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N8 Meggendorfer-Blätter, München

Iuristische Praxis

— „Du willst also doch den Prozetz anfangen, Bäuerin?
Paß' auf: Zuerst mußt du dir einen rechten Esel von Advo-
katen nehmen, daß du in der ersten Znstanz verlierst. Dann
nimmst du dir einen gescheiten Advokaten, und wenn der
die Dummheiten von dem ersten herausklaubt, nachher
stößt die zweite Znstanz das Arteil um, und du gewinnst."

Je nachdem

Wirt: „Was zahlt der Stadtfrack für
die Kalbshaxen?"

Kellnerin: „Eine Mark und fünfzig!
Er sagte beim Essen zu seiner Braut,
das sei heute der schönste Tag seines
Lebensl"

— „So? Dann kann er zwei Mark
zahlenl"

Militärisch

Ein Major hat ein Gut gekauft
und einen semer ehemaligen Burschen
als Aufsichtsperson dort angestellt.
Als die Frau Major wieder einmal
aufs Gut kommt und fragt, was Neues
sei, antwortet der Bursche: „Frau
Major . . . die Lühner haben ge-
horsamst wieder zwei Dutzend Eier
gelegtl"

Im Kreise

Wenn ich von -ir müßte wanüern,
Daß von einem hin zum anöern
Weg und Spur verloren ging,
Zöge öoch öie süße Treue
Um uns beiöe her aufs neue
Ihren golönen Zauberring.

Nit öer Liebe zum Geleite
Wäre jeöer Weg ins Weite
Doch für mich öie §ahrt zum Glück,
Denn öes Lebens irre Reise
Iührte inimer mich im Kreise
Wieöer an öein Herz zurück.

Thusnelda Wolff-Aettner

Der einzige Weg

Als ich neulich bei Äerrn
Zäpernick zu Besuch war,
fragte er mich auf einmal ganz
unvermittelt: „Können Sie
nicht einen Rafierapparat ge-
brauchen?"

„Jch habe ja einen, mit
dem ich ganz zufrieden bin,"
meinte ich.

„Aber gewiß nicht solch
einen," sagte Lerr Zäpernick
und nahm aus seiner Schreib-
tischschublade ein Kästchen.
„Sehen Sie diesen neuen Na-
sterapparat,Anephiktosst Das
soll wohl soviel wie ,Xon plus
nltr^ heißen, es stimmt aber
auch. Grotzartig, sage ich
Ihnen. Zwöls Mark kostet
die Garnitur: Rasierapparat,
Ersatzklingen, Streicdriemen
und Ranerpinsel. Also, —
ich kann Ihnen nur zureden.
Ich habe gerade einen übrig,
und den würde ich Ihnen
gönnen."

Ich dankte freundlich, aber
beftimmt, und Lerr Zäpernick
schien enttäuscht zu sein.
„Wifsen Sie nicht unter Ihren
Bekannten welche, die Ra-
sierapparate gebrauchen kön-
nen?"

Ich wußte keine. Äerr
Zäpernick schien noch mehr
enttäuscht zu sein und legte
das Kästchen in die Schreib-
tischschublade zurück. Dabei
gewahrte ich, daß dort noch
mehr, mindestens noch zehn
Stück solcher Kästchen lagen.
Nun war ich neugierig. „Sie
machen doch sonst keine Lan-
delsgeschäfte, Lerr Zäpernick,

— wie kommen Sie denn zu
all den Rasterapparaten?"

Da lächelte Lerr Zäpernick
etwas verlegen. „Bewahre,

— zum Wiederverkauf habe
ich die Dinger natürlich nicht, ich habe
sie so nach und nach mir schicken lassen,
direkt von der Fabrik. Aber nun finde
ich, daß sie mir doch gar zu nutzlos
herum liegen."

„Ia, Limmel, wer kauft sich denn
auch gleich ein Dutzend Rasierapparate,
oder wieviel Sie da haben!"

Ietzt wurde aus dem verlegenen
Lächeln ein überlegenes, und Lerr
Zäpernick erklärte: „Ein Dutzend, —
aber nicht Apparate allein, sondern
jedes Kästchen enthält eine ganze Gar-
nitur, wie ich Ihnen schon sagte. ünd
immer liegt auch ein ganz kleines Stück-
chen Rasierseife dabei. Darum, sehen
Sie, habe ich mir die Dinger schicken
lassen. Das ist ja der einzige Weg,
noch zu Nasterseife zu kommen. Der
Teufel mag wiffen, wo die Leute ste
her haben."

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