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Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München

Wenn die Deutschen kommen sollten

Schon vor einiger Zeit hat die russische Negierung alle
Einwohner Petersburgs, die es ermöglichen könnten, er-
sucht, die Stadt zu verlassen und sich nach Orten zu be-
geben, wo mehr Lebensmittel vorhanden wären. Viele
haben diesen Nat befolgt. Ietzt hat stch der Präsident des
Evakuierungskomitees, Skortzow, im Namen der Ausge-
zogenen an dierussischen Versicherungsgesellschaften gewandt,
ob sie für zurückgelassenes Eigentum die Versicherung über-
nehmen wollten. Die Versicherungsgesellschaften haben sich
dazu bereit erklärt und eine Prämie von sechzig Rubel
pro Mille festgesetzt. Sollte aber Petersburg von deutschen
Truppen beseht werden, dann sind sie gewillt, die Prämie
auf vierzig Nubel herabzusetzen.-

„Pfui Teufel!" sagte Ardalion Tronow, als er dies
im „Njetsch" gelesen hatte, zu seinem Freunde Iwan Lab
schin. Ardalion Tronow ist Patriot und Gegner eines er-
gebnislosen Friedens; srüher gehörte er auch dem ehemaligen
Verband der echt russischen Leute an. Iwan Labschin ist
gleichfalls Patriot, Gegner eines ergebnislosen Friedens
und ehemaliges Mitglied des Verbandes der echt russischen
Leute. Gegenwärtig aber halten beide das Maul, wenig-
stens in der Oeffentlichkeit; wenn sie untereinander sind,
ist das natürlich nicht nötig.

„Pfui Teufel!" sagte Ardalion Tronow noch einmal.
Das liest sich nicht schön, Brüderchen. Da werden sich die
Deutschen freuen, wenn sie das zu Gesicht bekommen. Also:
wenn wir unter uns sind, ist niemand seines Eigentums
recht sicher; aber wenn die Deutschen einziehen und das
Negiment übernehmen, — o, dann kann man die Prämie
gegen Einbruch und Diebstahl ruhig ermäßigen. Welche
infame Lüge!"

„Eine ausgestunkene Gemeinheit!" pflichtete Iwan Lab-
schin bei. „Natürlich sind die Äunde, die Versicherungs-
direktoren, von den Deutschen bestochen, daß sie mit ihrem
schurkischen Tarif die Stimmung verderben sollen."

„Niederschlagen sollte man die Kerle," meinte Ardalion
Tronow. „Aber natürlich sind sie längst nicht mehr in
Petrograd, — der Teusel mag sie finden."

Iwan Labschin nickte. Dann, nach einigem Nachden-
ken, fiel ihm ein: Aber ihre Wohnungen hier können wir
leicht 'rauskriegen; die Schufte werden doch manches hier

— „Ich werde solange mit dir kämpfen, bis
du mir deine Zipfelmütze gibst, und du bist dann
schuld, wenn der Krieg noch länger dauert."

gelassen haben, — Klaviere, Silbersachen und solch Zeugs.
Was meinst du, Brüderchen, wenn wir die Kerle-"

„Gehörig bestraften und ihnen die Bude ausräumten,"
fiel Ardalion Tronow ein. „Das wäre sogar eine patrio-
tische Pflicht. Mit ein paar guten Freunden können wir
das leicht machen. Warte mal, — da wäre zuerst einmal
Kusimenko, der damals, beim glorreichen Sturm auf die
deutsche Botschaft, sich so ärgerte, weil er nur einen silbernen
Leuchter abbekam."

„Er kann jetzt leicht einen zweiten kriegen. And dann
Dimitrenko, — seine Frau wünscht sich schon lange ein
Klavier. Ich werde mal mit ihm reden."

„Tu' das, Brüderchen. Aber schiebe es ja nicht auf die
lange Bank. Das verleumderische Gesindel, diese Versiche-
rungsdirektoren, muß bestraft werden, ehe es zu spät ist."

„Zu spät?" fragte Iwan Labschin.

Ardalion Tronow schlug ihm auf die
Schulter. „Nun ja, Brüderchen, wir müssen
uns doch beeilen. Es wird ja wohl nicht
geschehen, — aber denke doch, wenn die Deut-
schen nun wirklich kommen sollten!" Piro

Verwertung

— „Was hast du denn mit deiner sch
Kochkiste gemacht?"

— „Feuer."

Gloffe

Die Äolzsandalen, die machen Skandal,
Man hört das tagtäglich so manches M
Drum hieße es statt Sandalen
Wohl richtiger hier: Skandalen.


L. A. Lg.

Vorteil


Warnung — „Nur nicht in die Äeimat schreiben, daß wir uns
hier ans Stinken gewöhnen müffen, sonst denken sie
daheim, sie müffen uns noch schlechtere Zigarren schicken."

Frau: „Daß man die Briefe nach Oesterreich
offen schicken muß, hat doch auch sein Gutes."
Mann: „Ich wüßte nicht."

— „O doch; man kann immer noch wieder
ein Postskriptum anbringen."
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