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Zeitschrist für Humor und Kunst 91

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Diagnose

M.*.

— „Kannft du sehen, ob auf den Brief,
wo er liest, a Marken naufpappt ist?"

— „Warum?"

— „Wenn kei' Marken drobenklebt, dann ist der Brief in an Paket
gelegen, dann hat er schon a Liebste, die ihm Paketeln schickt."

Die Beschwerde

Landesgetreideamt an, das die erforderlichen
Feststellungen machen und eventuell eingreifen
sollte.

Dem Landesgetreideamt ging die Be
schwerde nicht telegraphisch, sondern auf dem
üblichen Dienstwege zu, so daß sie hier erst
nach einigen Wochen eintraf. And in diesem
Llmt wanderte ste auch erst vom Expedienten
zum Aktenhefter, dann zum Negistrator, zum
Kanzleirat und zum vortragenden Rat, der
den Vorschlag machte, Meyer zu ersuchen,
seine Bescbwerde ausführlich zu begründen und
sie mit Tatsachenmaterial zu belegen. Doch
man entschied, es sei zweckmäßiger, die Ein-
gabe dem Kommunalverband zu senden, in
dessen Bezirk Meyer wohne. Der Verband
könne viel schneller entscheiden und Abhilfe
schaffen. Und wiederum trat das Aktenstück
eine Wanderung an. Der Kommunalverband
kannte solche Beschwerden. Deshalb wurde
Meyers Telegramm mit völligem Gleichmut
aufgenommen. Die Beschwerde sollte, w'e alle
übrigen, ordnungsgemäß erledigt werden, und sie wurde
der Behörde des Ortes geschickt, in dem Meyer seinen
Wohnsitz hatte.

Einige Monate waren vergangen. Die neue Ernte
war längst gpborgen, und ein Teil des Noggens war bereits
Mehl, das dem Bäcker bald zuging. And jetzt wurde auch
das Brot besser.

Eines Tages tras Klein seinen Freund Meyer, der

Der Herr Kriegsmaler „L>err Professor, wo

darf ich den Tee servieren?"
— „Aber Liebste, ich kann jetzt nicht, ich sitz ja mitten im
Pulverdampf und Kugelregen."

strahlte und frisch und wohl aussah. „Was sagen Sie
zum Brot?"

Klein schmunzelte: „Ia, wer hätte das gedacht!"

„Diesmal sind Sie gründlich hineingefallen. Meine
Beschwerde hat großen Erfolg gehabt. Wir können uns
auf die Behörden noch verlassen."

„Das Brot ist beffer geworden."

„Bedeutend! And danken Sie mir, daß ich Beschwerde
geführt habe."

„And mir danken Sie, daß ich Ihnen den rechten Weg
gezeigt habe."

„Nichtig! Gewiß, Äerr Klein, Sie haben Dank ver-
dient. Wissen Sie, es ist ganz was anderes, wenn man
sich gleich an der richtigen Stelle beschwert. Das mache
ich jetzt immer so. And vor allem telegraphiere ich dringend.
Es kostet ja etwas, aber es hilft."

Nach einigen Wochen mußte Meyer zum Magistrat.
„Sie haben eine Beschwerde eingereicht?" fragte ihn ein
Sekretär.

„Ich wüßte nicht."

„Na, diese Depesche!" Der Beamte wies auf das um-
fangreiche Aktenstück.

„Längst erledigt!"

„Ach was! Wir fangen erst an, die nötigen Anter-
lagen zu beschassen. Dazu ist uns die Beschwerde über-
wiesen worden."

Meyer riß den Mund groß auf.

Der Beamte sah jetzt mit einem strafenden Blick Meyer
an und sprach sehr ernst: „Mit einer Depesche können die
Behörden nichts anfangen. Das hätten Sie sich doch sagen
können. Wie heißen Ste?"

Meyers Erstaunen war so groß, daß er nichts erwidern
konnte.

„Sie werden doch wiffen, wie Sie heißen?" Der
Sekretär warf entrüstet den Federhalter auf die Akten.

„Ia wohl! Meyer ist mein Name, Meyer!"

Der gute Äerr stieß diese Worte hastig heraus. Er
war froh, als er diese Leistung vollbracht hatte, denn in
seinem armen Schädel rumorte es gewaltig.

„Wo sind Sie geboren? Wo wohnen Sie und wie
alt sind Sie?" Ein ganzes Trommelfeuer von Fragen
setzte ein. Meyer mußte alles zu Protokoll geben. Er
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