Meggendorfer-Blätter, München
Viel verlangt
Iunges Fräulein: „Ich möchte
einen fachwissenschaftlichen — mein
Der Barhuber Von Frth Müuer
„§>err Barhuber, Sie mit Ihrem netten Amsatz sollten
sich doch ein Postscheckkonto einrichten."
„Ich bin fürs Bare und mag diese Wechs elgeschichten nicht."
„Aber Postschecks sind doch keine Wechsel, Äerr Bar-
huber."
„Das ist mir gleich, ich bin fürs Solide und kein Spring-
ingerl, der alles neumodiscke Zeug mitmacht."
So sprach der Äerr Barhuber vor dem Krieg. Der
Krieg, sagt man, verändere den Menschen nicht, er ver-
dichte nur vorhandene Eigenschaften.
„Aber Lerr Barhuber, wie kann man nur so rück-
ständig sein, noch immer haben Sie kein Postscheckkonto!"
„Ich mach' nicht allen
Schwindel mit!"
„Seien Sie nicht ko-
misch, die Post ist doch
das Sicherste vom Si-
cheren."
„Und bei mir ist sicher,
daß ich bar bezahl' und
bar bezahlt sein will."
Aber seine Freunde ga-
ben ihn nicht auf. Am
nächsten Tage erwischte
ihn ein zweiter:
„Noch kein Postscheck-
konto, wie kann man nur
so rückständig — ?"
„Nückständig? Man
muß nicht immer vorn
ftehn."
Am dritten Tag: „Lerr
Barhuber, wie geht 's
Ihrem Postscheckkonto?
das Vaterland fordert
bargeldlosen Amsatz."
„Lassen Sie mich in
Ruhe, mein Vater hat
aus ordentlichen Barvor-
rat gehalten, dessen Vater
auch, und das Ei braucht
nicht gescheiter als die
Lenn' zu sein."
Am vierten Tag: „Na,
Lerr Barbuber, und das
Postscheckkonto? Sie soll-
ten 's wenigstens versu-
chen, dann begreifen Sie
die Vorteile." And er
beginnt sie aufzuzählen.
„Lassen Sie mich aus
mit den Scheckwischen,
immer nur zusammen-
zählen und Zahlen auf
dem Papier hin- und
herschieben, den Lumbug
mach' ich nicht mit, dazu
bin ich schon zu alt."
Am fünften Tag kommt
zum Skatspiel der dritte
Mann ins Lokal geschos-
sen: „Feuer beim Bar-
huber —"
Der Barhuber ist totenbleich geworden.
wenn auskommen würde," fährt der andre seelen-
ruhig fort, „was glaubt ihr wohl, daß sein aufgehäuftes
Papiergeld — ?"
„Fehlgeschossen!" triumphiert der Barhuber, „ich hab'
fast nur Silber, das kann höchstens schmelzen."
„Ein geschmolznes Markstück hat knapp dreißig Pfennig
Silberwert." Der Barhuber will's nicht glauben. Ein
„Studierter" vom nächsten Billardtisch wird zugezogen und
bestätigt's.
Am nächsten Tage hat der Barhuber ein nagelneues
Postscheckkonto. Seine Freunde rücken mit Glückwünschen
sür die Bekehrung an.
kFortsehung stebe Seite 25)
einen Liebesbriefsteller, aber, bitte,
Bräutigam ist Archäologe. .. . !"
Eopyright 1917 by I. F. Schreiber
Viel verlangt
Iunges Fräulein: „Ich möchte
einen fachwissenschaftlichen — mein
Der Barhuber Von Frth Müuer
„§>err Barhuber, Sie mit Ihrem netten Amsatz sollten
sich doch ein Postscheckkonto einrichten."
„Ich bin fürs Bare und mag diese Wechs elgeschichten nicht."
„Aber Postschecks sind doch keine Wechsel, Äerr Bar-
huber."
„Das ist mir gleich, ich bin fürs Solide und kein Spring-
ingerl, der alles neumodiscke Zeug mitmacht."
So sprach der Äerr Barhuber vor dem Krieg. Der
Krieg, sagt man, verändere den Menschen nicht, er ver-
dichte nur vorhandene Eigenschaften.
„Aber Lerr Barhuber, wie kann man nur so rück-
ständig sein, noch immer haben Sie kein Postscheckkonto!"
„Ich mach' nicht allen
Schwindel mit!"
„Seien Sie nicht ko-
misch, die Post ist doch
das Sicherste vom Si-
cheren."
„Und bei mir ist sicher,
daß ich bar bezahl' und
bar bezahlt sein will."
Aber seine Freunde ga-
ben ihn nicht auf. Am
nächsten Tage erwischte
ihn ein zweiter:
„Noch kein Postscheck-
konto, wie kann man nur
so rückständig — ?"
„Nückständig? Man
muß nicht immer vorn
ftehn."
Am dritten Tag: „Lerr
Barhuber, wie geht 's
Ihrem Postscheckkonto?
das Vaterland fordert
bargeldlosen Amsatz."
„Lassen Sie mich in
Ruhe, mein Vater hat
aus ordentlichen Barvor-
rat gehalten, dessen Vater
auch, und das Ei braucht
nicht gescheiter als die
Lenn' zu sein."
Am vierten Tag: „Na,
Lerr Barbuber, und das
Postscheckkonto? Sie soll-
ten 's wenigstens versu-
chen, dann begreifen Sie
die Vorteile." And er
beginnt sie aufzuzählen.
„Lassen Sie mich aus
mit den Scheckwischen,
immer nur zusammen-
zählen und Zahlen auf
dem Papier hin- und
herschieben, den Lumbug
mach' ich nicht mit, dazu
bin ich schon zu alt."
Am fünften Tag kommt
zum Skatspiel der dritte
Mann ins Lokal geschos-
sen: „Feuer beim Bar-
huber —"
Der Barhuber ist totenbleich geworden.
wenn auskommen würde," fährt der andre seelen-
ruhig fort, „was glaubt ihr wohl, daß sein aufgehäuftes
Papiergeld — ?"
„Fehlgeschossen!" triumphiert der Barhuber, „ich hab'
fast nur Silber, das kann höchstens schmelzen."
„Ein geschmolznes Markstück hat knapp dreißig Pfennig
Silberwert." Der Barhuber will's nicht glauben. Ein
„Studierter" vom nächsten Billardtisch wird zugezogen und
bestätigt's.
Am nächsten Tage hat der Barhuber ein nagelneues
Postscheckkonto. Seine Freunde rücken mit Glückwünschen
sür die Bekehrung an.
kFortsehung stebe Seite 25)
einen Liebesbriefsteller, aber, bitte,
Bräutigam ist Archäologe. .. . !"
Eopyright 1917 by I. F. Schreiber