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— „Unser Ruff' ist ausgerissen. Einen Anzug vom Vater hat er mitgenommen, und aus der Speisekammer hat
er ein Stück Rauchfleisch eingesteckt."

— „Da wird er nicht weit kommen, — wer was zu effen bei sich hat, wird doch gleich vom Gendarmen angehalten."

Das Preisausschreiben

des Prokuristen scheiterte an der Gerissenheit seines Ovfers,
und weder die „Stille Klause" noch das übrige Reitzberg
erfuhren etwas nur halbwegs zuverläffiges zu der brennen.
den Frage des Tages.

Was aber brennt, soll man nicht erkalten laffen, sonst
geht leicht der Effekt verloren. And so schmiedete auch Peter
Kloiber sein Eisen als intelligenter Geschäftsmann, solange
es heiß war. And zwar auf dem erfolgreichsten und zu°
gleich populärsten Wege, den der aufgeklärte und weit-
sichligste Anternehmungsgeist betreten kann, dem Wege des
Inserates. Am Sonntage, wo ein jeder Muße hat, seine
Zeitung mit liebevoller Gründlichkeit zu lesen, brachte der
„Bote von Neitzberg und Llmgebung" ein fettgedrucktes,
halbseitiges Inserat. Dasselbe lautete:

Großes Preisausschreiben

Den verehrlichen Bürgern von Reitzberg und !lm-
gebung tue ich hierdurch kund, daß ich die Absicht habe,
in dem ehemaligen Spitzerhause am Marktplatze eine
Weinstube zu eröffnen. Dieselbe wird nach den per-
sönlichen Entwürfen eines namhaften Innenarchitekten
im allermodernsten Stile gehalten sein und von einem

Fachmann ersten Ranges geleitet werden, sodaß sie
einen ebenso gediegenen wie angenehmen Aufenthalr
bilden und eine Zierde und eine Sehenswürdigkeit
der Stadt Reitzberg darstellen wird.

!lm aber dem neuen Anternehmen die rechte
Weihe zu verleihen, soll ihm die ReiAberger Bürger-
schaft selbst den Namen geben. Für den besten ein-
laufenden Vorschlag habe ich einen Preis von

300 Mark

ausgesetzt. !lm gütige allgemeine Beteiligung bittet,

die Direktion
Peter Kloiber.

Nun war das Geheimnis enthüllt, und ganz Reitz^
berg war in Bewegung. Eine neue Weinstube also! La,
wer hätte darauf geraten! !lnd ein Preis von 300 Mark
für einen einfachen Namen, wie jeder Mensch deren ein
Dutzend am Tage finden konnte! Dieser Peter Ktoiber
mußte doch eine recht träge Phantasie haben! So viel
Geld für eine so einfache Sache zu zahlen!

Peter Ktoiber aber rieb sich die Lände. Ia, das war
eine Sache! Eine Weinstube aufmachen, das konnte jeder
simple Gastwirt, aber dermaßen sozusagen die gesamte Stadt
 
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