184 <><><><><)<X><>Q<>< Meggendorfer-Blätter, München
Liebe macht bliud
— „Du schau mal her, Karl, wenn der Lerr Affessor Piano
spielt, schaut er immer der Schwester ins Geficht und nicht
auf die Tasten!-da-
— da können wir uns gleich einen kleinen-
Spaß machen!"
Nübezahl
Im vorigen Winter haben Lansemanns sich all den
bekannten Ernährungsbedingungen brav unterworfen, und
der kleine Fritz hat das auch tüchtig spüren müffen. Er
ist mit manchem sehr unzufrieden gewesen.
Dies Iahr hat Fritz zu Weihnachten sein erstes Buch
bekommen: Rübezahl. Gleich mußte ihm auch daraus vor-
gelesen werden, und die Bilder hat er sich alle ganz genau
angeschaut, besonders das eine, auf dem der Geift des
Riesengebirges dargestellt ist, wie er gerade die — sehr
schön gezeichneten — Rüben zählt.
Am ersten Feiertage kommt Tante Paula zu Besuch.
„Nun, was hast du denn alles bekommen, Fritzchen?"
Fritz zählt auf. „Und dann noch ein Buch," schließt er.
„Ein Buch. Welches denn?"
Fritz überlegt. Dann erklärt er: „Ach, weißt du, Tante,
die Geschichte von dem Mann, der die Dotschen zählen
mußte."
Die Taschenlaterne
Der Gefreite Mundigel hat eine Tante und natürlich
kriegt er von dieser auch ein Weihnachtspäckchen. Pünktlich
am Christabend sogar trifft es an der Front ein, und der
Gefreite Mundigel macht sich sogleich daran, es zu öffnen.
Zu seinem Erstaunen strömt ihm, als er den Deckel des
Kistchens abhebt, ein gedämpfter Lichtschein entgegen, und
als er auch noch die Papierhülle entfernt, entpuppt sich
das leuchtende Geschenk als eine prächtige elektrische Taschen-
lampe.
„Es ist noch ein überaus solides Fabrikat und auch
die Batterie eine der stärksten, die ich zu kausen bekam,"
schrieb die Tante. „Sie brennt ununterbrochen sechzig
Stunden-—" Lier gab die Laterne ihren Geist auf,
woraus aber dem Fabrikanten kein Vorwurf zu machen
ist, denn sie hatte genau ihre vorschriftsmäßigen sechzig
Stunden gebrannt. So lange nämlich war das Päckchen
gerade unterwegs gewesen, leider aber hatte die Tante, die
die Laterne daheim natürlich probiert hatte, vergeffen,
sie wieder auszuschalten. C. A. Lg.
Das Bild des Kriegers Von Peter Robinson
Die Familie Eichschmidt besteht aus Vater, Mutter,
Tochter und Sohn. Alle vier sind sehr nette und freund-
liche Leute. Dies mag als wesentlich vorausgeschickt wer-
den, denn erstens gibt es so wenig nette und freundliche
Leute, daß diese Eigenschaft wegen ihrer Seltenheit stets
ganz besonders angezeigt werden sollte. Zweitens aber
wäre ohne aus guten Lerzen kommende Freundlichkeit die
Geschichte gar nicht möglich gewesen, die zu Weihnachten
mit Tante Rosa passiert ist. —
Tante Rosa malt, und immer zu Weihnachten merkt
man etwas davon, denn dann verschenkt sie jedesmal das
meiste von dem, was sie während des Iahres in gefälliger
Leimlichkeit zustande gebracht hat. Das Schenken ist ja
auch der eigentliche Zweck ihres Malens, — nicht etwa, daß
sie es als Beruf oder zum Geldverdienen ausübte, was
beides beim Malen nicht immer zusammengehn muß. Tante
Rosa ist Dilettantin, — eine „begabte Dilettantin" sagen
Eichschmidts von ihr, denn Eichschmidts sind, wie schon
gesagt, sehr nette und freundliche Leute.
Tante Rosa malt alles mögliche, mit Vorliebe aber
Stilleben, die sich zum Verschenken auch ganz besonders
eignen. Denn für ein harmloses Bildchen, das einen Blumen-
strauß zeigt oder einen Teller mit Kirschen oder einen
goldgelben Kürbis oder was sonst mit prächtigen Farben
schön in die Augen sticht, findet sich doch immer irgend ein
Plätzchen an irgend einer Wand. Auch auf Porzellan
malt Tante Rosa, und dann verschenkt sie neben dem Be-
weis ihrer Kunst noch einen nützlichen Gebrauchsgegenstand,
— eine Tasse, einen Kuchenteller, eine Seise- oder Zahn-
bürstenschale und dergleichen. Eichschmidts besitzen von ihr
eine Brotplatte aus Porzellan, und diese betrachtet Tante
Rosa als einen der Gipfel, die sie mit ihrer Kunst erklettert
hat. Es ist aber auch wirklich eine sehr schöne Brotplatte,
Liebe macht bliud
— „Du schau mal her, Karl, wenn der Lerr Affessor Piano
spielt, schaut er immer der Schwester ins Geficht und nicht
auf die Tasten!-da-
— da können wir uns gleich einen kleinen-
Spaß machen!"
Nübezahl
Im vorigen Winter haben Lansemanns sich all den
bekannten Ernährungsbedingungen brav unterworfen, und
der kleine Fritz hat das auch tüchtig spüren müffen. Er
ist mit manchem sehr unzufrieden gewesen.
Dies Iahr hat Fritz zu Weihnachten sein erstes Buch
bekommen: Rübezahl. Gleich mußte ihm auch daraus vor-
gelesen werden, und die Bilder hat er sich alle ganz genau
angeschaut, besonders das eine, auf dem der Geift des
Riesengebirges dargestellt ist, wie er gerade die — sehr
schön gezeichneten — Rüben zählt.
Am ersten Feiertage kommt Tante Paula zu Besuch.
„Nun, was hast du denn alles bekommen, Fritzchen?"
Fritz zählt auf. „Und dann noch ein Buch," schließt er.
„Ein Buch. Welches denn?"
Fritz überlegt. Dann erklärt er: „Ach, weißt du, Tante,
die Geschichte von dem Mann, der die Dotschen zählen
mußte."
Die Taschenlaterne
Der Gefreite Mundigel hat eine Tante und natürlich
kriegt er von dieser auch ein Weihnachtspäckchen. Pünktlich
am Christabend sogar trifft es an der Front ein, und der
Gefreite Mundigel macht sich sogleich daran, es zu öffnen.
Zu seinem Erstaunen strömt ihm, als er den Deckel des
Kistchens abhebt, ein gedämpfter Lichtschein entgegen, und
als er auch noch die Papierhülle entfernt, entpuppt sich
das leuchtende Geschenk als eine prächtige elektrische Taschen-
lampe.
„Es ist noch ein überaus solides Fabrikat und auch
die Batterie eine der stärksten, die ich zu kausen bekam,"
schrieb die Tante. „Sie brennt ununterbrochen sechzig
Stunden-—" Lier gab die Laterne ihren Geist auf,
woraus aber dem Fabrikanten kein Vorwurf zu machen
ist, denn sie hatte genau ihre vorschriftsmäßigen sechzig
Stunden gebrannt. So lange nämlich war das Päckchen
gerade unterwegs gewesen, leider aber hatte die Tante, die
die Laterne daheim natürlich probiert hatte, vergeffen,
sie wieder auszuschalten. C. A. Lg.
Das Bild des Kriegers Von Peter Robinson
Die Familie Eichschmidt besteht aus Vater, Mutter,
Tochter und Sohn. Alle vier sind sehr nette und freund-
liche Leute. Dies mag als wesentlich vorausgeschickt wer-
den, denn erstens gibt es so wenig nette und freundliche
Leute, daß diese Eigenschaft wegen ihrer Seltenheit stets
ganz besonders angezeigt werden sollte. Zweitens aber
wäre ohne aus guten Lerzen kommende Freundlichkeit die
Geschichte gar nicht möglich gewesen, die zu Weihnachten
mit Tante Rosa passiert ist. —
Tante Rosa malt, und immer zu Weihnachten merkt
man etwas davon, denn dann verschenkt sie jedesmal das
meiste von dem, was sie während des Iahres in gefälliger
Leimlichkeit zustande gebracht hat. Das Schenken ist ja
auch der eigentliche Zweck ihres Malens, — nicht etwa, daß
sie es als Beruf oder zum Geldverdienen ausübte, was
beides beim Malen nicht immer zusammengehn muß. Tante
Rosa ist Dilettantin, — eine „begabte Dilettantin" sagen
Eichschmidts von ihr, denn Eichschmidts sind, wie schon
gesagt, sehr nette und freundliche Leute.
Tante Rosa malt alles mögliche, mit Vorliebe aber
Stilleben, die sich zum Verschenken auch ganz besonders
eignen. Denn für ein harmloses Bildchen, das einen Blumen-
strauß zeigt oder einen Teller mit Kirschen oder einen
goldgelben Kürbis oder was sonst mit prächtigen Farben
schön in die Augen sticht, findet sich doch immer irgend ein
Plätzchen an irgend einer Wand. Auch auf Porzellan
malt Tante Rosa, und dann verschenkt sie neben dem Be-
weis ihrer Kunst noch einen nützlichen Gebrauchsgegenstand,
— eine Tasse, einen Kuchenteller, eine Seise- oder Zahn-
bürstenschale und dergleichen. Eichschmidts besitzen von ihr
eine Brotplatte aus Porzellan, und diese betrachtet Tante
Rosa als einen der Gipfel, die sie mit ihrer Kunst erklettert
hat. Es ist aber auch wirklich eine sehr schöne Brotplatte,