Meggendorfer-Blätter, München
rHsvpu'rv S0U.
§s1Ls»-
Die Himmelsleiter Von F. Schrönghamer-Leimdal
Die Pfandlin ist eine lange und dürre, schaut aus wie die teure
Zeit, und man sieht's der von weitem an: das ist eine ganz ungute und
Gott gnade dem Mann, der die haben muß. Der sie haben muß, ist der
Pfandl, ein kreuzbraver Kamerad. Zst's nicht meistens so, daß die
schlimmsten Weiber die bravsten Männer haben?
Aber eigentlich: recht ist ihm geschehen, dem Pfandl, daß er
an ein solches Fegfeuer hingeraten ist. Lat ihn nicht die ganze Welt
gewarnt, wie er damals das Äeiralen im Sinn gehabt hat? Aber nein,
nichts hat er drum gegeben, und gerade die hat er haben müfsen, von
der ihm die ganze Welt abgeraten hat.
„Es wird nicht soweit gefehlt sein — in Gottes Namen," hat er
auf solche Einwände erwidert und ist richtig hineingefallen. Jetzt hat
er 's; den ganzen Tag schinden und rackern wie ein Ochs, kein gutes
Wöitl hören Tag und Nacht, aber ungute mehr als genug, und einen
schlechten Fraß jahraus, jahrein, den nicht einmal ein Bettelmann
anschauen tät'. In ein Wirtsbaus oder auf eine Lustbarkeit ist er die
zwölf Iahre noch nicht gekommen, die er in dem Fegfeuer sitzt. Ia, und
wie oft sieht man den armen Tropf mit einem blauen Aug', mit einem
verbundenen Gesicht oder mit einem Pinkel auf dem Kopf. Fragst ihn,
was ihm fehlt, sagt er, der Imm' hat ihn gestochen, oder er hat sich
angestoßen im finsteren Stall.
Die Leute wiffen gar wohl, wer der Imm' ist, denn die Pfandlin
ist mit den Länden grad so grobauf wte mit ihrem Maulwerk.
Wie wundert sich der Leitenwirt, daß der Pfandl heut' einmal
sein Gast ist! Wo muß man denn das hinschreiben?
Der Pkandl hat sein Pfeiferl zwischen den Zähnen und bestellt
eine Äalbe. So sromm und kleinlaut tut er wie in der Kirchen und
man merkt's gut, daß der in Wirtshäusern nicht daheim ist.
Wi^ sich der Leitenwirt genug gewundert hat, gibt er dem selt-
samen Gast die Ehre und setzt sich hin zu ihm auf ein Pläuscherl; wie 's
geht und steht, vom Wetter und Weltlauf.
„Und geht's der Pfandlin alleweil gut?" fragt der Leitenwirt, der
Spitzbub.
„Alleweil," sagt der Pfandl, „aber heut ist sie wallfahrten auf
Mariahilf, weil wir heut' grad zwölf Jahr verheiratet sind."
Ietzt drum! Das hat sich der Leitenwirt gleich gedacht. daß die
Pfandlin heut nicht um die Wege fein muß, weil der Pfandl ins
Wirtshaus geht. Auf der anderen Seite fällt es ihm auf, daß die
Pfandlin ihren Eheherrn nicht mit auf die Wallfahrt genommen hat.
!lnd er sagt's dem Pfandl auch.
„Warum?" tut der und lutscht an seiner Pfeifen. „Sie geht
wallfahrten und ich tu' wirtshäuseln heut'. Sie hat das geistliche
und ich das weltliche Trumm von unserm heutigen Ehrentag. Sie
ruft unsere liebe Frau an, daß uns weirer nichts fthlt hinfür, und ich
tu' haushüten und auf das Irdische schaun. Sie trinkt beim Lebzelter
rHsvpu'rv S0U.
§s1Ls»-
Die Himmelsleiter Von F. Schrönghamer-Leimdal
Die Pfandlin ist eine lange und dürre, schaut aus wie die teure
Zeit, und man sieht's der von weitem an: das ist eine ganz ungute und
Gott gnade dem Mann, der die haben muß. Der sie haben muß, ist der
Pfandl, ein kreuzbraver Kamerad. Zst's nicht meistens so, daß die
schlimmsten Weiber die bravsten Männer haben?
Aber eigentlich: recht ist ihm geschehen, dem Pfandl, daß er
an ein solches Fegfeuer hingeraten ist. Lat ihn nicht die ganze Welt
gewarnt, wie er damals das Äeiralen im Sinn gehabt hat? Aber nein,
nichts hat er drum gegeben, und gerade die hat er haben müfsen, von
der ihm die ganze Welt abgeraten hat.
„Es wird nicht soweit gefehlt sein — in Gottes Namen," hat er
auf solche Einwände erwidert und ist richtig hineingefallen. Jetzt hat
er 's; den ganzen Tag schinden und rackern wie ein Ochs, kein gutes
Wöitl hören Tag und Nacht, aber ungute mehr als genug, und einen
schlechten Fraß jahraus, jahrein, den nicht einmal ein Bettelmann
anschauen tät'. In ein Wirtsbaus oder auf eine Lustbarkeit ist er die
zwölf Iahre noch nicht gekommen, die er in dem Fegfeuer sitzt. Ia, und
wie oft sieht man den armen Tropf mit einem blauen Aug', mit einem
verbundenen Gesicht oder mit einem Pinkel auf dem Kopf. Fragst ihn,
was ihm fehlt, sagt er, der Imm' hat ihn gestochen, oder er hat sich
angestoßen im finsteren Stall.
Die Leute wiffen gar wohl, wer der Imm' ist, denn die Pfandlin
ist mit den Länden grad so grobauf wte mit ihrem Maulwerk.
Wie wundert sich der Leitenwirt, daß der Pfandl heut' einmal
sein Gast ist! Wo muß man denn das hinschreiben?
Der Pkandl hat sein Pfeiferl zwischen den Zähnen und bestellt
eine Äalbe. So sromm und kleinlaut tut er wie in der Kirchen und
man merkt's gut, daß der in Wirtshäusern nicht daheim ist.
Wi^ sich der Leitenwirt genug gewundert hat, gibt er dem selt-
samen Gast die Ehre und setzt sich hin zu ihm auf ein Pläuscherl; wie 's
geht und steht, vom Wetter und Weltlauf.
„Und geht's der Pfandlin alleweil gut?" fragt der Leitenwirt, der
Spitzbub.
„Alleweil," sagt der Pfandl, „aber heut ist sie wallfahrten auf
Mariahilf, weil wir heut' grad zwölf Jahr verheiratet sind."
Ietzt drum! Das hat sich der Leitenwirt gleich gedacht. daß die
Pfandlin heut nicht um die Wege fein muß, weil der Pfandl ins
Wirtshaus geht. Auf der anderen Seite fällt es ihm auf, daß die
Pfandlin ihren Eheherrn nicht mit auf die Wallfahrt genommen hat.
!lnd er sagt's dem Pfandl auch.
„Warum?" tut der und lutscht an seiner Pfeifen. „Sie geht
wallfahrten und ich tu' wirtshäuseln heut'. Sie hat das geistliche
und ich das weltliche Trumm von unserm heutigen Ehrentag. Sie
ruft unsere liebe Frau an, daß uns weirer nichts fthlt hinfür, und ich
tu' haushüten und auf das Irdische schaun. Sie trinkt beim Lebzelter