aber warum sind Sie darüber so verdrießlich?"
— „Nun ja, — alle die alten Kollegen sind auch wieder gekommen, und
jetzt ärgern wir uns wieder gegenseitig wie früher."
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Die Liebesgabentante und der undankbare Neffe
Der Sultansohn und die Dattelwucherer
Nach sieg- und ruhmreicher Beendigung dieses Feldzuges
wandelte der Sultanssohn wiederum verkleidet durch die
Straßen der glänzenden Stadt Bagdad. Was er aber
von den alten Weibern vernabm, erfüllte ihn mit Zorn
und Kummer. „Schon seit langer Zeit," hieß es, „sind
weder frische noch getrocknete Datteln mehr zu haben,
sondern nur noch Dattel°Mehl, und dieses kostet vierzig
Dinare der Scheffel, während es vor zwei Iahren noch
zu zwanzig Dinaren zu haben war ..."
„Zch hätte mir das Gesetzemachen leichter gedachtl"
sprach der Sultanssohn zu seinen Vertrauten. „Aber ich
werde es schon lernen! Laßt sofort im Namen
meines erhabenen Vaters verkündigen, daß
kein Ländler mehr als zwanzig Dinare für den
gutgemeffenen Scheffel Dattelmehl, es sei aus-
oder inländisches, nehmen dürse, bei Strafe
des Gehängtwerdens."
Nun begab es sich aber, daß der preis-
würdige Vater des erlauchten Iünglings von
Allah zu den Freuden des Paradieses gerufen
wurde. Der Iüngling bestieg den erledigten
Thron, beschenkte die Großen und Weisen,
die Dichter und die Künstler seines Landes
reichlich, hielt prächtige Turniere, glänzende
Iagden und genoß die Lerrscherfreuden auch
sonst in reichlichem Maße.
Erst nach vielen Monaten dachte er daran,
nach altem Brauche die Klagen und Wünsche
seines Volkes persönlich anzuhören, und er be-
stimmte einen segenprangenden Sommertag
dazu.
Da traten vor ihn die ihm sattsam be-
kannten alten Klageweiber und riefen: „O
glückseliger, einsichtsvoller Sultan, du meintest
es gut mit deinen Verboten gegen die verruch-
ten Dattelwucherer, aber sie ersinnen immer
neue Listen und Schliche. Ietzt gibt es weder
frische noch getrocknete Datteln noch Dattel-
mehl mehr zu kaufen, sondern nur noch Dattel-
mus, und da für dieses kein Löchstpreis sest-
gesetzt ist, so nehmen die schamlosen Wucherer
jetzt einen Dinar für das Pfund, während es
früher einen halben Dinar kostete . . ."
„Beim Barte des Propheten schwöre ich
euch," rief der junge Sultan zornglühend.
„daß ich das Otterngezücht der Wucherer doch noch in
meinem Lande ausrotten werde! Ich werde sofort ein
Gesetz erlassen, daß niemand, bei Strafe des Gepfählt-
werdens, mehr als einen halben Dinar für das reichliche
Pfund besten Dattelmuses, es sei in- oder ausländisches,
nehmen dürfe. Am nächsten Gerichtstage, den ich, so es
Allah gefällt, in drei Monaten abhalten werde, erscheint
wieder vor mir. Ich hoffe, ihr werdet meinen Gerechtig-
keitssinn und meine Klugheit loben können ..."
Nun geschah es aber, daß der Verwalter einer ent-
fernten Provinz einen gefährlichen Aufstand erregte, der
nur durch das persönliche Erscheinen des jungen Sultans
Der Pensionierte - „Nun hat Sie der Zivildienst
wieder in Ihr altes Büro ge
führt, Äerr Äorniggl. Aber warum sind Sie darüber so verdrießlich?"
— „Nun ja, — alle die alten Kollegen sind auch wieder gekommen, und
jetzt ärgern wir uns wieder gegenseitig wie früher."