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Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München

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DerMaharadscha von KhatwarKhand
Wenn man den Leulen, die
Krieg führen, gar kein Gcld

mehr geben würde --

Da abek stand der Mi-
nisterresident auf. „3ch habe
verflucht wenig Zeit, Loheit,"
sagte er grob. „Sagen wir
also — na, eine Million
Nupien."

Der alte Maharadscha
nickte ergeben. Dann ließ er
seinen Laushofmeister rufen
und bcfahl ihm, den Elefanten-
stall aufzulösen. Man müßte
sich jetzt auch in Indien auf
eine sparsamere Wirtschaft
einrichten, sagte er. -on.

S Ä

DirektorStamperlvomStadt-
theater in Krähwinkel ist red-
lich bemüht, sein Publikum
über die Zeit der notwendigen
Kohleneinsparung durch ent-
sprechende künstlerische Dar-
bietungen zu entschädigen.
Sein Spielplan für die nächste
Woche lautet:

Montag: Brand von Zbsen.
Dienstag: Jm Fegefeuer von
Engel.

Miltwoch: Versprechen hin-
term Lerd von Bergcr.
Donnerstag: Zohannisfeuer
von Sudermann.

Freitag: Sommernachtstraum
von Shakespeare.
Samstag: »eimcken am Lerd
von Goldmarck.

Sonntag: Bruchstücke aus:
Feuersnot — Ein Winler-
märchen und Feuerzauber.

F. K.

Der lehte Hicb

Liebhaberwert

- „Denken Se sich, Frau Schulzen — bei'n Delikateßfritzen
in de Wallstraße 8 hab'n se vor'chte Nacht injebrochen
und für tausend Mark Iänse jeklaut!"

- „Zs 'n Ding! Wieville hab'n se jeschnappt von die Zänse?"

- „Ra — zwee!"

Ersah

Ein Wcstschweizer und ein Ostschweizer, jeder vom
Wunsche beseelt, das ihm stammverwandte Volk möge
siegen, unterhalten sich in Zürich über die Aussichten der
Kriegführenden.

„Es kann nicht mchr lange dauern, und Deutschlnnd
bricht zusammen," sagte der Lerr aus Genöve. „Ich war
kürzlich in Berlin. Alle Waren sind beschlagnahmt. Was
man bekommt, ist qualitätlos. Ueberall,Ersatz'. Eier-Er-
satz, Fett-Ersatz, Ceifen-Ersatz . .. Ich glaube, die Menschen,
die sich damit behelfen müffen, werden auch bald nur zum
.Menschen-Ersatz' werden. !lnd da glauben Sie an des
Kaisers Sieg?"

„Gerade deshalb," erwiderte der Lerr aus Bern und
lächelte fein. „Denn, sehen Sie: Menschen-Ersatz ist es
gerade, was den Franzosen — fehlt."

NaL — Lcrr .Luber, hier ist die Einheitsspeisekarte."

— „Na, alsdann, heizen S' ein damit."

A lA

Hicht hinter der Front befindet sich in einem elenden, zer-
schoffenem russischem Neste ein Regimentsstab und ein
BataillonSstab. Zcde Partei hat sich ein möglichst erhal-
tenes Läuschen ausgesucht und so gut es gehn will darin
eingerichtet. Die Schreiber im Bataillonsgeschästszimmer
haben das fabelhafte Glück gehabt, irgendwo einen tadel-
loscn, e-sernen Ofen aufzutreiben, während man beim Re-
gimentsstab nicht dahinter kommt, die Tücken eines russi-
schen Ofens zu besiegen. Bcim Bataillon wird, dank des
reichlich vorhandenen Lolzes, bei Tag und Nacht eine un-
gcheure Glut cntfacht, so daß oft Fenster- und Türöffnungen
nicht geschlossen werden dürfen, um nur den Aufenthalt iu
der Bude möglich zu machen. Einst spricht eine Ordonanz:

„Lier ist es ja kaum auszuhalten in Eurem gluthcißen
Loche. Laßt an solch einem schönen Tage wie heute doch
einmal das Feuern sein."

Da erklärt man ihm:

Das könnte denen vom Regiment gerade passen. Die
würden uns sofort den Ofeu abknöppen. Aber so lange cr
glüht, können sie ihn nicht anfasscn. L F. s.
 
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