Zeitschrift für Humor und Kunst
Vorbeugung — „So a Lund'l frißt jetzt auch schon was z'samrn'."
— „Zwegen dem halt ich ihn ja allweil auf dem Schoß, daß
er sich nicht zuviel Appetit anlauft beim Lerumspringen."
Das Patentzelt
Dabei schrie kein Mensch. Sondern einer sagte, er
brauche keinen Mantel. And ein anderer, er Pfeife auf
eine Kapuze. And wieder einer, das Negendach könne der
Teufel holen. Aber es half ihnen nichts. Sie wurden
ihnen aufgehalst. Das Zelt fing seine Äerrschaft an.
„Nu aber los," sagte einer.
Äalt, wehrte Max Wohlwend ab, jetzt kämen noch die
Zeltstöcke dran. Wer also einen Spazierstock wolle, wer
einen Alpenstock und wer ein Fernrohr? And das Gereiße
um die Sachen habe keinen Zweck.
Dabei riß sich kein Mensch darum. Sondern die Sachen
riffen sich um sie. Einer meinte, ein Spazierstock sei voll°
kommen überflüsstg. And ein anderer, Bergstöcke könnten
ihm gestohlen werden. And noch einer, das Fernrohr könne
ihm den Buckel herunterrutschen. Aber es half ihnen wieder
nichts. Die Sachen nahmen sich ihrer gewaltsam an. Das
Patentzelt dehnte seine Äerrschaft aus.
Aber dann wurde es doch ernst mit dem Wandern,
lrotz des Patentzeltes. Auf einmal lief Max Wohlwend
zurück. Er habe das Billrothtuch liegen laffen. Im über-
nächsten Dorfe holte er uns wieder ein. Mit dem Billroth-
tuch. And wer also jetzt das Billrothtuch haben wolle. And
wir sollten uns beherrschen und kein Geraufe anfangen
um das Billrothtuch. Sein Gewebe, das so vortrefflich
gegen Bodennäffe schütze, vertrage solche Behandlung nicht
und risse aus.
Dabei waren wir selber während seiner Rede ausge-
rissen, anstatt des Billrothtuches. Aber er holte uns ein
und versetzte das Billrothtuch dem mit den schwächsten
Beinen.
Daraus erst begann die Wanderlust. Den ganzen Tag
wanderten wir. Das Patentzelt warf nicht den geringsten
Schatten. Erst am Abend war es wieder da, dunkel, drohend,
unausweichlich.
Wir versuchten zwar, seiner nicht zu achten. Wir legten
uns ins weiche Moos und markierten plötzlich eingetretnes
Schnarchen. In dieser linden Sommernacht schlief man
am besten ohne alles.
Aber Max Wohlwend rüttelte uns wach, einen nach
dem andern. „Äallo!" schrie er, jetzt käme erst das Wichtigste
und Schönste von der ganzen Wanderschaft, das Zeltauf-
(^ortsetzung auf Seite 27)
Vorbeugung — „So a Lund'l frißt jetzt auch schon was z'samrn'."
— „Zwegen dem halt ich ihn ja allweil auf dem Schoß, daß
er sich nicht zuviel Appetit anlauft beim Lerumspringen."
Das Patentzelt
Dabei schrie kein Mensch. Sondern einer sagte, er
brauche keinen Mantel. And ein anderer, er Pfeife auf
eine Kapuze. And wieder einer, das Negendach könne der
Teufel holen. Aber es half ihnen nichts. Sie wurden
ihnen aufgehalst. Das Zelt fing seine Äerrschaft an.
„Nu aber los," sagte einer.
Äalt, wehrte Max Wohlwend ab, jetzt kämen noch die
Zeltstöcke dran. Wer also einen Spazierstock wolle, wer
einen Alpenstock und wer ein Fernrohr? And das Gereiße
um die Sachen habe keinen Zweck.
Dabei riß sich kein Mensch darum. Sondern die Sachen
riffen sich um sie. Einer meinte, ein Spazierstock sei voll°
kommen überflüsstg. And ein anderer, Bergstöcke könnten
ihm gestohlen werden. And noch einer, das Fernrohr könne
ihm den Buckel herunterrutschen. Aber es half ihnen wieder
nichts. Die Sachen nahmen sich ihrer gewaltsam an. Das
Patentzelt dehnte seine Äerrschaft aus.
Aber dann wurde es doch ernst mit dem Wandern,
lrotz des Patentzeltes. Auf einmal lief Max Wohlwend
zurück. Er habe das Billrothtuch liegen laffen. Im über-
nächsten Dorfe holte er uns wieder ein. Mit dem Billroth-
tuch. And wer also jetzt das Billrothtuch haben wolle. And
wir sollten uns beherrschen und kein Geraufe anfangen
um das Billrothtuch. Sein Gewebe, das so vortrefflich
gegen Bodennäffe schütze, vertrage solche Behandlung nicht
und risse aus.
Dabei waren wir selber während seiner Rede ausge-
rissen, anstatt des Billrothtuches. Aber er holte uns ein
und versetzte das Billrothtuch dem mit den schwächsten
Beinen.
Daraus erst begann die Wanderlust. Den ganzen Tag
wanderten wir. Das Patentzelt warf nicht den geringsten
Schatten. Erst am Abend war es wieder da, dunkel, drohend,
unausweichlich.
Wir versuchten zwar, seiner nicht zu achten. Wir legten
uns ins weiche Moos und markierten plötzlich eingetretnes
Schnarchen. In dieser linden Sommernacht schlief man
am besten ohne alles.
Aber Max Wohlwend rüttelte uns wach, einen nach
dem andern. „Äallo!" schrie er, jetzt käme erst das Wichtigste
und Schönste von der ganzen Wanderschaft, das Zeltauf-
(^ortsetzung auf Seite 27)