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102 Meggendorfer-Blätter, München

— „Aber Minna, Sie haben ja der kostbaren Chinesen-
figur den Zopf abgeschlagen l"

— „Gnädige Frau, die Chinesen tragen keine Zöpse mehr."

Schmeichelhaft

Fräulein (zornig zum ?!achbar): „Zhr Äund hat mir das
Kleid zerrissen!"

— „Sie haben ihn doch gewiß gereizt?"

— „Nicht im geringsten! Jch saß am Klavier und sang."

— „Na, sehen Sie!"

nicht gern harte Taler zahlen, war es gar nicht recht: „Der
könnte auch was bessres tun, als so aufs Materielle aus
sein," sagten sie, „da ist der alte Lehrer doch ein anderer
Kerl, an dem könnte er sich ein Beispiel nehmen."

Der junge aber nahm sich kein Beispiel, sondern for-
derte den alten auf, ein gleiches zu verlangen. Der schüttelte
den Kopf: „Ich lerne nicht mehr um, und dann — man
kann nicht wiffen —"

„Was kann man nicht wiffen, Lerr Kollege?"

Aber der andere blieb die Antwort schuldig. Ietzt
hat sie der Kcieg gegeben. Fleißig schickt der alte Lehrer
seine Schulbuben herum und sammelt seine Eier, seine
Butter, sein Schmalz und seine Schlachtschüsseln ein. Laar-
scharf paßt er auf, daß auch nicht eines fehle. Denn die
Bauern rücken gar nicht gern heraus damit.

„Der könnte auch was bessres tun, als so aufs Materielle
aus sein," sagen sie, „da ist der junge Lehrer doch ein
andrer Kerl, an dem könnte er sich ein Beispiel nehmen."

Aber der alte Lehrer nahm sich kein Beispiel, sondern
teilte mit seinem Kameraden vom Katheder brüderlich und
in natura.

„Sehen Sie," lächelt er, „man kann nicht wissen —"

„— wozu eine alte Klausel in der neuen Zeit oft gut
ist," ergänzt ihn der junge Äerr Kollege und schlägt ver-
gnügt sein weichgekochtes Ei auf. Fritz Müller

Anangenehm

— „Merkwürdig, ich habe nur noch zwei Zähne, und ge-
rade zwischen die klemmt sich immer etwas."

Genau

Kundin (im Kaufmannsladen): „Eben sehe ich, daß eine Fliege
in dem Sirup steckt, den ich gekauft habe; dafür müssen
Sie mir noch etwas Sirup hinzugeben, die ist doch mitge-
wogen worden!"

bin cienn icb, unci >va5 bi5t bu?
Zanciköi-nei- 5inö ^vir beide!
vie näcb5te cieckt un5

^ii allem Uer^eleiöe.

V^a5 i5t clenn bu5t? >Vs5 i5t benn beicl?
vein bo5 rnnb 5icb ertüllen;

>Vie balö >virö clicb cüe ^>vigkeit
In ibren ^iantel büllen!

Lsirlkai'ä VoNrer

Der Naturalbezug

In dem Marktflecken D. gab es zwei
Lehrer, einen jungen und einen alten. In
ihrem Anstellungsvertrag war noch eine alte
Klausel: ein Viertel des Gehalts ist in natura
zu beziehen. Die und die Bauern waren ver-
pflichtet, ihnen jährlich soviel Eier, soviel
Schmalz, soviel Butter, soviel Schlachtschüsseln
abzugeben.

Der junge Lehrer fand das entwürdigend.
Knapp vor dem Kriege setzte er es durch, daß
ihm die Eier, das Schmalz, die Butter und
die Schlachtschüsseln in Neichsmark umgerech-
net und bezahlt wurden. Den Bauern, die

Begründet

— „Mit den Kühnern, die ich von Ihnen gekauft, haben Sie mich abcr
angeführt; die legen ja gar nicht!"

— „O, das kommt schon noch, warten Sie 's nur ab, die sind in dem
noblen Stall halt noch 'n bißchen schüchtern!"

Copyriqbl 1917 by I. Schreiber
 
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