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Zeitschrift fiir Humor und Kunst

17Z

^r. 1Z«8

Lütje AalfattS Anglück

Zehn Minuten später ging Lütje mit dem Milcheimer
an Jan vorbei.

„Lab' ich es nich gesagt? Mir kennt das Beest doch
am besten, und nu hat sie doch in' Eimer gepett'. Die Milch-
kommischon kann ich die Milch mit Liese ihren Kuhfuß doch
nich anstellen, ich muß ihr schier weggießen."

Ian schüttelte betrübt den Kops. „Tschä, wenn die
ganz alten frommen Kühe das mit so 'ns kriegen, das is
eine Aebelkeit is das."

„Tschä, das' wohl so," bestätigte Lütje und ging auf
ein andres Thema über. „Die zwölf Ferken sind ja nun
den Staat seine Kontraktferken. Sag mal, Ian, is das
Mehl, was wir für ihnen kriegen, wohl reichlich?"

„Ne, Bauer, das is just, daß es hinlangt. Das muß
alles durch ihnen durch, sonst belauert uns das mit den
Kontrakt. !leber is da nichs nich bei."

„So, hm, tschä. Aergerlich is das mit die Liese, denn
wenn so 'n Satan mit so 'ns erst mal anfängt, dennso bleibt
sie die mehrste Zeit dabei. Ich bin bang, daß wir von sie
ihre Milch nich ganz viel abliesern werden, denn welche einen
kann ein' das ansinnen, Milch zu trinken, wo so 'n alter
Sarras mit sein dreckiges Bein in rumgetrampelt hat?"

„Ne, das geht wohl nich. Aber ich trau das auch nich,
das soll wohl so kommen. !lnd nu das auch noch, wo wir
schon das Malöhr mit den Backoben gehabt haben, der so
in'ander gesallen is, daß er nu schier aussieht, wie 'n Schweine-
stall, und denn auch das mit die dreizehn Ferken, wo die
alte Sau durch die Mauer noch eins von gesressen hat."

„Tscha, nich? !lnd ich mein, wenn ein erst mal richtig
in Anglück is, denn bleibt das da auch bei. Ich hab' mich
vorhin die Säcke angeguckt, wo wir das Futterkorn, was
wir abliesern müffen, reintun wollen und hier rüber bringen,
wenn wir es in die Scheune gedroschen haben. Die Säcke,
ganz schön sind die nich mehr, und wenn uns da was mit
passiert unterwegs, das wär doch ein Iammer. Was sagst
du, Ian Drangback?"

Ian wackelte wehleidig mit dem Laupte.

„Wenn ich mir die Säcke so durch den Kopf gehen laß,
dann trau ich ihnen auch nich mehr als wie die wütende
Kuh Liese, die Sau und dem Backoben."

„Ein Iammer is das," fuhr der andere sort, „wir

müffen schändlich vorsichtig sein mit die Säcke mit das
Futterkorn, was uns nich gehört, aber ich glaub, helsen

wird uns das nichs nich, denn die Säcke-—" Liermit

verschwand Lütjebauer, den Eimer mit Lieses Fußbad außer-
ordentlich behutsam tragend, in dem dicken Busch. Er ging
von nun an häufiger her, jeden Tag mehrere Male, um
den Backofen zu besehen.

Aalfatt war kein Schwarzseher. Wenn er böse Ahn-
ungen hatte, dann trafen die auch wirklich ein, meist noch
schwärzer als er geargwohnt.

Zuerst Liese. Man sollte es nicht glauben, welcher
Teufel in das alte Tier gefahren war. Vor allem die
Leimtücke! Ging irgend jemand zu ihr, so stand sie da,
so dumm und liebreich, wie es nur einer Kuh möglich ist.
!leberhaupt, und das war gerade das schändliche, gab sie
dem bösen Geist nur Macht über sich, wenn sie mit dem
Bauern allein war, und wenn dieser sie molk, kein anderer
bekam etwas von ihrer Bösartigkeit zu sehen.

Ein jeder andere Bauer, der mit weniger Gemüt be-
haftet war, als Lütje Aalfatt, hätte die Tückische längst ans
Messer geliefert, und es war wirklich rührend, mit welcher
Nachsicht er stets von neuem den verunreinigten Sonder-
eimer der Veteranin seines Stalles in den dicken Busch trug.

Aber auch mit dem Korn behielt er Recht. Allerdings
war die Dreschtenne in der Scheune volle 30 Schritte vom
Lause entfernt, sodaß immerhin ein erheblicher Spielraum
für ünglücksfälle jeglicher Art beim Transport des Kornes
auf dieser nicht unbedeutenden Wegstrecke gegeben war.
Bald fiel, troh behutsamster Behandlung, der Sack von der
Karre, bald platzte er gar oder erhielt einen Spriher von
der Düngerkuhle her. Kurz, eine ganze Menge Korn konnte
nicht an die Kriegs-Getreidestelle zur Ablieferung gelangen,
denn Lütje war viel zu gewissenhaft, beschmutztes Futter-
korn abzugeben.

Bekanntlich ist in dieser Zeit der Allgemeinsamkeit den
Bauern die Schlachtung für Zwecke eigenen Konsums nur in
engem Nahmen gestattet. !lm den Ausfall gegen das ge-
wohnte Maß um ein weniges zu verringern, hatte sich Lülje
ein Karnickel angeschafft, das so um Mitte Novembcr
schlachtreif war.

Bevor die Erzählung nun ihren Fortgang nimmt,
muß der Leser von einem abergläubischen, eigentümlichen

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ktznntnisse na.eb belied ötzsebmg.ek. I^reis IVl. 7.25, 8.50, 13.50 mi t sebril'tl. Oarantis
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Bei Bestellungen von Waren etc. beziehc man sich aus diese Zeitschrist.


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