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136 Meggendorfer-Blätter, München

Traumdeutung

Zum praktischen Arzt Doktor Senkbiel kam ein Äerr,
der unter dem Kriege nicht zu leiden schien. „Der kommt
sicher nicht nach einem Milch- oder Eierattest," dachte Doktor
Senkbiel und fragte: „Bitte, woran fehlt's denn?"

„Ia, sehen Sie, Lerr Doktor/' begann der Patient zu
erklären, „mir geht es ja eigentlich ganz gut, bloß mit dem
Schlaf bin ich nicht ganz zufrieden. Ich habe nämlich in
letzter Zeit so gräßliche Träume. Letzte Nacht zum Beispiel
träumte mir, ich wäre in den Zoologischen Garten gegangen.
Ganz vergnügt gehe ich da unter vielen anderen Leuten
spazieren. Auf einmal fangen die andern Leute an zu
schreien und laufen weg. Ich bleibe ganz allein übrig und
wundere mich, warum die andern Leute weggelaufen sind.
Da kommt auf einmal ein großes Rhinozeros an, das aus-
gebrochen sein muß Ich kriege einen furchtbaren Schreck
und falle lang hin; ganz steif liege ich auf dem Rücken.
Und nun stellen Sie sich vor, Äerr Doktor: da kommt das
Rhinozeros auf mich zu und setzt sich auf meinen Bauch.
Ganz gemütlich sitzt es auf den Linterbeinen und rührt
sich nicht und drückt mit seiner ungeheuren Last auf meinen
Magen."

„Sehr interefsantl" meinte Doktor Senkbiel. „Am wie-
viel llhr essen Sie zu Abend? And essen Sie dann hastig?"

„Ganz und gar nicht," sagte der Patient. „So um
acht Ahr fange ich an und bin dann um neun fertig; manch
mal wird's auch halb zehn. Aber vorgestern Nacht, Äerr
Doktor, war es noch toller. Da träumte mir, ich wäre noch
ein kleiner Iunge und sollte Lebertran einnehmen. Aber
aus einmal war der Lebertran Kriegsmus. Na, das wollte
ich erst recht nicht, und ich rückte aus und lief fort und lief
immer weiter, bis ich in einen dichten Wald kam. In dem
Wald war eine tiefe Grube, und weil ich sehr müde war,
legte ich mich auf dem Boden dieser Grube nieder. Da
kamen drei Männer, die trugen ein ungeheures Faß, und
das setzten sie mir, als ob sie mich gar nicht sähen, gerade
auf den Bauch. Dann sprachen die Männer: ,So, hier
können wir das verdorbene Kriegsmus abladen; hier wird
es wohl kein Zeitungsschreiber finden/ And dann füllten
sie Kriegsmus in das Faß, und das Faß wurde schwerer
und schwerer und drückte mir ganz entsetzlich auf den Magen,
und schließlich lies das Mus über und über, und ich ertrank
beinahe darin und bekam auch etwas davon in den Mund.
!lnd sehen Sie, Lerr Doktor, als ich dann, in Schweiß ge-
badet, aufwachte, da hatte ich wirklich einen pappigen
Geschmack im Munde."

„Sehr interesiant!" meinte Doktor Senkbiel. „And wo

Ia so

Freundin: „Bis in den November hinein waren Sie in
der Sornmerfrische? Am Gottes willen, was haben Sie
denn dort so lange gemacht?"

— „Die Leute, bei denen ich wohnte, wollten mich nicht
gehen lassen!"

— „Äatten die Sie so lieb gewonnen?"

— „Nein... aber mein Mann konnte mir noch kein Geld
schicken!"

Der schlaue Peperl
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