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Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München
Wilson: „Regt euch nich uff, bins bloß ich!"
Belohnung für Helden
Nach dem Vorbilde der Stadt Leeds haben jetzt eine
ganze Neihe englischer Städte Belohnungen ausgesetzt für
diejenigen ihrer Söhne, die sich als wackere Krieger durch
besondere Tapferkeit auszeichnen. Iede Stadt möchte natür-
lich die tapfersten Soldaten hinausgeschickt haben, und wer
etwas haben will, muß eben Geld dafür aufwendem So
ist es nun einmal in dieser Welt.
Auch Great Cakepool, eine durch Bedeutungslosigkeit
ausgezeichnete Ortschast in Worcestershire, wünschte sich
einen tapferen Sohn. Fünf in seinen Mauern geborene
junge Männer standen an der Front, aber bisher hatte
keiner von ihnen das Viktoriakreuz erhalten, wie überhaupt
nichts Besonderes von ihnen zu berichten war. Dies mußte
anders werden, und deshalb setzte der Gemeinderat von
Great Cakepool auf Antrag des Tabakhändlers Ienkinson
eine Belohnung von 10 Pfund aus, — sür denjenigen
Sohn der Stadt, der ein deutsches Geschütz erobern würde. ^
Gleich nach einstimmiger Annahme des Antrags schrieb
Ienkinson einen Brief an seinen Aeltesten, den Gemeinen ^
Lidney Alsred Ienkinson, der seit cinem halben Iahre in j
Flandern Gefahren ausstand. Denn auf eine Möglichkeit, ^
etwas zu verdienen, muß ein umsichtiger Vatcr seinen f
Sohn stets aufmerksam macherr.
Eine halbe Stunde von Great Cakepool entfernt liegt k
Little Cakepool, eine Tochterstadt des ersten Ortes. Seine l
Einwohner behaupten, Little Eakepool sei schon gegründet ^
worden als Lear König von Britannien war; die Leute von
Great Cakepool aber sagen, das sei nicht wahr, Little Cake- r
pool sei vielmehr unter Karl II von einigen aus Great -
Cakepool hinausgeschmissenen Pserdedieben erbaut worden.
Lieraus kann man ersehen, daß zwischen beiden Orten
Feindschaft und Nivalität herrschen.
Little Cakepool ist kleiner, aber stolzer, und als der
Nachbarort 10 Pfund für einen Lelden aussetzte, erklärte
es sofort, demjenigen Krieger aus Little Cakepool, der ein
deutsches Geschütz erobern würde, ganze 50 Pfund bezahlen
zu wollen. Die 5)öhe dieser sür die Gemeindekaffe sehr
beträchtlichen Summe erregte zwar zuerst Bedenken, d:e
aber durch die Erwägung zerstreut wurden, daß aus dem
Ort ja überhaupt nur ein Mann im Felde stände, der
Sohn der Witwe Tackleton, der zu dem schon etwas lahm
war. Man konnte sich also den Nuhm leisten, eine so schöne
Belohnung ausgesetzt zu haben, worüber Great Cakepool
sich gewaltig ärgern mußte, und brauchte doch nicht zu
befürchten, sie wirklich auszahlen zu müssen. Gleich nach
Annahme des Antrags schrieb die Witwe Tackletcn an
ihren Sohn Iim einen Brief nach Flandern. Denn eine
gute Mutter muß stets an das Wohl ihres Sohnes d nken.
Lidney Alfred Ienkinson aus Great Cakepool und Fred
Tackleton aus Little Cakepool standen beim gleichen Regi-
ment. Dieses Regiment erntete bei einem Sturmangriff
einen Äausen Lorbeere, — es erbeutcte zwei kaputte Ma-
schinengewehre und ein unbrauchbares Geschütz. Auf
dem geborstenen Kanonenrohr aber fand sich, mit Kreide
geschrieben, die Aufschrift: Iim Tackleton. — Little Cakepool
mußte 50 Pfund bezahlen; sie wurden bar in die Lände von
Iim Tackleton gelegt, der wegen seiner Äeldentat Urlaub
bekam. Aebrigens ist Little Cakepool dieser beträchtlichen
Ausgabe wegen jetzt genötigt, den Wafferzins zu erhöhen. -
Vierzehn Tage später kam auch Lidney Alfred Ien-
kinson auf Llrlaub nach Lause, — nach Great Cakrpool.
Tabakhändler Ienkinson empfing seinen Sohn mit Vor
würfen. „So eine Schande! Läßt du dir die Kanone von
dem lahmen Kerl aus Little Cakepool wegschnappen."
Lidney Alfred Ienkinson aber blieb ganz vergnügt.
Er klimperte mit Geld in der Tasche und zwinkerte
seinem Vater zu. „Die Wahrheit zu sagen, — gesehn hab'
ich das kaputte Dings zuerst; es war ja halb verschüttet.
Ich wollte auch schon meinen Namen 'raufschreiben, aber
da fiel mir ein, daß das ja Blödsinn wäre. Selbstverständlich
schrieb ich dann Iim Tackleton 'rauf."
Der alte Ienkinson schlug die Lände über dem Kopf
zusammen. „Du bist wohl ganz verrttckt geworden da draußen!"
Da zog Lidney Alfred 25 Sovereigns aus der Tasche.
„Ist das Verrücktheit? Der Iim ist doch ein anständiger
Kerl, — wir haben natürlich Lalbpart gemacht. 25 Pfund
sind doch mehr als zehn." -on.
Kaffeeklatsch im Weißen Hause
Naschkathl-Wilson: „Lier, meine lieben Mitschwestern,
das Allerneueste. Bernstorff soll gesagt haben - v. Pappen
soll gesagt haben - Boy-Ed soll gesagt haben-"
Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München
Wilson: „Regt euch nich uff, bins bloß ich!"
Belohnung für Helden
Nach dem Vorbilde der Stadt Leeds haben jetzt eine
ganze Neihe englischer Städte Belohnungen ausgesetzt für
diejenigen ihrer Söhne, die sich als wackere Krieger durch
besondere Tapferkeit auszeichnen. Iede Stadt möchte natür-
lich die tapfersten Soldaten hinausgeschickt haben, und wer
etwas haben will, muß eben Geld dafür aufwendem So
ist es nun einmal in dieser Welt.
Auch Great Cakepool, eine durch Bedeutungslosigkeit
ausgezeichnete Ortschast in Worcestershire, wünschte sich
einen tapferen Sohn. Fünf in seinen Mauern geborene
junge Männer standen an der Front, aber bisher hatte
keiner von ihnen das Viktoriakreuz erhalten, wie überhaupt
nichts Besonderes von ihnen zu berichten war. Dies mußte
anders werden, und deshalb setzte der Gemeinderat von
Great Cakepool auf Antrag des Tabakhändlers Ienkinson
eine Belohnung von 10 Pfund aus, — sür denjenigen
Sohn der Stadt, der ein deutsches Geschütz erobern würde. ^
Gleich nach einstimmiger Annahme des Antrags schrieb
Ienkinson einen Brief an seinen Aeltesten, den Gemeinen ^
Lidney Alsred Ienkinson, der seit cinem halben Iahre in j
Flandern Gefahren ausstand. Denn auf eine Möglichkeit, ^
etwas zu verdienen, muß ein umsichtiger Vatcr seinen f
Sohn stets aufmerksam macherr.
Eine halbe Stunde von Great Cakepool entfernt liegt k
Little Cakepool, eine Tochterstadt des ersten Ortes. Seine l
Einwohner behaupten, Little Eakepool sei schon gegründet ^
worden als Lear König von Britannien war; die Leute von
Great Cakepool aber sagen, das sei nicht wahr, Little Cake- r
pool sei vielmehr unter Karl II von einigen aus Great -
Cakepool hinausgeschmissenen Pserdedieben erbaut worden.
Lieraus kann man ersehen, daß zwischen beiden Orten
Feindschaft und Nivalität herrschen.
Little Cakepool ist kleiner, aber stolzer, und als der
Nachbarort 10 Pfund für einen Lelden aussetzte, erklärte
es sofort, demjenigen Krieger aus Little Cakepool, der ein
deutsches Geschütz erobern würde, ganze 50 Pfund bezahlen
zu wollen. Die 5)öhe dieser sür die Gemeindekaffe sehr
beträchtlichen Summe erregte zwar zuerst Bedenken, d:e
aber durch die Erwägung zerstreut wurden, daß aus dem
Ort ja überhaupt nur ein Mann im Felde stände, der
Sohn der Witwe Tackleton, der zu dem schon etwas lahm
war. Man konnte sich also den Nuhm leisten, eine so schöne
Belohnung ausgesetzt zu haben, worüber Great Cakepool
sich gewaltig ärgern mußte, und brauchte doch nicht zu
befürchten, sie wirklich auszahlen zu müssen. Gleich nach
Annahme des Antrags schrieb die Witwe Tackletcn an
ihren Sohn Iim einen Brief nach Flandern. Denn eine
gute Mutter muß stets an das Wohl ihres Sohnes d nken.
Lidney Alfred Ienkinson aus Great Cakepool und Fred
Tackleton aus Little Cakepool standen beim gleichen Regi-
ment. Dieses Regiment erntete bei einem Sturmangriff
einen Äausen Lorbeere, — es erbeutcte zwei kaputte Ma-
schinengewehre und ein unbrauchbares Geschütz. Auf
dem geborstenen Kanonenrohr aber fand sich, mit Kreide
geschrieben, die Aufschrift: Iim Tackleton. — Little Cakepool
mußte 50 Pfund bezahlen; sie wurden bar in die Lände von
Iim Tackleton gelegt, der wegen seiner Äeldentat Urlaub
bekam. Aebrigens ist Little Cakepool dieser beträchtlichen
Ausgabe wegen jetzt genötigt, den Wafferzins zu erhöhen. -
Vierzehn Tage später kam auch Lidney Alfred Ien-
kinson auf Llrlaub nach Lause, — nach Great Cakrpool.
Tabakhändler Ienkinson empfing seinen Sohn mit Vor
würfen. „So eine Schande! Läßt du dir die Kanone von
dem lahmen Kerl aus Little Cakepool wegschnappen."
Lidney Alfred Ienkinson aber blieb ganz vergnügt.
Er klimperte mit Geld in der Tasche und zwinkerte
seinem Vater zu. „Die Wahrheit zu sagen, — gesehn hab'
ich das kaputte Dings zuerst; es war ja halb verschüttet.
Ich wollte auch schon meinen Namen 'raufschreiben, aber
da fiel mir ein, daß das ja Blödsinn wäre. Selbstverständlich
schrieb ich dann Iim Tackleton 'rauf."
Der alte Ienkinson schlug die Lände über dem Kopf
zusammen. „Du bist wohl ganz verrttckt geworden da draußen!"
Da zog Lidney Alfred 25 Sovereigns aus der Tasche.
„Ist das Verrücktheit? Der Iim ist doch ein anständiger
Kerl, — wir haben natürlich Lalbpart gemacht. 25 Pfund
sind doch mehr als zehn." -on.
Kaffeeklatsch im Weißen Hause
Naschkathl-Wilson: „Lier, meine lieben Mitschwestern,
das Allerneueste. Bernstorff soll gesagt haben - v. Pappen
soll gesagt haben - Boy-Ed soll gesagt haben-"