90 Meggendorfer-Blätter, München
— „Lerr Semmelhuber, a Lalbe?"
— „Seit wann seh i aus, als wia a Lalbe?"
Die Beschwerde
Die Depesche kam schließlich zu der Dame, die Lagsüber
Aktenstücke zu heften hatte. Sie machLe das schon, so lange
die NeichsgeLreidestelle bestand, und für den InhalL der
AkLen haLLe sie deshalb nichL das geringste Interefse. Des-
halb las die Dame Meyers Eingabe ebenso wenig wie
andere SchrifLstücke, und das Telegramm bekam erst am
nächsten Tage den bekannten blauen Umschlag.
Zwei Tage darauf wanderte die Beschwerde in die
RegistraLur. Llnd hier fand sie schon mehr BeackLung.
Der Lerr RegistraLor haLLe auch oft über seinen Darm
und über das BroL zu klagen, und er sagte zum KanzleiraL,
als er ihm das Meyersche AkLenstück überreichte: „Es müßte
wirklich 'mal festgesteÜL werden, woran es liegL, daß wir
häufig schlechtes BroL bekommen."
Der KanzleiraL wollte dem RegistraLor einen Gefallen
tun, denn der Beamte halte ihm kürzlich drei KarLoffel-
karten geqeben. Deshalb sagte er zu ihm: „Ich werde
mein Möglickstes Lun, damit die Beschwerde dem Lerrn
Direktor vorgelegt wird."
And der KanzleiraL wandte wirklich alles an, um durch-
zusetzen, dah die Beschwerde zum Lerrn Chef ging. Der
RaL, der darüber zu entscheiden hatte, wollre sie nicht dem
Lerrn Direktor unterbretten. „Wir können ihm doch nicht
jede KleinigkeiL vorlegen."
Der KanzleiraL widersprach nicht, doch seinen Augen
war es anzusehen, daß er mit dem RaL nicht einer Meinung
war. And der VorgesetzLe merkte das natürlich auch, des-
wegen fuhr er fort: „Sehen Sie, eigentlich geht uns die
Sache durchaus nichts an. Gewiß! Wir verfügen über
die gesamte Meblmenge, wir setzen fest, was jeder bekommt,
und wir verteilen das Mebl auf die einzelnen Kommunal-
verbände. Doch direkt haben wir mit ihm nicht das mindeste
zu Lun."
Der KanzleiraL wollte jetzt doch etwas erwidern, aber
der RaL schniLL ihm sofort das WorL ab und saqte: „Sie
werden doch zugeben, daß wir das GeLreide nicht ernten,
nicht Lransportieren, nicht mahlen, das Mehl nicht auf-
bewahren und auch nicht verbacken. Wie sollen wir deshalb
für seine Beschaffenheit verantwortlich gemacht werden?"
Der Kanzleirat nickte.
„Na sehen Siel And Sie wissen ja, ich bin kein !ln-
mensch, und deshalb soll die Beschwerde an den DirekLor
kommen. Sie werden schon erfahren, daß er in meinem
Sinne entscheidet."
Der DirekLor war gerade verreist, deshalb konnte er
die Beschwerde erst nach vierzebn Tagen lesen. Er fand
sie für berechtigt, denn auch ihm war das schlechte BroL
schon aufgefallen. Die Emaabe wurde sofort von ihm er-
ledigt, das heißt, er ordnete ihre Aeberweisung an das
— „Lerr Semmelhuber, a Lalbe?"
— „Seit wann seh i aus, als wia a Lalbe?"
Die Beschwerde
Die Depesche kam schließlich zu der Dame, die Lagsüber
Aktenstücke zu heften hatte. Sie machLe das schon, so lange
die NeichsgeLreidestelle bestand, und für den InhalL der
AkLen haLLe sie deshalb nichL das geringste Interefse. Des-
halb las die Dame Meyers Eingabe ebenso wenig wie
andere SchrifLstücke, und das Telegramm bekam erst am
nächsten Tage den bekannten blauen Umschlag.
Zwei Tage darauf wanderte die Beschwerde in die
RegistraLur. Llnd hier fand sie schon mehr BeackLung.
Der Lerr RegistraLor haLLe auch oft über seinen Darm
und über das BroL zu klagen, und er sagte zum KanzleiraL,
als er ihm das Meyersche AkLenstück überreichte: „Es müßte
wirklich 'mal festgesteÜL werden, woran es liegL, daß wir
häufig schlechtes BroL bekommen."
Der KanzleiraL wollte dem RegistraLor einen Gefallen
tun, denn der Beamte halte ihm kürzlich drei KarLoffel-
karten geqeben. Deshalb sagte er zu ihm: „Ich werde
mein Möglickstes Lun, damit die Beschwerde dem Lerrn
Direktor vorgelegt wird."
And der KanzleiraL wandte wirklich alles an, um durch-
zusetzen, dah die Beschwerde zum Lerrn Chef ging. Der
RaL, der darüber zu entscheiden hatte, wollre sie nicht dem
Lerrn Direktor unterbretten. „Wir können ihm doch nicht
jede KleinigkeiL vorlegen."
Der KanzleiraL widersprach nicht, doch seinen Augen
war es anzusehen, daß er mit dem RaL nicht einer Meinung
war. And der VorgesetzLe merkte das natürlich auch, des-
wegen fuhr er fort: „Sehen Sie, eigentlich geht uns die
Sache durchaus nichts an. Gewiß! Wir verfügen über
die gesamte Meblmenge, wir setzen fest, was jeder bekommt,
und wir verteilen das Mebl auf die einzelnen Kommunal-
verbände. Doch direkt haben wir mit ihm nicht das mindeste
zu Lun."
Der KanzleiraL wollte jetzt doch etwas erwidern, aber
der RaL schniLL ihm sofort das WorL ab und saqte: „Sie
werden doch zugeben, daß wir das GeLreide nicht ernten,
nicht Lransportieren, nicht mahlen, das Mehl nicht auf-
bewahren und auch nicht verbacken. Wie sollen wir deshalb
für seine Beschaffenheit verantwortlich gemacht werden?"
Der Kanzleirat nickte.
„Na sehen Siel And Sie wissen ja, ich bin kein !ln-
mensch, und deshalb soll die Beschwerde an den DirekLor
kommen. Sie werden schon erfahren, daß er in meinem
Sinne entscheidet."
Der DirekLor war gerade verreist, deshalb konnte er
die Beschwerde erst nach vierzebn Tagen lesen. Er fand
sie für berechtigt, denn auch ihm war das schlechte BroL
schon aufgefallen. Die Emaabe wurde sofort von ihm er-
ledigt, das heißt, er ordnete ihre Aeberweisung an das