124 Meggendorfer-Blätter, München
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Probe - „Beim Erwachen gibt sich der Mensch am ehrlichsten. Wird er nun zuerst inich oder das Frühstück ansehn?"
Der Bauch des Garfield Pallot
möglichst früh in einer angenehmen Seßhaftigkeit zu genießen,
war sein Sehnen. Deshalb lebte er sparsam, soweit das
überhaupt bei einem in Lotels und auf Eisenbahnen und
Schiffen verbrachten Dasein ging, und war ein vorsichtiger
Käuser sicherer Papiere. Eines Tages aber fiel es ihm
ein, daß damit ja noch nicht genug getan war. Wie leicht-
sinnig war er doch! Wenn er einmal zu Schaden käme,
auf seinen fortwährenden Reisen oder sonst durch einen
Anfall, — ja, was dann? Dann war es aus mit den
schönen Einnahmen. Er war ja kein Beamter, der in solchem
Fall Anspruch auf eine Pension hatte; er war ja nur ein
Artist, dessen Daseinsbedingungen so ganz andere sind wie
die eines Beamten, — schon weil er sich immer viel Mühe
geben und dem Publikum gefallen muß.
Sowie Garfield Pallot sich das klar gemacht hatte,
tat er, was zu tun war. Die moderne Menschheit hat das
Schicksal, wenn auch nicht völlig, so doch in manchen Be-
ziehungen schön gemeistert durch die Erfindung der Ver-
sicherungen. Pallot ließ sich versichern, — bei der General
Affurance Society in Chikago. Für Leute, die nicht Englisch
können, sei bemerkt, daß dies Allgemeine Versicherungs-
Gesellschaft heißt und nichts mit Generalen zu tun hat.
Denn gegen Generale gibt es noch keine Versicherungen;
keine Versicherungsgesellschaft der Welt hätte Kapital ge-
nug, Nationen gegen Schäden zu versichern, die durch Ge-
nerale angerichtet werden. So etwas müssen die Nationen
schon selbst bezahlen.
Die General Assurance Society übernahm alles; sie
versicherte gegen jede mögliche Beeinträchtigung des mensch-
lichen Daseins: durch Feuer, Wasser, Eisenbahn, Schissbruch,
Diebstahl, Raub, Postbummelei, Lundebiß, Glatteis, Schei-
dung, Zwillingsgeburten usw. Natürlich versicherte sie auch
Artisten. Ein Vertreter der Gesellschaft sah sich Garfield
Pallottis Produktion einmal an, auf ein Freibillet natürlich,
und erstattete Bericht an die Direktion, die das Risiko nicht
einmal sehr groß fand. Die Prämie wurde aber doch nicht
billig, denn Pallotti beanspruchte für Zeiten, in denen er an
seiner Tätigkeit behindert sein wttrde, sehr hohe Bezüge,
für den Fall gänzlicher Invalidität aber eine stattliche
lebenslängliche Rente. Die Versicherung lautete dahin, daß
bei jedem durch irgend welche äußcre Einwirkung erlittenen
Unsall und bei jeder Krankheit die Ansprüche des Ver-
sicherten in Kraft treten sollten. Bei einer durch Eisenbahn-
unfall erlittenen Verletzung sicherte die Gesellschaft außer-
dem eine Extravergütung von tausend Dollars zu, — ganz
aus freien Stücken, ohne daß dies aus die Prämie von
Einfluß war. Das machen die amerikanischen Versicherungs-
gesellschaften immer. Vielleicht haben die Eisenbahngesell-
schaften ein heimliches Abkommen mit ihnen getroffen und
bezahlen jedesmal die tausend Dollars. Denn natürlich
wird das Vertrauen zu den Eiscnbahnen sehr gestärkt, wenn
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Probe - „Beim Erwachen gibt sich der Mensch am ehrlichsten. Wird er nun zuerst inich oder das Frühstück ansehn?"
Der Bauch des Garfield Pallot
möglichst früh in einer angenehmen Seßhaftigkeit zu genießen,
war sein Sehnen. Deshalb lebte er sparsam, soweit das
überhaupt bei einem in Lotels und auf Eisenbahnen und
Schiffen verbrachten Dasein ging, und war ein vorsichtiger
Käuser sicherer Papiere. Eines Tages aber fiel es ihm
ein, daß damit ja noch nicht genug getan war. Wie leicht-
sinnig war er doch! Wenn er einmal zu Schaden käme,
auf seinen fortwährenden Reisen oder sonst durch einen
Anfall, — ja, was dann? Dann war es aus mit den
schönen Einnahmen. Er war ja kein Beamter, der in solchem
Fall Anspruch auf eine Pension hatte; er war ja nur ein
Artist, dessen Daseinsbedingungen so ganz andere sind wie
die eines Beamten, — schon weil er sich immer viel Mühe
geben und dem Publikum gefallen muß.
Sowie Garfield Pallot sich das klar gemacht hatte,
tat er, was zu tun war. Die moderne Menschheit hat das
Schicksal, wenn auch nicht völlig, so doch in manchen Be-
ziehungen schön gemeistert durch die Erfindung der Ver-
sicherungen. Pallot ließ sich versichern, — bei der General
Affurance Society in Chikago. Für Leute, die nicht Englisch
können, sei bemerkt, daß dies Allgemeine Versicherungs-
Gesellschaft heißt und nichts mit Generalen zu tun hat.
Denn gegen Generale gibt es noch keine Versicherungen;
keine Versicherungsgesellschaft der Welt hätte Kapital ge-
nug, Nationen gegen Schäden zu versichern, die durch Ge-
nerale angerichtet werden. So etwas müssen die Nationen
schon selbst bezahlen.
Die General Assurance Society übernahm alles; sie
versicherte gegen jede mögliche Beeinträchtigung des mensch-
lichen Daseins: durch Feuer, Wasser, Eisenbahn, Schissbruch,
Diebstahl, Raub, Postbummelei, Lundebiß, Glatteis, Schei-
dung, Zwillingsgeburten usw. Natürlich versicherte sie auch
Artisten. Ein Vertreter der Gesellschaft sah sich Garfield
Pallottis Produktion einmal an, auf ein Freibillet natürlich,
und erstattete Bericht an die Direktion, die das Risiko nicht
einmal sehr groß fand. Die Prämie wurde aber doch nicht
billig, denn Pallotti beanspruchte für Zeiten, in denen er an
seiner Tätigkeit behindert sein wttrde, sehr hohe Bezüge,
für den Fall gänzlicher Invalidität aber eine stattliche
lebenslängliche Rente. Die Versicherung lautete dahin, daß
bei jedem durch irgend welche äußcre Einwirkung erlittenen
Unsall und bei jeder Krankheit die Ansprüche des Ver-
sicherten in Kraft treten sollten. Bei einer durch Eisenbahn-
unfall erlittenen Verletzung sicherte die Gesellschaft außer-
dem eine Extravergütung von tausend Dollars zu, — ganz
aus freien Stücken, ohne daß dies aus die Prämie von
Einfluß war. Das machen die amerikanischen Versicherungs-
gesellschaften immer. Vielleicht haben die Eisenbahngesell-
schaften ein heimliches Abkommen mit ihnen getroffen und
bezahlen jedesmal die tausend Dollars. Denn natürlich
wird das Vertrauen zu den Eiscnbahnen sehr gestärkt, wenn