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Meggendorfer-Blätter, München
Nr. 1382
Das Preisausschreiben
Was die Gäste anbetrifft, so fingen sie an, sich kostbar
zu machen. Sie nörgelten an dem und jenem, klagten über
die harten Bänke und unbequemen Stühle, die ihnen die
Knochen steif mache, wünschten sich schöne große Spiegel-
scheiben im Fenster, die es ihnen gestatteten, hinauszusehen
und gesehen zu werden, und hielten es nicht für ausgeschloffen,
daß man es hier und da einmal auch mit dem neuen Lokal
versuchen werde.
Aeber das Preisausschreiben war man hoch erhaben.
Man ließ es zwar als gute Jdee gelten, tat es aber doch als
plumpen Reklametrick und Gimpelfang ab. Im übrigen ließ
man auchindiesem erwähltenKreisedas Thema auffällig rasch
unter den Tisch fallen und schnitt energisch den Versuch ab,
lediglich scherzweise sich für passende Namen zu intereffieren.
Inzwischen gingen ungezählte Briefe an Lerrn Peter
Kloiber ab, so daß man hätte meinen können, dieser stünde
mit jedem einzelnen Einwohner von Reitzberg in schrift-
lichem Verkehr. Der namhafte Innenarchitekt reiste wieder
ab, die Spezialisten in Blau, Grün und Gelb folgten ihm
und wieder an einem Sonntagmorgen erfolgte die An-
kündigung, die neue Weinstube werde noch am gleichen
Vormittage eröffnet werden. Als Name dafür sei das Wort:
„Prinzensalon"gewählt worden,und LerrProkuristSchnabel
sei der Erfinder desselben und somit der Preisgewinner.
Dann usw. im Namen der allen übrigen Einsendern tief
zu Dank verpflichteten Direktion.
Der Kaffee schmeckte an diesem Morgen etwas bitter
in Reitzberg. Der „Bote für Reitzberg und ümgebung"
lag vielfach zerknüllt in dunklen Stubenecken oder in kleine
Fetzen zerrissen in tiefen Papierkörben, kurze, höhnische
Gelächter wurden ausgestoßen oder halblaut gemurmelte
Ausdrücke wie Dusel, Schwindel und Beschränktheit wurden
hörbar; Männer zankten mit ihren Frauen, Frauen mit
ihren Dienstboten, und Kinder wurden ohne ersichtlichen
Anlaß geprügelt. Ein Ohrgehänge wurde wieder zu seinem
Verfertiger zurückgebracht und in einer Drogerie wurde
ein Reitpferd mittlerer Rasse begraben.
In der „Stillen Klause" ging es lebhaft wie noch nie
zu. Die Stube war bis auf das letzte Plätzchen gefüllt,
und man war ganz erstaunt, zu hören, daß gegenüber eine
neue Weinkneipe eröffnet worden sei. Iedenfalls eine total
verrückte Idee, in so einer kleinen Stadt ein zweites Wein-
restaurant aufzumachen I !lnd noch dazu in einem so scham-
losen Prunkstile, wie ein Lcrr bemerkte, der daran vorüber-
gegangen war und einen Blick hineingetan haben wollte.
Es sei geradezu frivol und unmoralisch, mit einem solchen
modernen Blendwerk auf die guten Sitten Reitzbergs drük-
ken zu wollen. And ein gewisser Prokurist Schnabel habe
sich nicht entblödet, seine Dienste an das überspannte Anter-
nehmen zu verkaufen und sich öffentlich in der Zeitung her-
umziehen lassen. Nein, nein das war ein totgeborenes
Kind und eine verfehlte Spekulation! Man würde nicht
darauf hineinfallen!
Anterdessen saß Peter Kloiber in seinem „Prinzensalon"
und wartete auf den Strom der Gäste. Eine statuenhafte
Kellnerin leistete ihm darin unfreiwillige Affistenz und eine
Anzahl von exotischen Blumensträußen in Spitzgläsern
gingen einem Stadium hoffnungsloser Vergänglichkeit ent-
gegen. Gegen elf Ahr kam der würdelose Prokurist Schnabel,
um sich seinen wohlverdienten Preis zu holen, trank aber
nichts, weil er, wie er vorgab, eine kleine Vergnügungs-
reise zu unternehmen beabsichtigte. Am Nachmittage ging
Lerrn Peter Kloiber die Kellnerin durch, und am Abend
legte er selbst sich zu Bette mit dem niederschlagenden
Bewußtsein, daß jene überlegene Intelligenz und Pfiffigs
Klugheit auch manchmal aus Irrwege führen könne.
Der Klausenwirt aber zog vergnügt schmunzelnd seine
Stalltracht wieder an, und das hübsche spitzgiebelige Laus
war nicht lange darauf wiederum zu verkaufen.
rosige Frische verleiht rasch
u. sicher ,,l(r6m ttalfa' . Un-
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fen, Wilesser, ^icket, Möte,
Wauyeit und alle Hautunrei-
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