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o Zeitschrift für Humor und Kuust

171

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Der Agent

du mir gestohlen bleiben. Von
so unedlen Menschen kaufe ich
keine Weine. Nicht mal auf
Kredit." Da sagte der Wein-
reisende, er wollte sich ja nur
eine Frage erlauben. And da
der §>err keinen Bedarf habe,
erlaube er sich noch eine andere
Frage. Die Frage nämlich,
ob der Äerr denn keine Be-
kannten habe,Kollegen, Freun-
de, Verwandte, die für einen
wirklich guten,reinen,fpritzigen
Mosel keine liebhaberische Ver-
wendung hätten. Was soll
ich euch sagen? Der gräßliche
Kerl saß eine halbe Stunde
bei mir und ließ nicht locker,
bis er euere Adreffen hatte.

Sämtliche Adreffen. Sogardie
deine, Ber, du Vegetarianer
und Alkoholfeind! And nun,be°
schimpft mich, bitte, ich habe es
verdient. Nun werdet ihr alle
den Besuch des Lerrn Fried-
länder zu erwarten haben!"

Erschöpft von dieser langen
Beichte saß Metig in seiner
Ecke. Die Freunde lachten und
zeigten vielen Mut.

„Last du ihm denn wirk-
lich nichts abgekauft.. auf..

Kredit? Land aufs Äerz,

Bruder Metigl"

Noch röter wurde der bei
dieser Frage vr. Lufnagels.

And er gab fünfundzwanzig
Flaschen zu.

Lahahahahahahahaha... Lahahahaaaaaa ... Lahaha
Da dröhnte dgs Gelächter.

„Jch freu mich schon, wenn der Kerl zu mir kommt,"
sagte der Kunstmaler Zwirnold.

„Ich bin Iiu-Zitsu-Boxer," lachte sein Kollege Frankl.

„Ich laß mir von Metig eine Flasche des ihm ange-
fchmierten Zeugs geben und zwinge den braven Geschäfts-
mann, sie zu trinken . . . Sollt mal sehen, wie schnell der
draußen ist."

„Ihr habt gut lachen," klagte der arme Metig. „Aber
wartet nur erst ab. Vielleicht feid Ihr den Künsten des
Lerrn Friedländer doch nicht so ganz gewachsen!"

Eben kam Lektor Maria durch die Tür.

„Pst," machte vr. Lufnagel. „Du hast deinen Ge-
schäftsfreund doch auch auf den Euphrosynerich Meier
gehetzt, Metig?"

Der nickte.

„Wir wollen unsern Freund und Gönner Lektor damit
überraschen lassen! Keiner erzählt ihm ein Sterbenswört-
chen, einverstanden?"

Alle nickten schnell, und alsbald trat auch Lektor Maria
Meier an den Stammtisch, reichte dem Wafferfrosch.Fanni
den Schlapphut, kontrollierte mit verstohlenem Spiegelblick
den Sitz seiner wallenden weißen Atlaskrawatte und ließ
alsdann ein tenorhelles Servus erschallen.

And dann erzählte er von seinem großen Glücke: In
Paffau habe er gastiert, zum ersten Male auf einer richtigen

2«^ V)

Der Hilfsdienstpflichtige

— „Grad aufpaffen derfst, daß
d' kein Vorgesetzten übersiehst."

Bühne vor einem richtigen Publikum in einer richtigen Oper
gesungen. Llnd die Kritik habe ihn einen zukunftsreichen
jungen Künstler genannt. And in zwei bis drei Iahren
sei er der beste Papageno in allen deutschsprechenden Ländern.

vr. Lufnagel konnte einen Wttz niemals unterdrücken:
„Der beste Papagei bist du heute schon!"

„Was!" schrie da Lektor Maria, „mit deinem unan-
gebrachten Witz wirst du mir den Glauben an das Lohe,
das ich selber bin, nicht nehmen, du Pfahlbürger du! Aber
warte, ich werde dich überzeugen ... gleich auf der Stelle.
Lört!"

„Am Gottes willen! Lalt ein! Du willst doch nicht
etwa hier Proben deiner Kunst geben?"

„Gewiß will ich! Aeberzeugen will ich euch! Nieder-
zwingen in meinen Bann!"

„Rette sich, wer kann!" rief vi-. Lufnagel. And ver-
schwand behende, Lektor Maria war nicht weniger gewandt.
Er folgte ihm nach, auch hinter die Tür „00". Wo sich ihm
ein Zufluchtsort bot, dorthin lenkte Lufnagel die geängstigten
Schritte. Löhnisch kreischte der Riegel. Aber Lektor war
unabwendbar. And vor dem Pförtchen stand er und hub
an zu singen. Das Preislied aus den Meistersingern.
Denn die Arien der Zauberflöte und seine Papageno-
Gesänge erschienen ihm zu leise.

Lerein aber stürzte alles, was an männlichen Wesen
in der Nähe war: Die Gäste und der Zigarrenverkäufer,
der Zeitungshändler und schließlich auch der gute, lustige.
 
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