Kriegschrontk der Meggendorfer-Blätter, München
19
Der schlimmste Streik
Die provisorische Regierung in Rußland hat
es nicht leicht, aber sie sucht durch Freundlichkeit
und sanftes Nachgeben über alle Schwierigkeiten
hinwegzukommen.
Neulich hatten die Lerren Minister eine wich-
tige Konferenz. Allerlei unangenehme Nachrichten
lagen vor. Zuerst einmal: die Arbeiter in den
staatlichen Munitionsfabriken drohten mit Streik.
Was war da zu machen? „Zahlen, einfach
zahlen!" meinten die Lerren. „Es kommt ja augen-
blicklich nicht so darauf an; geben wir ihnen so
viel Lohn, wie sie nur wollen. Die Karre darf
nicht still stehen." — Der Finanzminister Teresch-
tschenko kratzte sich den Kopf, aber er war auch ein-
verstanden.
Weiter: die Versorgung der Großstädte. Wo,
zum Teufel, soll man die Lebensmittel auftreiben?
„Ach was," meinte der Ackerbauminister, „mit viel
Geld ist noch was zu machen. Wir müssen eben
zu jedem Preise kaufen, — auf Geld darf es über-
haupt nicht ankommen." Die andern Lerren waren
damit einverstanden. Der Finanzminister Teresch-
tschenko kratzte sich zwar denKopf, aber er nickte auch.
Ia aber, — die Transportschwierigkeiten. Die
Etsenbahnbeamten sind auch schon unzufrieden..
„Geben wir ihnen mehr Geld," riet der Eisenbahn-
minlster; „zum Streik darf es nicht kommen, eher müssen
wir alles zahlen, was die Leute wollen." Die andern Äerren
waren damtt einverstanden. Der Finanzminister Teresch-
tschenko kratzte sich zwar den Kopf. aber er nickte auch.
Gutschkow, der neue sanfte Kriegsminister, riet, die
Schlechte Zeiten
Wie lanqe der Bär sich wohl die
neue Melodie gefallen lassen wird?
— „Waih geschrieen, ich nehme keine Thronsessel mehr
an. Wer soll sie mir denn später wieder abkaufen."
Löhnung der Soldaten zu erhöhen. „Mehr Geld müssen
die Leute in diesen kritischen Tagen sehn, — es darf uns
nicht darauf ankommen." Die andern Äerren waren damil
einverstanden. Der Finanzminister Tereschtschenko kratzte
sich zwar den Kopf, aber er nickte auch.
Da stürzte ein Bote in den Saal. Eine schlimme
Kunde: in der Notendruckerei der Reichsbank ist ein
Streik ausqebrochen; sämtliche Angestellte haben die
Arbeit niedergelegt. — Miljukow fand zuerst Worte.
„Was, die auch? Na, das werden ja nicht so viel
Leute sein. Also zahlen wir ihnen einfach-"
Da aber nahm der Finanzminister Teresch-
tschenko beide Lände vom Kopf, machte Fäuste und
schlug auf den Tisch. „Ia, zum Donnerwetter, was
soll ich denn den Leuten zahlen, wenn die Arbeit in
der Notendruckerei still steht? !lnd wenn ich sie auch
noch einmal zur Arbeit heran kriege, — die Leute
werden ja doch nicht mehr lange machen wollen, die
werden ja umfallen vor lauter Anstrengung. So
viele Noten können sie ja überhaupt nicht drucken,
wie für all das Bezahlen gebraucht werden. Die
Leute haben ja eigentlich recht, wenn sie streiken.
Piro.
Reuter berichtet, daß zahlreiche russische Offiziere,
nachdem die Gefahr eines deutschen Vorstoßes auf
Petersburg bevorstehe, sich zum Dienst an der Front
Riga-Dünaburg gemeldet haben.
Ia. die armen Offiziere! Sie sind nirgends mehr
ihrer Äaut sicher und sehen ihr einziges Äeil nur
mehr noch in möglichst rascher Gefangennahme durch
die Deut>chen.
Monolog
König Georg von England: „Meine große Aehn-
lichkeit mit dem russischen Zaren ist sicher kein Zufall,
sondcrri ein Naturspiel von tiefer Bedeutung. Denn
in Wirklichkeit bin doch ich jetzt der Lerrscher aller
Reußsn."
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Der schlimmste Streik
Die provisorische Regierung in Rußland hat
es nicht leicht, aber sie sucht durch Freundlichkeit
und sanftes Nachgeben über alle Schwierigkeiten
hinwegzukommen.
Neulich hatten die Lerren Minister eine wich-
tige Konferenz. Allerlei unangenehme Nachrichten
lagen vor. Zuerst einmal: die Arbeiter in den
staatlichen Munitionsfabriken drohten mit Streik.
Was war da zu machen? „Zahlen, einfach
zahlen!" meinten die Lerren. „Es kommt ja augen-
blicklich nicht so darauf an; geben wir ihnen so
viel Lohn, wie sie nur wollen. Die Karre darf
nicht still stehen." — Der Finanzminister Teresch-
tschenko kratzte sich den Kopf, aber er war auch ein-
verstanden.
Weiter: die Versorgung der Großstädte. Wo,
zum Teufel, soll man die Lebensmittel auftreiben?
„Ach was," meinte der Ackerbauminister, „mit viel
Geld ist noch was zu machen. Wir müssen eben
zu jedem Preise kaufen, — auf Geld darf es über-
haupt nicht ankommen." Die andern Lerren waren
damit einverstanden. Der Finanzminister Teresch-
tschenko kratzte sich zwar denKopf, aber er nickte auch.
Ia aber, — die Transportschwierigkeiten. Die
Etsenbahnbeamten sind auch schon unzufrieden..
„Geben wir ihnen mehr Geld," riet der Eisenbahn-
minlster; „zum Streik darf es nicht kommen, eher müssen
wir alles zahlen, was die Leute wollen." Die andern Äerren
waren damtt einverstanden. Der Finanzminister Teresch-
tschenko kratzte sich zwar den Kopf. aber er nickte auch.
Gutschkow, der neue sanfte Kriegsminister, riet, die
Schlechte Zeiten
Wie lanqe der Bär sich wohl die
neue Melodie gefallen lassen wird?
— „Waih geschrieen, ich nehme keine Thronsessel mehr
an. Wer soll sie mir denn später wieder abkaufen."
Löhnung der Soldaten zu erhöhen. „Mehr Geld müssen
die Leute in diesen kritischen Tagen sehn, — es darf uns
nicht darauf ankommen." Die andern Äerren waren damil
einverstanden. Der Finanzminister Tereschtschenko kratzte
sich zwar den Kopf, aber er nickte auch.
Da stürzte ein Bote in den Saal. Eine schlimme
Kunde: in der Notendruckerei der Reichsbank ist ein
Streik ausqebrochen; sämtliche Angestellte haben die
Arbeit niedergelegt. — Miljukow fand zuerst Worte.
„Was, die auch? Na, das werden ja nicht so viel
Leute sein. Also zahlen wir ihnen einfach-"
Da aber nahm der Finanzminister Teresch-
tschenko beide Lände vom Kopf, machte Fäuste und
schlug auf den Tisch. „Ia, zum Donnerwetter, was
soll ich denn den Leuten zahlen, wenn die Arbeit in
der Notendruckerei still steht? !lnd wenn ich sie auch
noch einmal zur Arbeit heran kriege, — die Leute
werden ja doch nicht mehr lange machen wollen, die
werden ja umfallen vor lauter Anstrengung. So
viele Noten können sie ja überhaupt nicht drucken,
wie für all das Bezahlen gebraucht werden. Die
Leute haben ja eigentlich recht, wenn sie streiken.
Piro.
Reuter berichtet, daß zahlreiche russische Offiziere,
nachdem die Gefahr eines deutschen Vorstoßes auf
Petersburg bevorstehe, sich zum Dienst an der Front
Riga-Dünaburg gemeldet haben.
Ia. die armen Offiziere! Sie sind nirgends mehr
ihrer Äaut sicher und sehen ihr einziges Äeil nur
mehr noch in möglichst rascher Gefangennahme durch
die Deut>chen.
Monolog
König Georg von England: „Meine große Aehn-
lichkeit mit dem russischen Zaren ist sicher kein Zufall,
sondcrri ein Naturspiel von tiefer Bedeutung. Denn
in Wirklichkeit bin doch ich jetzt der Lerrscher aller
Reußsn."