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Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München

Einfachstes Mittel — „Wenn ich ein Loch im Strumpf

habh nehm' ich 5)eftoslaster."

— „Nachher kriegst den Slrumpf aber nicbl rom Aust."

— „Aber doch—ich kleb's Pflaster ja gleich an der Stelle aufden Fuß selbst."

Es bleibt das gleiche

Mister Napkrn hat ein hübsches Einkom-
men, ein sehr reichliches Einkommen, aber
leider auch nur gerade sein Auskommen damit.

Grund: Mister Napkins Gattin. Sie gibt zu
viel für ihre Garderobe aus; von Mister
Napkins Konto auf der Bank wird gar zu
viel auf das Konto der teuren Schneiderin
im Westend übergeschrieben, die Mistreß Nap
kin mit Geschmack und kostbaren Stoffen
kleidet. Mister Napkin hat schon manchmal
versucht, sich dagegen aufzulehnen, aber er hat
immer wieder nachgeben müssen. Denn er ist
ein friedliebender Mann und kann einen länge-
ren Kriegszustand im Äause nicht aushalten;
lieber bezahlt er.

Aber jetzt hat er eine Gelegenheit gesehn,
endlich von seinem hübschen Einkommen einen
angenehmen Bruchtcil in zinstragende Erspar-
nis umzuwandeln. Kciegsanleihe wollte er
zeichnen. „Es muß sein, liebes Kind," sagte
er zu seiner Gattin. „England hofft auf den
Patriotismus jedes Mannes und jeder Frau,
so heißt es im amtlichen Zeichnungsaufruf.

Jeder Frau, — das geht dich an. Du hast
bisher alles, was wir hätten ersparen können, für deine
Toiletten ausgegeben. Das Geld darf nicht mehr zu deiner
Schneiderin wandern, das Geld gehört in die Kasse des
Landes, das ist unsere Pflicht."

„Gut, lieber Mann," sagte Mistreß Napkin, „ich bin
eine patriotische Engländerin, ich will unserm Lande dieses
Opf.r bringen. Aber morgen muß ich noch einmal zur
Anprobe; ich habe gerade etwas in Bestellung gegeben, und
das kann ich natür.ich nicht rückgängig machen." —

Als Mister Napkin am nächsten Tage abends nach
Lause kam, fand er seine Gattin in ausgezeichneter Stim-
mung bei einem Modejournal. „Die neuesten Pariser
Modclle," erklärte sie; „ich habe mir gleich etwas davon
bestellt, — drei Abendtoiletten, ein Straßenkostüm und
einen Theatermantel."

Mister Napkin schlug die Lände über dem blaß ge-
wordenen Kopf zusammen. „Limmel," schrie er, „du wolltest
doch nichts mehr bestellen. Ich denke, du bist eine patriotische
Engländerin. Wir wollten doch Kriegsanleihe zeichnen."

„Aber sei doch nicht gleich so heftig," entgegnete Mi-
streß Napkin. „Natürlich wollten wir das. Aber es ist ja
gar nicht nötitz. Ich habe meine Schneiderin gefragt, was
sie mit dem Gelde macht, das sie einnimmt. And denke
dir, was sie gesagt hat, — sie legt alles in Kriegsanleihe
an. Deshalb habe ich gleich recht viel bei ihr bestellt."

—0N.

Kohlennot in Paris

— „Du willst in die Oper, Eamillek Wo es doch dort so
furchtbar kalt ist."

— „Allerdings, aber man gibt dort heut' ein Stück, wo
ein feuerspeiender Drache drin vorkommt."

Wilsons Friedensrede an den Senat hätte eigentlich noch
länger dauern sollen, aber er wurde mitten drin unter-
brochen durch einen telephonischen Anruf aus Mexiko, wie
es denn eigentlich mit dem Kriege zwischen Amerika und
Mexiko stände.

Monroe-Doktrln

Amerika den Amerikanern,

Die Muuition den Alliiertenl

Feldgraue Finger

— „Wenn der Krieg zu Ende ist, begebe ich mich erst auf
zwei Monate in spezielle Vehandlungl"

— „Ins Bad, Lerr Leutnant, oder in ein Sanatorium?"

— „Zur Manikure!"

Europäischer KriegsschauplaH

Die Buben spielen auf der Straße Krieg! Geheimrats
Fritz schaut vom Fenster aus zu und möchte gern mitspielen.
Die Mama hat Bedcnken, findet aber einen genialen Aus-
weg. „Gut, Fritz, du darfst mitmachen, bleibst aber her-
oben im Zimmer. Du machst einfach den Iapaner — die
kommen ja sowieso nicht."

Gloffe

Große Neden erwecken „Echos". Aber es ist mit diesen,
wie mit den Echos überhaupt: manche sind natürlich, manche
sind bezahlt.

Kalt

Frau (zum Mädchen): „Entsetzlich . . . die schönste Braten-
schüssel, die ich habe . . . haben Sie mir nun zerbrochen!"

— „Bratenschüssel hin, Bratenschüssel her... wo haben S'
denn jetzt die Bratenl"

Kindermund

Der .kleine Alfred geht mit seinem Vater durch di«
Stadt. Es hat heftig geschneit, und mit gewohnter Prompt-
heit ist man bcmüht, den Schnee auf Karren zu laden und
abzufahren. Nur daß es diesmal Soldaten sind, die das
Geschäft besorgen.

Verwundert betrachtet der kleine Alfred das neuartige
Bild, dann wendet er sich mit der Frage an seinen Vater:
„Du, Papa, wird denn der Schnee jetzt auch für das
MiÜtär beschlagnahmt?"
 
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