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Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, Müncheu
Daß die erstaunliche Voraussicht der
Deutschen auch mit den amerikanischen
Lieferungen an die Entente gerechnet hat,
beweist das Folgende. Nach Köln setzte
ich mich in den Speisewagen und genoß
einige Getränke. Äierbei ging ich meini
letzte Bilanz durch, und da sie sehr günstig
war, überkam mich gewissermaßen ein
berauschendes Gefühl. Daß sie einige
Iahre später durch Kanonenlieserungen
mich noch viel mehr berauschen würde,
wußte ich selbst damals noch gar nicht.
Aber man staune, — der simple deutsche
Kellner im Speisewagen hat das schon
geahnt. Ich habe gehört, wie er zu
einem Kollegen sagte: „Der Amerikaner
da in der Ecke wird bald einen Kanonen-
rausch haben." -on.
Ein Genießer
— „Sie trinken noch schwarzen Tee?
Da könnten Sie mir eigentlich die Blät-
ter für meine Pfeife aufheben."
— „O, die trinke ich mit."
Enthüllte deutsche Kriegsvorbereitungen
Die Deutschen haben angefangen, das ist den Ameri-
kanern ganz klar, trotz allem, was Suchomlinow bei seinem
Prozeß erklärt hat. Einen neuen Beweis dafür hat jetzt
Mister van Dyke angebracht, der frühere amerikanische
Gesandte im Äaag. In einem Artikel in „Seribners Ma-
gazine" erklärt er, Deutschland habe bereits Pfingsten 1914
gegen Frankreich mobilisiert; er habe nämlich damals ge-
legentlich einer Reise von Köln nach Trier dort vollbesetzte
Militärzüge fahren sehen. —
Ia, so kommt eben alles heraus. Das ist aber noch
gar nicht das Schlimmste. Nicht erst zu Pfingsten 1914,
nein, schon Weihnachten 1913 hat Deutschland angefangen,
Truppen im Westen zusammenzuziehen. Llnwiderleglich
bewiesen wird das durch das Zeugnis des amerikanischen
Stahlwarenfabrikanten Salomon Pocketfiller. Mister Pocket-
filler, dem seine großen Geschützlieferungen an die Entente
bisher nicht Zeit dazu ließen, hat jetzt sein Material Mister
Gerard zur Verfügung gestellt. Er berichtet folgendes:
Ende 1913 bin ich in Berlin gewesen. Am Tage vor
Weihnachten reiste ich nach Paris, da ich das liebliche
Friedensfest natürlich nicht in Deutschland, wo man es gar
nicht zu feiern versteht, verleben wollte. Auf dem Bahnhof
in Köln sah ich einen voll mit Soldaten besetzten Zug,
genau wie Mister van Dyke das später erlebt hat. Auf
meine Frage, was das bedeuten sollte, gab mir ein deutscher
Mitreisender die Auskunft, zu den hohen Festen verkehrten
von starken Garnisonen aus immer Militär-Arlauberzüge.
Das war natürlich Schwindel. Aus allen Fenstern des
Zuges sahen die Soldaten heraus; sie schienen ungemein
vergnügt und konnten jedenfalls den Krieg kaum erwarten.
Ich habe ganz deutlich gehört, wie einer der Soldaten rief:
„Donnerwetter, jetzt muß es doch bald los gehn!" Gleich
darauf fuhr der Zug mit den Soldaten ab. Ich vernahm
nur noch, wie zu jenem Soldaten ein anderer sagte: „Du
kannst es wohl kaum erwarten, zu deiner dicken Berta zu
kommen."
Diese Aeußerungen sind buchstäblich gefallen. Damals
legte ich ihnen kein Gewicht bei, aber heute ist mir der
Zusammenhang klar, denn jetzt weiß man ja, was die deut-
schen Soldaten unter einer dicken Berta verstehn.
Die einzige Möglichkeit
— „Nun, haben Sie schon Leizmaterial für den Winter
in Ihrem Keller?"
— „Genug, denke ich. Lolz und Kohlen hab' ich zwar
nicht bekommen, aber auf die 100 umfangreichsten Tages-
zeitungen in Deutschland bin ich abonniert."
Die Ohrenwärmer
Nachbarin (zum kleinen Sepp): „Wie war's denn in dem
patriotischen Konzert, Sepp?"
— „3 hab' nix g'hört; weil's in dem Saal nit g'heizt war,
hat die Mutter mir a dickes Tuch um 'n Kopf gewickelt."
Naiv
Lerr Meier ist im Begriff, sein Mobiliar zu verladen,
das aus einem Speicher untergebracht werden soll.
„Na, was gibt's," fragt ein vorübergehender Bekannter
neugierig.
„Bin einberufen worden!"
„Wie, und da wollen Sie den ganzen Krempel mit-
nehmen?"
Winterarbeit der Frau Helvetia
Sihung in der italienischen Kammer
in der Leimat braucht man mutige Männer!"
Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, Müncheu
Daß die erstaunliche Voraussicht der
Deutschen auch mit den amerikanischen
Lieferungen an die Entente gerechnet hat,
beweist das Folgende. Nach Köln setzte
ich mich in den Speisewagen und genoß
einige Getränke. Äierbei ging ich meini
letzte Bilanz durch, und da sie sehr günstig
war, überkam mich gewissermaßen ein
berauschendes Gefühl. Daß sie einige
Iahre später durch Kanonenlieserungen
mich noch viel mehr berauschen würde,
wußte ich selbst damals noch gar nicht.
Aber man staune, — der simple deutsche
Kellner im Speisewagen hat das schon
geahnt. Ich habe gehört, wie er zu
einem Kollegen sagte: „Der Amerikaner
da in der Ecke wird bald einen Kanonen-
rausch haben." -on.
Ein Genießer
— „Sie trinken noch schwarzen Tee?
Da könnten Sie mir eigentlich die Blät-
ter für meine Pfeife aufheben."
— „O, die trinke ich mit."
Enthüllte deutsche Kriegsvorbereitungen
Die Deutschen haben angefangen, das ist den Ameri-
kanern ganz klar, trotz allem, was Suchomlinow bei seinem
Prozeß erklärt hat. Einen neuen Beweis dafür hat jetzt
Mister van Dyke angebracht, der frühere amerikanische
Gesandte im Äaag. In einem Artikel in „Seribners Ma-
gazine" erklärt er, Deutschland habe bereits Pfingsten 1914
gegen Frankreich mobilisiert; er habe nämlich damals ge-
legentlich einer Reise von Köln nach Trier dort vollbesetzte
Militärzüge fahren sehen. —
Ia, so kommt eben alles heraus. Das ist aber noch
gar nicht das Schlimmste. Nicht erst zu Pfingsten 1914,
nein, schon Weihnachten 1913 hat Deutschland angefangen,
Truppen im Westen zusammenzuziehen. Llnwiderleglich
bewiesen wird das durch das Zeugnis des amerikanischen
Stahlwarenfabrikanten Salomon Pocketfiller. Mister Pocket-
filler, dem seine großen Geschützlieferungen an die Entente
bisher nicht Zeit dazu ließen, hat jetzt sein Material Mister
Gerard zur Verfügung gestellt. Er berichtet folgendes:
Ende 1913 bin ich in Berlin gewesen. Am Tage vor
Weihnachten reiste ich nach Paris, da ich das liebliche
Friedensfest natürlich nicht in Deutschland, wo man es gar
nicht zu feiern versteht, verleben wollte. Auf dem Bahnhof
in Köln sah ich einen voll mit Soldaten besetzten Zug,
genau wie Mister van Dyke das später erlebt hat. Auf
meine Frage, was das bedeuten sollte, gab mir ein deutscher
Mitreisender die Auskunft, zu den hohen Festen verkehrten
von starken Garnisonen aus immer Militär-Arlauberzüge.
Das war natürlich Schwindel. Aus allen Fenstern des
Zuges sahen die Soldaten heraus; sie schienen ungemein
vergnügt und konnten jedenfalls den Krieg kaum erwarten.
Ich habe ganz deutlich gehört, wie einer der Soldaten rief:
„Donnerwetter, jetzt muß es doch bald los gehn!" Gleich
darauf fuhr der Zug mit den Soldaten ab. Ich vernahm
nur noch, wie zu jenem Soldaten ein anderer sagte: „Du
kannst es wohl kaum erwarten, zu deiner dicken Berta zu
kommen."
Diese Aeußerungen sind buchstäblich gefallen. Damals
legte ich ihnen kein Gewicht bei, aber heute ist mir der
Zusammenhang klar, denn jetzt weiß man ja, was die deut-
schen Soldaten unter einer dicken Berta verstehn.
Die einzige Möglichkeit
— „Nun, haben Sie schon Leizmaterial für den Winter
in Ihrem Keller?"
— „Genug, denke ich. Lolz und Kohlen hab' ich zwar
nicht bekommen, aber auf die 100 umfangreichsten Tages-
zeitungen in Deutschland bin ich abonniert."
Die Ohrenwärmer
Nachbarin (zum kleinen Sepp): „Wie war's denn in dem
patriotischen Konzert, Sepp?"
— „3 hab' nix g'hört; weil's in dem Saal nit g'heizt war,
hat die Mutter mir a dickes Tuch um 'n Kopf gewickelt."
Naiv
Lerr Meier ist im Begriff, sein Mobiliar zu verladen,
das aus einem Speicher untergebracht werden soll.
„Na, was gibt's," fragt ein vorübergehender Bekannter
neugierig.
„Bin einberufen worden!"
„Wie, und da wollen Sie den ganzen Krempel mit-
nehmen?"
Winterarbeit der Frau Helvetia
Sihung in der italienischen Kammer
in der Leimat braucht man mutige Männer!"