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Ein gutes Kind

Mama: „Wenn du nicht artig bist, Länschen, schreib'
ich's Papa ins Feld."

— „Ach, Mama, vielleicht kriegt er Urlaub darauf."

Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München

Das schwarze Gold

derbezugsscheine für Puppen folgen, und im Anschluß an
diese wieder Formulare für eidesstattliche Versicherungen
bezüglich des Bestandes an Puppengarderobe. Diese letzten
würden ein ganz besonders begrüßenswertes Spielzeug dar-
stellen, das den Kindern nahelegt, die schöne Tugend der
Wahrhaftigkeit zu üben.

Dank sei also dem gemütvollen Fabrikanten, der zuerst
an die Lebensmittelkarten für Puppen gedacht hat. Allen
freilich hat er es nicht recht machen können. Manche kleinen
Mädchen sind mit den Lebensmittelkarten nicht einverstanden,
— sie wollen etwas anderes für ihre Puppen, nämlich
Lamster- und Schleichhandelstaschen. Denn, so führen sie
zur Begründung an, Puppen sehen immer so schön dick

aus.

—on.

Der Torgauer

— „Die Entente mag mich noch so sehr blockieren,
ein paar K-flbarkeiten hab' ich immer noch an die
Neutralen zu verschenken."

Zeitgemäßes Spielzeug

Die deutsche Spielzeugindustrie hat sich von Anbeginn
dem großen Kriege angepaßt, wenigstens was den Bedarf
für Knaben anbetrifft, und sie sorgte so vortrefflich, daß die
Zungen außermit Modellmörsern, !l-Booten, Fliegerbomben
und ähnlichen Trägern der Arsachen auch bald mit Trägern
der Folgen spielen konnten, nämlich mit Bleisoldaten, die Ver-
wundete darstellten, mit Lazarettzügen, Lazarettbaracken usw.

Lange genug hat es danach gedauert, bis sich die Spiel-
zeugfabrikanten darauf besannen, daß dieser Krieg nicht nur
von den Männern da draußen, sondern auch von den Frauen
in der Leimat durchgefochten wird, und daß dementsprechend
auch für das Spiel der Mädchen gesorgt werden müßte.
Aber endlich ist es jetzt geschehn, und die entzückende Neu-
heit ist da: Lebensmittelkarten für Puppen. Nichts ist
vergeffen worden, alles ist da: Brotkarten, Fleischkarten,
Fettkarten, Käsekarten, Zuckerkarten, Milchkarten usw. So-
gar kleine Taschen für diese Karten gibt es, genau so, wie
sie die großen Leute haben.

Nun können die kleinen Mädchen aber
fein spielen! Loher Sinn liegt bekanntlich im
kindlichen Spiel, und wenn nun die Mädchen
ihre Puppen mit den Karten einkaufen laffen
und ihnen dann, da von den Vorräten der
mütterlichen Küche gegenwärtig begreiflicher-
weise nicht wie sonst etwa zum Spielen abge-
geben werden kann, statt der wirklichen Ware
irgend einen von der Phantafie geschaffenen
Ersatz ins Körbchen legen, s» wird gerade das
höchst sinngemäß sein. Nur werden manche
Mädchen jetzt klagen, daß sie nicht genug Pup-
pen haben. Denn wenn sie erst Karten haben,
müffen die Puppen natürlich auch anstehn, und
dazu gehört eine größere Menge. —

Aber Puppen kochen nicht nur, sie para-
dieren auch in schönen Kleidern, und deshalb
müssen den Lebensmittelkarten nun auch Klei-

Feldgraue pfeifen und summen im Chorus mit starkem
Kräfteaufwand einen alten preußischen Marsch. Einem
aber mit verfeinertem musikalischem Aufnahmevermögen
geht die „Piece" auf die Nerven.

„Kinder!" ruft er, „wenn der olle Dessauer det hören
würd', der tät sich noch im Irabe umdrehn!"

„Wat willste von 'n ollen Deffauer?" hält man ihm
entgegen, „dat war ja jarnich der Dessauer Marsch — dat
war doch der Torgauer Marsch!"

„Na, denn der olle Torgauer!" L. e.

Der Kompagnie wird Sonntags-Arlaub bewilligt. Als die
Pässe am Sonnabend mittag schon verteilt sind, kommt
der Befehl heraus, daß für Sonntag vormittag Kirchgang
angesetzt sei. Wer dennoch auf Urlaub fahren will, hat
Sonntag früh zehn !lhr zurück zu sein. Einige näher
beheimatete Leute fahren, andere entfernt wohnende ver-
zichten auf den Arlaub. Als Sonntags verlesen wird fehlt
ein Mann; am Montag zum Dienst ist er zur Stelle. Der
Feldwcbel herrscht ihn <m:

„Wo. waren Sie gestcrn?"

„In der Kirche, Lerr Feldwebel."

!lnd er überreicht eine Bestätigung des Dorfpastors,
daß er am Sonntag im Kirchlein geseffen habe. C. F. G.

Qss/


— „Diesen Lerbst soll mir einer nachmachen
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