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Zeitschrift für Humor und Kunst

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Der Vlutegel

„Wenn ihr wollt, Kinder, könnt ihr
mich deshalb auslachen," hatte Frau
Alberline Nogalski zu ihrer Verwandt-
schaft und Freundschaft gesagt. „Das
soll mich wenig kümmern. Ich schäme
mich nicht im geringsten, zu bekennen,
daß mir das Tierchen lieb und teuer ist.

Denn es hat doch meinem Anton von
seinen Schmerzen geholfen; es hat dem
guten alten Mann noch einen letzten
vergnügten Tag gebracht. Lätte ich den
Blutigel etwa sortwerfen sollen? Nein,

Kinder, das hätte ich nicht fertig gebracht.

Er hat Gutes getan, wenn auch wohl
nur unwissentlich, und deshalb soll er
es auch gut haben. Er bleibt bei mir,
bis er gestorben ist. Er ist mir ans
Äerz gewachsen."

Iemand aus der Verwandtschaft,
der immer seinen Witz üben mußte,
hatte dazu bemerkt — freilich ohne daß
Frau Albertine es hörte, denn das hätte
fie wohl sehr gekränkt: — ein an das
Äerz, das wichtigste Organ des Blut- VerzWeifeltes Mtttel Nachtwächter: „Was machen Sie denn da,
kreislaufs, gewachsener Blutegel wäre Sie wollen dem Wirt wohl mit der Zeche

doch eine furchtbar gefährliche Sache, durchgehen?" — „Bewahre; hier ist die quit-

und eigentlich müßte man Doktor Oehl- tierte Nechnung ... ich brenne nur dem Äausknecht mit dem Trinkgeld durch!"
schläger darauf aufmerksam machen. Aber

das war eine ungehörige Bemerkung, denn ob man es nun hätte sie sich auch nicht im geringsten beeinflussen lassen;

nachzusühlen vermochte oder nicht, — jedenfalls war das sie war kein scbwankes Rohr im Winde. Sie hatte

Empfinden der Frau Oekonomierat zu ehren. Llebrigens natürlich nicht versäumt, sich gehörig über die Gewohn-

heiten und Lebensbe-
oingungen eines Blut-
egels zu unterrichten.
Im Konversationslexi-
kon hatte sie aufmerk-
sam nachgelesen. Zuerft
freilich hatle sie den
Blutegel gar nicht darin
gefunden und schon sehr
auf die Leute geschimpft,
die solche dicken Bän-
de zusammenstellen und
dann doch das Wichtig-
ste vergeffen. Aber ste
hatte unrecht; jene Leu-
te hatten ihre Pflicht
vollauf getan; die Frau
Oekonomierat entdeckte
nur den Artikel über
den Blutegel nicht gleich,
weil sie natürlich Blut-
igel suchte und nicht
Egel. Sie war auch
später nicht davon ab°
zubringen, daß diese
Schreibweise falsch und
das Konversationslexi-
kon in dieser Beziehung
unwiffend wäre. Aber
sonst war sie sehr zu-
frieden. Sie erfuhr, daß
der Blutegel sich bis
zu zwanzig Zentimetern

In der Klinik — „Den Zungen hätten Sre aber erst mal waschen

können!"

— „Ach, Lerr Professor, dann bring ich ihn nicht
hierher, dann merkt er, daß es zum Doktor geht."
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