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168 <S

Meggendorfer-Blätter, München

Moderne Wegelagerer

— „Äilfe, Äilfe/laßts mir mein Leben!"

— „Aber das wollen wir ja gar nicht. Wir wollen Jhnen
ja nur Ihre Butter und Eier abkaufen, ehe Sie die ins

Dorf tragen."

Bedauern

Konzertbesucher (ermüdet): „Schlafen möcht' ichl Aber das
könnt' ich ja nicht verantworten bei dieser klasfischen Musik
— schad', daß mer so gebildet ist!"

Eines Tages

Sinö wir nicht alle wie das Königskind

Im Märchengarten, dem beim frohen Spiel

Der goldne Ball aus leichter Hanü entflog

UnL> tief in einen -unklen Brunnen fiel?

Noch halte ich das liebe golöne Glück
Jn süßer Lust an meinem Herzen fest.

Wer aber hält öen Lenz, daß er nicht flieht,

Unö bannt -en flüggen Bogel in sein Nest?

Lin Traum, öer holder als ein Närchen ist,

Blüht mir in meiner Liebe Wunöerlanö.

Unö eines Tages rollt auch mir -as Glück
Wie eine golöne Kugel aus der Hanü.

Thusnelda Wolff-Aettner

Der wackere Seemann

PeLer Dierks und Klaus Klaßen sind nach weiter Fahrt
wieder einmal glücklich an Land gekommen. Der Tag ver-
geht unter Einnahme beträchtlicher Mengen alkoholischer
Getränke. Gegen Abend befinden sie sich vor einem großen
Gebäude, deffen hell erleuchtetes Portal sie anlockt. „Minsch,
dat 's woll'n Theater!" meint Peter Dierks. „Nu kiek
bloß all die feinen Leut'."

„Man los — immer 'rin!" entscheidet Klaus Klaßen,
der vor nichts zurückschreckt. Er ist auch derjenige, der die
Billets kauft, — ersten Rang. Denn Klaus Klaßen will
was Feines haben, — das Steuerbord Achterdeck vom
Theater hat er verlangt.

Dierks und Klaßen sitzen in der Mitte der ersten Reihe,
vorn an der Brüstung. Sie haben gerade noch Zeit, aus
dem Zettel zu ihrem großen Vergnügen zu ersehen, daß
ihnen der „Flieqende Äolländer" vorgeführt werden soll.
„Minsch, ick heww' di immer seggt, den Kirl gifft's wirklich,"
erklärt Peter Dierks sehr erfreut. Aber dann geht auch
gleich das Licht aus, die Musik beginnt, und die beiden See-
leute schließen die Augen und dösen ein bißchen.

Auf einmal rappelt sich Klaus Klaßen auf. Gerade
taucht im Lintergrunde der Bühne das Schiff des Lolländers
auf. Da reißt Klaus Klaßen die müden Augen auf. „Ship
ahoi!" brüllt er los.

Dieser Ruf reißt Peter Dierks in die Löhe. Mit
einem gewaltigen Satz springt er hoch, im Verhältnis zu
seinem unsicheren Zustande leider zu hoch, — er bekommt
das Llebergewicht und fällt über die Brüstung. Klaus
Klaßen sieht den Freund in die dunkle Tiefe sinken. „Mann
äwer Bord!" schreit er. And im nächsten Augenblick hat
er die Iacke ausgezogen und ist seinem Freunde nach-
gesprungen.

Es war ein Glück, daß unterhalb des ersten Ranges
der Balkon weit vorsprang. Peter Dierks fiel auf einen
leeren Polstersessel, Klaus Klaßen landete noch weicher.
Senator Kolderjahn aber, der dort saß, hat sich gewundert,
wie schnell manchmal ein Wort in Erfüllung geht. Kurz
vorher hatte er nämlich zu Senator Jversen bezüglich der
Erhöhung der Leuerlöhne gesagt: „Ach, die Kerls sollen
mir den Buckel 'runterrutschen."
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