168 Meggendorfer-Blätter, München
Geeignet
— „Iy dem Buam scheint a rechtec Dickschädel zu stecken.
Ich glaub, der übernimmt am besten amal den Äof."
2ütse 2lnlfntt^ !lnglütl Von Alfred Manns
Der Bauer Lütje Aalfatt sah den Tagelöhner Ian
Drangback, der bei ihm seit Iahren Knechtsdienste verrichtete,
von unten herauf an, seine Mundwinkel zogen sich breit
und seine Stirn zog sich hoch.
„Ian Drangback, du bist einen alten Sagebock, was
aber mit den Speck, den ich dir nich geben kann, nichs nich
zu tun hat, weil du mir einen guten Knecht gewesen bist.
Jch könnte dir nu ja sagen, daß ich keinen Speck habe,
aber, indem du das anders weißt, is dir möglich an den
Trost nich gelegen. Sieh, Ian, du bist da zwar der Vater
zu, aber den Speck in die doppelt verschlossene Rauch-
kammer, da geb' ich dir für deinen Linnerk nichts von
raus, weil daß er faul is und auch sonst einen Tunegel,
der Linnerk."
Vater Drangback, dessen Gesichtszüge den Ausdruck
einer wahrhaft erhabenen Einfalt trugen, und die in ihrer
steinernen Anveränderlichkeit selbst bei dem argwöhnischsten
Menschen niemals den allergeringsten Verdacht von Seele
aufkommen ließen, öffnete die Augen
um einen Millimeter weiter.
„Tschä, Bauer, dennso — —
ich meinte man, weil daß der Iuna
nu in Felde is und in seinen Bries
so viel Speck in steht, den er nich
hat, da-"
„Darum wollt ich ihn für mein
Leben gern ein orntliches Stück geben
wenn ich ihn leider nich behalten
wollte."
Ian's Augenlider näherten sich
einander um 2 Millimeter.
„Tschä, Bauer, denn muß ich wohl
sehn, daß ich den Speck anderswo
herkrieg, wenn nich jetzt, dann später.
Ntchts für ungut."
Liermit ging Drangback seiner
Beschäftigung nach.
Zwei Tage später kam Lütje
Aalsatt gewaltig nachdenklich aus
dem Schweinestalle. Er begab sich
langsamen Schrittes dorthin, wo er
den Tagelöhner wußte, stellte sich vor
ihn hin, sah ihn scharf an und sprach
also:
„Ian Drangback," sagte er und
schwieg dann wieder.
Ian wartete eine geraume Weile,
und um dem Bauern verständlich zu
machen, daß er deffen Rede bis so-
weit verftanden habe, entgsgnete er
nach einer weiteren Pause:
.Tschä."
Kaum fünfMinuten später, wäh-
rend welcher Zeit Lütje sich zwischen
Daumen uno Mittelfinger die Nase
ausgedrückt, gehaltvoll ausgespuckt
und einen srischen Priem eingeladen
hatte, fuhr er in seinen Mittei-
lungen fort:;
„Ian Drangback, ich glaub alle-
mal, unsen Backofen, den wir wegen
das viele Prickelholz mitten in den
dicken Busch stehen haben, der is
was abständig; ich hab' da noch
heut' Morgen ne ganze Menge Steine rausgeschmiffen."
„So?" entgegnete Ian, „der Backofen is man erst
drei Iahre alt, und vor 2 Wochen, da fehlte da noch
nichs an-"
„Das hat da nichts nicht mit zu tun," fiel ihm der
Bauer ins Wort, „wenn ich dir sage, daß ich die Steine
eigenhändig rausgekeilt hab', denn so wirst du das ja wohl
für voll nehmen. And während den Krieg wird er nich
wieder gemacht. Aber damit daß er nich ganz unnütz is,
kann man da vielleicht Karnickel in mästen oder so-"
Drangback nickte überzeugt. „Das auch wahr, dazu is
er gut und überhaupt, manchmal, Backobens, und wenn
sie auch noch so heil sind, denn is sie ersten recht nich zu
trauen, indem daß denn an' leichtsten, was mit sie los is."
Aalfatts Mundwinkel gingen hoch. „So is das, und
nächste Woche bringen wir das Brot zu Nachbar Grotendötz
zum Garmachen. Tschä, hm —" von neuem entstand eine
minutenlange Pause, „mit die dicke Sau is das nu so weit,
daß sie das in die nächsten Tage mit das Ferkeln kriegen
Geeignet
— „Iy dem Buam scheint a rechtec Dickschädel zu stecken.
Ich glaub, der übernimmt am besten amal den Äof."
2ütse 2lnlfntt^ !lnglütl Von Alfred Manns
Der Bauer Lütje Aalfatt sah den Tagelöhner Ian
Drangback, der bei ihm seit Iahren Knechtsdienste verrichtete,
von unten herauf an, seine Mundwinkel zogen sich breit
und seine Stirn zog sich hoch.
„Ian Drangback, du bist einen alten Sagebock, was
aber mit den Speck, den ich dir nich geben kann, nichs nich
zu tun hat, weil du mir einen guten Knecht gewesen bist.
Jch könnte dir nu ja sagen, daß ich keinen Speck habe,
aber, indem du das anders weißt, is dir möglich an den
Trost nich gelegen. Sieh, Ian, du bist da zwar der Vater
zu, aber den Speck in die doppelt verschlossene Rauch-
kammer, da geb' ich dir für deinen Linnerk nichts von
raus, weil daß er faul is und auch sonst einen Tunegel,
der Linnerk."
Vater Drangback, dessen Gesichtszüge den Ausdruck
einer wahrhaft erhabenen Einfalt trugen, und die in ihrer
steinernen Anveränderlichkeit selbst bei dem argwöhnischsten
Menschen niemals den allergeringsten Verdacht von Seele
aufkommen ließen, öffnete die Augen
um einen Millimeter weiter.
„Tschä, Bauer, dennso — —
ich meinte man, weil daß der Iuna
nu in Felde is und in seinen Bries
so viel Speck in steht, den er nich
hat, da-"
„Darum wollt ich ihn für mein
Leben gern ein orntliches Stück geben
wenn ich ihn leider nich behalten
wollte."
Ian's Augenlider näherten sich
einander um 2 Millimeter.
„Tschä, Bauer, denn muß ich wohl
sehn, daß ich den Speck anderswo
herkrieg, wenn nich jetzt, dann später.
Ntchts für ungut."
Liermit ging Drangback seiner
Beschäftigung nach.
Zwei Tage später kam Lütje
Aalsatt gewaltig nachdenklich aus
dem Schweinestalle. Er begab sich
langsamen Schrittes dorthin, wo er
den Tagelöhner wußte, stellte sich vor
ihn hin, sah ihn scharf an und sprach
also:
„Ian Drangback," sagte er und
schwieg dann wieder.
Ian wartete eine geraume Weile,
und um dem Bauern verständlich zu
machen, daß er deffen Rede bis so-
weit verftanden habe, entgsgnete er
nach einer weiteren Pause:
.Tschä."
Kaum fünfMinuten später, wäh-
rend welcher Zeit Lütje sich zwischen
Daumen uno Mittelfinger die Nase
ausgedrückt, gehaltvoll ausgespuckt
und einen srischen Priem eingeladen
hatte, fuhr er in seinen Mittei-
lungen fort:;
„Ian Drangback, ich glaub alle-
mal, unsen Backofen, den wir wegen
das viele Prickelholz mitten in den
dicken Busch stehen haben, der is
was abständig; ich hab' da noch
heut' Morgen ne ganze Menge Steine rausgeschmiffen."
„So?" entgegnete Ian, „der Backofen is man erst
drei Iahre alt, und vor 2 Wochen, da fehlte da noch
nichs an-"
„Das hat da nichts nicht mit zu tun," fiel ihm der
Bauer ins Wort, „wenn ich dir sage, daß ich die Steine
eigenhändig rausgekeilt hab', denn so wirst du das ja wohl
für voll nehmen. And während den Krieg wird er nich
wieder gemacht. Aber damit daß er nich ganz unnütz is,
kann man da vielleicht Karnickel in mästen oder so-"
Drangback nickte überzeugt. „Das auch wahr, dazu is
er gut und überhaupt, manchmal, Backobens, und wenn
sie auch noch so heil sind, denn is sie ersten recht nich zu
trauen, indem daß denn an' leichtsten, was mit sie los is."
Aalfatts Mundwinkel gingen hoch. „So is das, und
nächste Woche bringen wir das Brot zu Nachbar Grotendötz
zum Garmachen. Tschä, hm —" von neuem entstand eine
minutenlange Pause, „mit die dicke Sau is das nu so weit,
daß sie das in die nächsten Tage mit das Ferkeln kriegen