Meqqendorfer-Blätter, München
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Weinholds Velehrung
!lnd was hätte er ihr wohl auch mit seiner ganzen
hochgepriesenen Kunst bieten können? Eine Mehlsuppe am
Morgen und eine Käsesuppe am Abend, ein Kattunkleid
im Sommer und ein Wollkleid im Winter und zu Weih-
nachten vielleicht ein Stückchen Eibischwurzelseife. Dazu
ein hochfürstliches Logement in einem alten „Eulenkäfig",
in einer Trödelbude voll hundertjährigen Plunders und
verschimmelter Kostbarkeiten, in der sie dann als Lumpen-
königin ihren Thron aufschlagen konnte.
Aber holla — so — was war das? Was kam ihm
da plötzlich für ein Gedanke? Ketzerisch zwar im höchsten
Grade, srivol geradezu im Linblick auf die hehre Göttin
Kunst, Trivialität in der Potenz, aber großartig praktisch
und mit einer Ader darin vom „Billigen Iakob" und seiner
breitspurigen Geltung im Leben, das da ausgeht aus nüch-
ternen Erwerb und Ansammlung von klingenden Schätzen.
Jm übrigen war die Sammlung, die Weinholds Atelier
füllte, durchaus nicht so wertlos, als wie er sie in miß-
launiger Selbstironie hingestellt hatte, es waren gute Stücke
darunter, und der Kenner fand vielleicht sogar Objekte von
hohem Wert dabei. Noch in der Nacht nahm Weinhold
ein Inventar seines gesamten verstaubten Besitzes auf und
unterließ auch nicht, den derzeitigen Bestand seiner Kaffe
genau zu prüfen. Das Ergebnis war befriedigend, und
Weinhold schmunzelte vergnügt zum ersten Male wieder in
diesen trübseligen Wochen.
In den nächsten Tagen herrschte in verschiedenen Teilen
der Stadt eine geheimnisvolle Tätigkeit. Weinhold, der
stille, weltfremde Künstler, ging im Spekulantenschritt durch
die belebteften Verkehrsstraßen und besah sich mit geschäfts-
mäßiger Miene leerstehende Läden. Er pflog geriffene
Verhandlungen mit protzigen Lausbesitzern und unterzeich-
nete endlich so etwas wie einen Kontrakt. !lnd weiter
dann wurde in der Terraffengaffe ein Möbelwagen gesehen
so groß wie ein kleines Laus, der kaum durch die enge
Straße kam, ohne einige offenstehende Türen und Fenster-
läden mitzunehmen, und der vollgeladen wurde mit dem
Äausrat von zehn ausgestorbenen, begüterten Familien.
Nr. !Z9g
!lnd wieder ein paar Tage darauf trat Wsinhold in
die Elektrische Feinwäscherei und Plättanstalt.
Ein sreudiger Schreck, das sah man deutlich, fuhr übcr
Klärchen Schulzes Vollmondsgeficht, als sie ihren alte»
Kunden erblickte.
„Rein, Lerr Weinhold," sagte sie, „das ist aber mal
nett von Ihnen, daß Sie wieder zu mir kommen. Ich dachte
schon, Sie wären mir böse von wegen des Bildes."
„Nicht im mindesten, Schätzchen," erwiderte Weinhold
keck und mit weltmännischer Gewandtheit.
„And Wäsche bringen Sie mir keine mit?"
„Leute nicht, Klärchen. And wie das in Zukanft
werden wird, weiß ich jetzt auch noch nicht. Das wird ganz
von Ihnen abhängen. Für heute wollte ich Sie nur ein-
laden, mit mir einen kleinen Ausflug nach dem Waldschlöß-
chen zu machen."
Klärchen Schulze mußte sich setzen, so verwirrt war sie.
„Aber kann ich denn das, Lerr Weinhold? Sie sind
doch-"
„Ein Iunggeselle, wollen Sie sagen," ergänzte Wein-
hold. „!lnd ich sage: Gott sei Dank, obgleich ich der starken
Meinung bin, daß dieses die längste Zeit der Fall gewesen
sein wird. Wollen Sie?"
Es ist nicht ganz aufgeklärt, wie diese Frage gemeint
war und wie sie verstanden wurde, aber Fräulein Schulze
sagte für alle Fälle: ja, und Lerr Weinhold ging davon und
wartete an der Frauenkirche, bis sich die hübsche Plätterin ge-
bührend herausgeputzt hatte und nachkam. !lnd dann bot er
ihr den Arm und sie schwtten miteinander durch die Stadt.
„Aber hier geht es doch gar nicht nach dem Wald-
schlößchen, Lerr Weinhold," wandte etwas ängstlich Fräulein
Klärchen ein.
„Nur Geduld, Schätzchen," erwiderte dieser. „Erst wiv
ich Ihnen mal was zeigen."
„Wieder ein Bild, Lerr Weinhold?"
„Nein, diesmal ein Schild," witzelte Weinhold, und ehe
sich Klärchen deffen versah, standen sie in der Pragerstraße
und Weinhold wies auf einen Laden, der aussah, wie ein
kleines Museum.
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von Onter- u. Oderkilre
«ut ottener Oartlsinine
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vie überrascbencke l'stsacke,
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