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Meggendorfer-Blätter, München

Wahr

— „Schämst du dich nicht, einen Iungen zu schlagen,
der viel kleiner ist, als du?"

— „Wenn er größer wär', tät er mich schlagen!"

„Wenn ich dir's sag'," beteuert der. „Das
ist eben das Anrechte von den Leuten, daß sie
die ilhe für ein Paradiesgarr'l halten. Bei
mir ist's halt einmal anders, weil ich das Ding

es jetzt dem Leitenwirt heraus.

„Warum?" fragt der Pfandl.

„Na ja, wie man halt hört," sagt der Wirt.
„Die Leut' sagen, deine Alte ist eine richtiges
Fegfeuer, und wenn man dich hört, ist's wieder
ganz anders. Die Welt ist halt schlecht."

Der Pfandl pafft ein paarmal, daß die
Rauchschwaden wie Gewölk am Stubengebälk
hängen, und schaut den Leitenwirt ruhig und
gelassen an.

„Paß auf, Wirt," sagt er dann feierlich
wie ein Prophet, „das Ding hat zwei Seiten,
wie alles auf der Welt. Es kommt bloß darauf
an, wie man's anschaut. Ich schau's so an, und
die Leut' schau'n es anders an.

Darfst mir's glauben: wie ich die Pfandlin
geheiratet bab', hab' ich genau gewußt, was
sie für eine ist. Daß ich mehr Maulschellen
und Rippenstöß' krieg' von der, als gute Wort'
und Brocken in der Supp'n, hab' ich von eh'
schon gewußt. Daß ich rackern muß wie ein
Steinklopfer und einen schlechten Fraß dazu
krieg', hab' ich auch aewußt. Siehst, Wirt, und
deswegen reden die Leut' von der Pfandlin so
ungut. Die schauen sie halt von emer andern
Seiten an wie ich.

Aber mir ist die Pfandlin gerade so recht,
wie sie ist. Ia, ich hab' mir's genau so ge-
wunschen, wie ich sie gekriegt hab'. Wär' sie
anders, meine ich, wär' ich schon längst ver-
dorben."

„Geh' weiter," sagt der Leitenwirt, „das
glaubst ja selber nicht, Pfandll"

Dte Limmelsleiter

in der Stadt ein Kaffeesüppel, und
ich kauf' mir bei dir eine Äalbe.
In einer richtigen Eh' ist's wie
bei einer !lhr: jeder Teil tur was
anderes, das eine Radl läuft so
hin und das andere so her, und
auf die Letzt' stimmt doch alles
zusammen . . . Iawohl," sagt er
wie zur Bekräftigung und stopst
sich ein neues Pfeiferl. Dabei
tut er so stillzufrieden, als wäre
in seiner Ehe alles eitel Glück
und Wohlsein gewesen.

And man weiß es doch ganz
anders!

Der Leitenwirt lupft die
Scklegelhauben hin und wieder:
wie soll er ietzt das nehmen, was
der Pfandl gesagt hat? Der tut
ja, als ob sein Ehestand ein glocken-
klarer Maitag wär' und nicht eine
Lölle, wie man weiß.

„Da fieht man's wieder, wie
schlecht die Leut' oft reden," fährt

„Vielleicht Anparteiischer gefällig?"

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