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1Z4 Meggendorfer-Blätter, München

— „Kinder, ich übernehme eine Kneipe. Eigentiich ist's merkwiirdig, daß ich wegen meines Rheumalismus dem
Theater Lebewohl sage; wegen Rheumatismus bin ich nämlich auch zum Theater gekommen." — „Nanu?"

— „Ia, mein Vater hatte ihn damals, sonst hätte er mich so verhauen, daß ich den Gedanken aufgegeben hätte."

Die moralische Tante

Tante Mathilde war eine Dame von streng pädagogi-
schen Grundsätzen. Iedesmal, wenn sie zu uns auf Besuch
kam, hatte sie zwar nach guter Tantenart eine kleine Leckerei
für die Kinder dabei, aber sie sah zugleich strenge darauf,
daß die guten Sachen ihre vorgeschriebene Zeit im Glas°
schrank oder sonst an einem unzugänglichen Orte als Schau-
objekte verstaut wurden.

„Denn," sagte sie, „die Kinder müssen frühzeitig lernen,
sich zu beherrschen. Der Gier und Gelüstigkeit müssen bei-
zeiten stramme Zügel angelegt werden, und das erreicht man
am besten durch ständige Aebung. Das ist auch der Grund,
weswegen ich die Sachen überhaupt mitbringe."

Lange Zeit war nun Tante Mathilde nicht mehr zu
Besuch gekommen, wegen des Krieges, wie sie sagte; vor
einigen Tagen aber erschien sie doch wieder.

„Näschereien habe ich diesmal nicht mitgebracht," sagte
sie. „Denn in dieser Zeit muß man an Nützlicheres denken,
wenn man schon einmal das sündhaste Geld ausgibt."

And was kramte das gute alte Wesen aus ihrem Korbe?
Drei Eier. Schöne frische Eier.

Die Augen meiner Frau leuchteten förmlich auf.

„Eine größere Freude hättest du mir nicht machen
könnertz du gute, liebe Tante," rief sie gerührt. „Schon
seit Wochen habe ich kein Ei mehr im Lause gesehen, und
ich kann dir gar nicht beschreiben, wie mühsam ich mich
immer beholfen habe. And just zur rechten Zeit kommen
sie," unterbrach sie sich. „Denn gerade ist Minna dabei,
Knödel zu machen." And damit packte sie die Eier und

wollte in die Küche. Aber Tante Mathilde faßte ste energisch
am Arme.

„Du wirst doch nicht," schalt sie. „Nein, seh einer doch
so ein Angestüm an! Kaum liegen sie auf dem Tisch, so
sollen sie auch schon in den Knödelteig wandern. Wo Eier
doch solch eine Augenweide sind! Marsch damit in den
Glasschrank und nicht angerührt, solange ich da bin!"

§. A. Lg.

Ein Schlaukopf

— „Wie kommst du dazu, dich als Athlet in das Fremden-
buch einzutragen?"

— „Das wirst du begreifen, wenn der Lotelier uns die
Rechnungen gibt und du den Anterschied merkst."

In der Sommerfrifche

Backsisch: „Warum gackert denn die Lenne so anhaltend?"
Bäuerin: „Weil sie 'n Ei gelegt hat!"

„Sie hört aber gar nicht aus, das scheint doch mehr
Nervosität zu sein."

Auf dem Heimweg

— „Wollen wir noch a Maß zum Abschied trinken?"

— „Meinetwegen, aber die allerletzt'I Wo geh'n ma' denn
hin, in 'n ,Lirsch" oder in 'n ,Ochsen'?"

— „Ich mein', in 'n ,Ochserü!"

— „Guat! Dann,trinken ma also im,§)irsch" die vorletzte."

Eopyriqltt 1917 by F. Schreiber
 
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