Mißverständnis
Bauer (der einen schwerhörigen alten Lerrn nach einer Straße fragt): „Na,
na, lieber Äerr, i' will net telephonieren, i will nur a Auskunst'."
Weinholds Vekehrung
Beschaffenheit, die durch die flackernde Glut des Äerdfeuers
noch um ein vielfaches gesteigert wurde. Oben aber auf
dem Äerd prangte ein blauemaillierter Topf, deffen Glanz
alles andere überstrahlte und in dessen Innerem brodelnde
Fleischsuppendämpfe sich entwickelten und ungestüm darauf
zu dringen schienen, mit verständnisvollem Wohlbehagen
genoffen zu werden. Wein-
hold vermeinte förmlich den
Duft der köstlichen Brühe
draußen auf der Straße zu
spüren, und tat unwillkür-
lich einen so verlangenden
Schnaufer, daß Klärchen
Schulze sich erschreckt um-
wandte und erstaunt in das
dreisteMännergesichtblickte.
Nein, wie fatal das
war. Weinholds Gesicht
wurde jäh von einer dunk-
len Blutwelle übergoffen,
und mit einem schamhaften
Satz sprang er aus dem
Bereich. des magischen
Lichtkegels der Elektrischen
Plättanstalt.
Fünf Tage lang wagte
es Weinhold nicht, an dem
Laden Klärchen Schulzes
vorüberzugehen, am sechsten
aber raffte er sich zu einer
großen Tat auf. Er packte
alles, was er an Wäsche
besaß, ein Dutzend stolzer
Vatermörder nicht zu vergeffen, in ein Bündel und trug
dieses eigenhändig zu der hübschen Wäscherin. Warum
sollte er nicht ihr den Verdienst zuwenden, anstatt der
Lausmannsfrau mit der beständig laufenden Nase? Llnd
warum sollte er nicht bei dieser Gelegenheit ein freund-
liches Wort mit Fräulein Schulze wechseln können? Er
war doch bereits achtundreißig Iahre und besaß also dazu
ein gutes Recht. Andere
Männer in noch viel jün-
geren Iahren sprangen oft
noch viel kecker mit Frauen-
zimmern um.
Es ist nun geradezu er-
staunlich, wie viel Wäsche
Gustav Weinhold sein ei-
gen nannte, und gar nicht
zu erklären, wie rasch sie
nnmer schmutzig wurde.
Kaum hatte er ein Lemd
angezogen, so fiel ein ab-
scheulicher Kaffeektex da-
raufi und der schneeweißeste
Kragen war im Landurn-
drehen durch einen frechen
Rußfleck verunziert, ganz
abgesehen davon, daß er
einmal an einem nichts-
würdigen Regentage das
ganze Bündel Wäsche, als
er es eben abgeholt hatte,
in den Schmutz fallen ließ.
Es war eine schreckliche
Lauferei mit der vermale-
deiten Wäsche, und das
Berechnung — „Äerr Müller, leiden Sie denn das?
Ihr Iüngster läuft ja in Ihrem Zylinder
auf der Straße herum!"
— „Ach, lassen Sie ihn nur, die Frau Pastor
hat ihm einen Äut voll Aepfel versprochen."
Bauer (der einen schwerhörigen alten Lerrn nach einer Straße fragt): „Na,
na, lieber Äerr, i' will net telephonieren, i will nur a Auskunst'."
Weinholds Vekehrung
Beschaffenheit, die durch die flackernde Glut des Äerdfeuers
noch um ein vielfaches gesteigert wurde. Oben aber auf
dem Äerd prangte ein blauemaillierter Topf, deffen Glanz
alles andere überstrahlte und in dessen Innerem brodelnde
Fleischsuppendämpfe sich entwickelten und ungestüm darauf
zu dringen schienen, mit verständnisvollem Wohlbehagen
genoffen zu werden. Wein-
hold vermeinte förmlich den
Duft der köstlichen Brühe
draußen auf der Straße zu
spüren, und tat unwillkür-
lich einen so verlangenden
Schnaufer, daß Klärchen
Schulze sich erschreckt um-
wandte und erstaunt in das
dreisteMännergesichtblickte.
Nein, wie fatal das
war. Weinholds Gesicht
wurde jäh von einer dunk-
len Blutwelle übergoffen,
und mit einem schamhaften
Satz sprang er aus dem
Bereich. des magischen
Lichtkegels der Elektrischen
Plättanstalt.
Fünf Tage lang wagte
es Weinhold nicht, an dem
Laden Klärchen Schulzes
vorüberzugehen, am sechsten
aber raffte er sich zu einer
großen Tat auf. Er packte
alles, was er an Wäsche
besaß, ein Dutzend stolzer
Vatermörder nicht zu vergeffen, in ein Bündel und trug
dieses eigenhändig zu der hübschen Wäscherin. Warum
sollte er nicht ihr den Verdienst zuwenden, anstatt der
Lausmannsfrau mit der beständig laufenden Nase? Llnd
warum sollte er nicht bei dieser Gelegenheit ein freund-
liches Wort mit Fräulein Schulze wechseln können? Er
war doch bereits achtundreißig Iahre und besaß also dazu
ein gutes Recht. Andere
Männer in noch viel jün-
geren Iahren sprangen oft
noch viel kecker mit Frauen-
zimmern um.
Es ist nun geradezu er-
staunlich, wie viel Wäsche
Gustav Weinhold sein ei-
gen nannte, und gar nicht
zu erklären, wie rasch sie
nnmer schmutzig wurde.
Kaum hatte er ein Lemd
angezogen, so fiel ein ab-
scheulicher Kaffeektex da-
raufi und der schneeweißeste
Kragen war im Landurn-
drehen durch einen frechen
Rußfleck verunziert, ganz
abgesehen davon, daß er
einmal an einem nichts-
würdigen Regentage das
ganze Bündel Wäsche, als
er es eben abgeholt hatte,
in den Schmutz fallen ließ.
Es war eine schreckliche
Lauferei mit der vermale-
deiten Wäsche, und das
Berechnung — „Äerr Müller, leiden Sie denn das?
Ihr Iüngster läuft ja in Ihrem Zylinder
auf der Straße herum!"
— „Ach, lassen Sie ihn nur, die Frau Pastor
hat ihm einen Äut voll Aepfel versprochen."