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Kriegschronik der Vkeggendorfer-Blätter, München
8ntwlckelu»gsgang einer Gans
Der Maharadscha von Khaiwar Khand
Der Maharadscha- von Khaiwar Khand im nördlichen
Indien saß mit seinem Minister beim Schachspiel. Das
tut er jeden Tag, da er sonst nichts Besonderes zu erledigen
hat, und für andere Zerstreuungen ist er schon ein zu alter
Lerr. Der Minister hat ebenso viel freie Zeit, denn bezüglich
der Negierungsgeschäfte hat er nur den Anweisungen des
englischen Ministerresidenten zu folgen.
Dieser Ministerresident nun erschien neulich beim Ma-
haradscha, als dieser gerade einen sehr schwierigen Zug
überlegte. Seine Loheit ließ aber sofort das Aebcrlegen
sein; so schnell wie möglich bat er den Ministerresidenten,
doch gefälligst Platz zu nehmen. Das macht der Maharad-
scha von Khaiwar Khand immer so, denn er ist ein kluger
Lerr und weiß, daß der Ministerresident auch unaufgefordert
stch doch gleich setzen würde; deshalb kommt er ihm zuvor,
weil das dann doch ein netteres Aussehn hat und seine
Würde gewahrt bleibt.
Der Ministerresident setzte sich und streckte seine Beine
aus. Es waren sehr, sehr lange Beine, aber der Maha-
radscha brachte es trotzdem serlig, sie zu übersehn. „Was
wünscht mein Freund?" fragte er.
„Well, Loheit," sagte der Ministerresident, „ich komme
wegen der Anleihe in Indien. Anser großer König Georg
braucht Geld, sehr viel Geld, um den Krieg weiter zu führen.
Also, wieviel zeichnen Sie, Loheit?"
„Der Krieg ist schrecklich," sagte der Maharadscha aus-
weichend.
Der Ministerresident ging darauf ein. „Wenn Sie den
Krieg so schrecklich finden, Loheit, dann geben Sie unserm
großen Könige möglichst viel Geld. Denn je mehr Geld da
ist, desto schneller wird auch der Krieg aus sein. Anser großer
König wünfcht, daß seine Völker bald wieder Frieden haben"
Der Maharadscha überlegte. „Das soll also bedeuten.
daß durch möglichst viel Geld der Frieden erreicht wird."
„So ist es, Loheit. Genau so hat es unseres großen
Königs Minister, der weise Lloyd George gesagt."
Der Maharadscha schüttelte den Kopf. „Mein Freund
muß mich entschuldigen," sagte er höflich, „wenn ich seinen
Gedanken nicht ganz folgen kann. Jch bin schon ein fo
alter Mann, aber noch immer verstehe ich euch Europäer
nicht recht. Mein Freund sagt zu mir, daß durch möglichst
viel Geld der Frieden erreicht wird. Vorhin aber hat mein
Freund gesagt, daß der große König sehr viel Geld braucht,
um den Krieg weiter führen zu können. Davon kann doch
nur eines richtig sein."
Der Ministerresident machte ein ärgerliches Gesicht.
, Englandist eben noch imKriege,und zum Kriegführen gehört
Geld, ganz verdammt viel Geld," sagte er sehr unhöflick.
Der Maharadscha blieb sanft, verfolgte aber hartnäckig
seinen Gedankengang. „Dann bedeutet also kein Geld so-
viel wie nicht Krieg führen, und nicht Krieg sühren be-
deutet wieder Frieden. Warum hat also mein Freund
gesagt, daß durch möglichst viel Geld bald Frieden wird?
üüng5t filcllen ifu'e
siriegLrgt ir> äcu' Lu/'gen Zlscit,
llnLsl srsiori u/ieciei' gesit's suf sieillen,
2iesi, msn küsii't nscsi ^Llrugl'sc!!
L52! in üunctun, !n ?ni'l5 clsnn
fmnciLN sic: ^u suicfiem fiul
f'i'üfiel' scsinn 8icf> ein; mun prills üsnn
üecleLMlll cüll nssie löt.
ücclesmsl sm sncllll'n stlutill
fmr5cf>Illn emsig §ie cisnucfi,
wie clcn fii'icg mun nicfit verpgice,
fiein, sm glllli'beZten mscb'.
ffenclcl'ung clcs llrlL ruu/cilen
fl/lltll lsillNLllflLN 6lli5t bc5llf>u/ingt.
>5t clill5 U/snclllk'n unci ciill5 ^ilen
ktu/s clsciui'llf! ggr becüngt?
llclei' mcillfile msn 5illb müncüillfi
^inlln üblli' cllllL unci cill5,
U/s5 cillm f^eunclll jetri Lllblln Ltüncilillb
kiilliit mllkl' mllcbt cilln rllcfilen
Oill5ll5 5l'nci Nllllfl flül5lll flllulll.
Ollllb cier 5llfilicfite Lpricfili
Untcru/eg5 5inci ciicLll üllule,
llui' Ikk' Zieg, cier 15I e5 nlclit.
Der Lluzufriedeuc
— »Ia zum Kuckuck, worüber dis-
kutieren wir nachher heut' ab«rd!"
Kriegschronik der Vkeggendorfer-Blätter, München
8ntwlckelu»gsgang einer Gans
Der Maharadscha von Khaiwar Khand
Der Maharadscha- von Khaiwar Khand im nördlichen
Indien saß mit seinem Minister beim Schachspiel. Das
tut er jeden Tag, da er sonst nichts Besonderes zu erledigen
hat, und für andere Zerstreuungen ist er schon ein zu alter
Lerr. Der Minister hat ebenso viel freie Zeit, denn bezüglich
der Negierungsgeschäfte hat er nur den Anweisungen des
englischen Ministerresidenten zu folgen.
Dieser Ministerresident nun erschien neulich beim Ma-
haradscha, als dieser gerade einen sehr schwierigen Zug
überlegte. Seine Loheit ließ aber sofort das Aebcrlegen
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doch gefälligst Platz zu nehmen. Das macht der Maharad-
scha von Khaiwar Khand immer so, denn er ist ein kluger
Lerr und weiß, daß der Ministerresident auch unaufgefordert
stch doch gleich setzen würde; deshalb kommt er ihm zuvor,
weil das dann doch ein netteres Aussehn hat und seine
Würde gewahrt bleibt.
Der Ministerresident setzte sich und streckte seine Beine
aus. Es waren sehr, sehr lange Beine, aber der Maha-
radscha brachte es trotzdem serlig, sie zu übersehn. „Was
wünscht mein Freund?" fragte er.
„Well, Loheit," sagte der Ministerresident, „ich komme
wegen der Anleihe in Indien. Anser großer König Georg
braucht Geld, sehr viel Geld, um den Krieg weiter zu führen.
Also, wieviel zeichnen Sie, Loheit?"
„Der Krieg ist schrecklich," sagte der Maharadscha aus-
weichend.
Der Ministerresident ging darauf ein. „Wenn Sie den
Krieg so schrecklich finden, Loheit, dann geben Sie unserm
großen Könige möglichst viel Geld. Denn je mehr Geld da
ist, desto schneller wird auch der Krieg aus sein. Anser großer
König wünfcht, daß seine Völker bald wieder Frieden haben"
Der Maharadscha überlegte. „Das soll also bedeuten.
daß durch möglichst viel Geld der Frieden erreicht wird."
„So ist es, Loheit. Genau so hat es unseres großen
Königs Minister, der weise Lloyd George gesagt."
Der Maharadscha schüttelte den Kopf. „Mein Freund
muß mich entschuldigen," sagte er höflich, „wenn ich seinen
Gedanken nicht ganz folgen kann. Jch bin schon ein fo
alter Mann, aber noch immer verstehe ich euch Europäer
nicht recht. Mein Freund sagt zu mir, daß durch möglichst
viel Geld der Frieden erreicht wird. Vorhin aber hat mein
Freund gesagt, daß der große König sehr viel Geld braucht,
um den Krieg weiter führen zu können. Davon kann doch
nur eines richtig sein."
Der Ministerresident machte ein ärgerliches Gesicht.
, Englandist eben noch imKriege,und zum Kriegführen gehört
Geld, ganz verdammt viel Geld," sagte er sehr unhöflick.
Der Maharadscha blieb sanft, verfolgte aber hartnäckig
seinen Gedankengang. „Dann bedeutet also kein Geld so-
viel wie nicht Krieg führen, und nicht Krieg sühren be-
deutet wieder Frieden. Warum hat also mein Freund
gesagt, daß durch möglichst viel Geld bald Frieden wird?
üüng5t filcllen ifu'e
siriegLrgt ir> äcu' Lu/'gen Zlscit,
llnLsl srsiori u/ieciei' gesit's suf sieillen,
2iesi, msn küsii't nscsi ^Llrugl'sc!!
L52! in üunctun, !n ?ni'l5 clsnn
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wie clcn fii'icg mun nicfit verpgice,
fiein, sm glllli'beZten mscb'.
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fl/lltll lsillNLllflLN 6lli5t bc5llf>u/ingt.
>5t clill5 U/snclllk'n unci ciill5 ^ilen
ktu/s clsciui'llf! ggr becüngt?
llclei' mcillfile msn 5illb müncüillfi
^inlln üblli' cllllL unci cill5,
U/s5 cillm f^eunclll jetri Lllblln Ltüncilillb
kiilliit mllkl' mllcbt cilln rllcfilen
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Ollllb cier 5llfilicfite Lpricfili
Untcru/eg5 5inci ciicLll üllule,
llui' Ikk' Zieg, cier 15I e5 nlclit.
Der Lluzufriedeuc
— »Ia zum Kuckuck, worüber dis-
kutieren wir nachher heut' ab«rd!"