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Zeitschrift für Humor und Kunst 5S

Die beiden Freiwerber

Am dritten Tag kam eine Karte von der Kathrin,
da sah der Lips ein, daß etwas geschehen müsse und
machte sich auf den Weg.

Das kleine Läuschen, in dem die Blonde mit der
Großmutter wohnte, lag am Ende des Dorses, und
der Lips sah nachdenklich, wie alt und baufällig es
war, und welch geringen Amiang das Feld hatte, das
dazu gehörte. Er sah auch, daß im Ziegenstall nur
noch drei Geisen standen statt der sieben, und schüttelte
den Kopf. Es war Zeit, daß das Aennlieschen einen
Mann bekam, der sich des Anwesens annahm!

Das Aennlieschen lag im Garten auf den Knien
und stach Salat aus. Es hob den blonden Kopf und
wurde rot und verlegen, als es den Lips erkannte.
Es blieb am Boden, ließ nur das Meffer sinken und
betrachtete den Feldgrauen unsicher, als er stch an
den wackeligen Lolzzaun lehnte.

„Ich dank dir noch schön für die Wurst," begann
der L>ps. „So gut als wie die hab' ich keine mehr
gegessen." —

„Sit der Zeit hammer ni mehr geschlacht't," sagte
das Mädchen entschuldigend. „Es is alles ze teuer.
Lln kein Futter fürs Vieh." —

„Lm — hm." — Das sah der Lips ja, daß es
knapp zuging hier. Er dachte an die hübschen Kleider
der Kathrin, die wie eine Dame aussah gegen dies
Bauernmädel, das sreilich jünger und hübscher war.

„L>m — hm. —"

Da sah er den Lanhenner an seinem dicken Stock
die Straße herunterschlufen, und die Erleuchtung war
mit einem Male da!

„Guck, da kommt der Lanhenner!" sagte er rasch,
und fubr dann eindringlich fort: „Der muß eine brave
Frau kriegen, die wo ihn gut verlorgt! Der arme
Kerl! Wie daß der dich lieb hat, Aennlieschen!
Beinah totgeschlagen hat er mich mal wegen dir,
na ja! An is doch 'n guter Freund von mir —
dem will ich nicht im Wege stehn, das wär n' An-
recht! Den mußt du nehmen, Aennlies! Eine gute
Penston kriegt er für das Bein, un nach dem Krieg
sollst mal sehn, da kriegt jeder Krüppel ioviel Land,
als er nur will. Seine beiden Arme hat er, und
kann was schaffen. Wogegen ich — Landarbeit kann
ich nicht mehr tun. — And wo gar, daß der Arm
wieder heil wird, da müßte ich gleich wieder raus
und würde totgeschoffen. Dann tätst du dasitzen!
Nei, nein, Aennlieschen, der Lanhenner mag dich
gern und ich steh ihm ni im Weg! Den nimm zum
Mann, is ja 'n Prachtmensch. An 's Eiserne hat
er auch. — Na, guck, da kommt er, ich laß euch zu-
samme!"

Tief aufatmend ging er davon, und das Aenn-
lieschen sah ibm verblüfft nach, wte er dem Freund
die Land schüttelte und mit dem Daumen der Linken
über die rechte Schulter nach ihr hin zeigte.

Gleich darauf stand der Lanhenner am Garten-
zaun und machte ein recht leidendes Gesicht. Wenn
das Mädchen »hn nicht gestern so vergnügt und laut
erzählend beim Wirt hätte siyen sehen, wäre ihr
wirklich das Mitleid mit dem armen Krüppel über
das Lerz und die Vernunst gestiegen.

„Ia, ja," sagte der Lanhenner und betrachtete
tiefsinnig die Salatstauden. „'s is schwer auf der
Welt!"

Das Bett

— „Der Lerr Prosessor wird die dicken Betten bei dieser
Litze nicht haben wollen, sondern sich lieber mit einer
leichten Decke begnügen. Na, das läßt sich leicht machen."

— „Lm, hm, hm!-

Ich glaub', ich werde mich wohl nach einem anderen Zimmer
umsehen müffen, hier schläft es sich doch gar zu schlecht!"
 
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