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Zeitschrift für Humor und Kunst

Allzu ftarke Wirkung

Schrilles Geschrei ertönte aus dem Eß
zimmer. Das war die dicke Frau Labermann.
Sie kam auch gleich in den Korridor gestürzt,
um nach der Küche zu eilen. Aber auch die
Küchentür öffnete sich, und da stand, Tränen
in den Augen und die Äände ringend, das
Dienstmädchen und jammerte: „Ach Gott doch
man, das schöne Geschirr! Ich kann aber
wirklich nichts dafür, gnädige Frau! Gerade
als ich das Tablett auf den Spültisch stellen
wollte, gab es solchen schrecklichen Krach im
Korridor. !lnd da hab' ich vor Schreck das
ganze Geschirr fallen lassen!" Pir»

Die Sanögrube

Nirgends ist soviel Sonne im Land
Wie in -er Grube, im körnigen Sanö.
Arm unö verachtet in rieselnöen Dünen
Liegt sie bei Wiesen unö Ielöern im Grünen
Wie eine Wunöe, öer Lröe geschlagen,
Darf keine Gräser unö Halme mehr tragen,
Aber öie Sonne fällt voller hinein,
Seht, wie blenöet ihr Wieöerscheinl

Nirgenös ist soviel Sonne im Lanö
Wie in öer Grube, im ärmlichen Sanö.
Wenn Gewitter vorübergrollen,
Regenschauer schütten unö tollen,
Stürzen sie tief in öie Gröenwunöe
Unö verweilen öa manche Stunöe.
Wasser, was ist öeines Weilens Sinn?
Sieh', öer Himmel spiegelt sich örin!

F. 5-chrönghamer ^eimdal


Mütterkiche Logik — „Lab' ich dir nicht gleich gesagt, Mali,

du sollst nicht mit dem Schenkkellner gehn?
Ein Mensch, der wo schlecht einschenkt, kann doch kein Lerz nicht haben,"

Trost

Spaziergänger: „Aergerliche Geschichte! Da betrete ich
in Gedanken den Park und muß nun drei Mark Strafe
zahlen I"

Polizist: „Na, trösten Sie sich, das Geld dient zur Ver-
schönerung des Parks!"

Jn der Straßenbahn

Professor: „Wollten Sie nicht an der vorigen Laltestellc
aussteigen, Lerr Kollege?"

— „Iawohl! Sind wir bald so weit?"

Titel

— „Wer war denn der Äerr, den Sie soeben grüßten?"

— „Das war der Professor Lauser. Das hetßt, eigentlich
ist er nur Oberlehrer, aber sein Sohn ist Profeffor, oder
vielmehr, er wird es demnächst."

Fataler Protest

— „Sie meinen, die blaue Nas' hätt' ich vom Trinken ?
Durchaus nicht! Die habe ich so einem schwindelhaften
Geheimmittel zu verdanken l"

„Gegen was sollte das denn helsen ?"

— „Na, gegen Nasenröte!"

Dib boido Särg Von Sophie von Adelung

Schier vier-e-fufz'g Iährle hänt se mitenander g'haust,
der Brünneles-Iakob ond sei Weib, dui Ricke-bas. Da
sächt der Iakob zu ehre: „Ietzt horch, Rickele! Wie wär's,
wenn mir ons scho bei Lebzeite onsere zwoi Särg a'schaffe
dätet, woisch, so recht scheene? Mir b'stelle se beim Schreiner-
karle; der machts ons g'wiß recht ond et z'teier. Schterbe
muß aso a jed's, ond mir au, ond mer ka et wisse, ob
onsern Dochterma, der nach onserm Dod des Guat kriagt,
et's Geld für dui Särg reut. Jn so z'sammg'hobeltc
ei'fache siebe Bretter mag i aber net en d' Erd nonter;
ond du au ette. I mei, mir b'schtellet ons dui zwoi Särgle
nach onserem oigene G'schmack."

„Losch recht," sächt das Nickele, ond der Schreinerkarle
hot zwoi arg scheene Särg mache müsse, mit Verzierunge
dra, ganz extrafei. Ond weil er em Iakob sei Bruders
Dochterma's Vetter gwä isch, hot er ehm et meh derfür
abverlangt, als was reacht und billig war.

Dui zwoi Särg hot mer em Baurehof en de Oehrn
nag'stellt, ond weil mer net alsfort z'schterbe braucht, wenn
mer sich scho bei Lebzeite sein eigene Sarg a'schafft, ond
weil dui zwoi Särgle so arg g'schickt derzu gwä send —
fascht wie zwoi Truche — so hot mer in des ei' d' Apfel-
schnitz ond in des ander d' Bratbiereschnitz 'nci daou: 's
bvt emmer viel gä uf'm Brünneleshof.
 
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