Meggendorfer-Blätter, München
Nr. 1408
190
Das Bild des Kriegers
mehr als genug sehn können," erklärte Kurt und eigentlich
lag eine gewiffe Respektlosigkeit in dieser Aeußerung.
Vater Eichschmidt untersuchte das Bild. Er war zwar
nicht Fachmann, meinte aber, der Fehler würde sich ohne
Schwierigkeit beseitigen lassen. „Ist ja nicht so schlimm.
Das Kreuz läßt sich leicht herunterkrahen, und wir finden
schon irgend jemand, der es auf die linke Seite malt. Tante
braucht gar nichts davon zu wiffen."
„Auf keinen Fall darf sie das," sagte Mutter Eich-
schmidt. „Tantchen ist so stolz auf ihre Malerei und hat
sich mit diesem Bilde gewiß sehr viel Mühe gegeben. Sie
darf nichts erfahren; die Nücksicht sind wir ihr schuldig."
„Aber Kinder, wenn sie herkommt, muß sie doch sehn,
daß das Kr.euz falsch sitzt," wendete Kurt ein. „Ich kann
doch meins so lange nicht abnehmen, das würde ihr doch
erst recht auffallen."
Aber die Mutter wußte Rat. „Ach was, Kurtchen,
wir sind ja ganz unter uns, da steckst du es sür die paar
Stunden einfach auf der anderen Seite an."
„Na, erlaube mal, das geht doch eigentlich nicht," wehrte
sich Kurt, und auch der Vater schüttelte zweifelnd den Kopf.
Käthe aber behauptete, das wäre gar nicht nett von Kurt,
und am Ende wäre er draußen schon ein klein wenig roh
geworden, daß er der guten Tante so die Freude verderben
wollte. Da gab er nach. Ia, er meinte sogar, schließlich
wäre es ja ganz egal, ob das Ding da oder dort säße, und
darin lag wieder jene gewiffe Respektlosigkeit. So wurde
denn beschlossen, daß Tante Rosa auf keinen Fall etwas
von dem kleinen Fehler auf ihrem Bilde merken durfte, und
daraus läßt sich ersehn, was für nette und freundliche Leute
Eichschmidts sind.
Am nächsten Tage kam Tante Rosa, beglückwünschte
Kurt zu seiner Auszeichnung nach glücklich überstandenen
Gefahren und nahm mit Wohlbehagen den Dank der Fa-
milie für ihr Geschenk und das reichlich gespendete Lob des
schönen Bildes entgegen. „Nicht wahr, das Eiserne Kreuz
erfter ist mir doch auch gut geraten?" sragte sie.
„Ausgezeichnet, Tantchen, — als wenn ein echtes auf
das Bild geklebt ist," erklärte Kurt, und das war gewiß
ein hohes Lob. Er trug übrigens mit großem Vergnügen
das Kreuz jetzt auf der rechten Seite. Warum auch nicht,
da das doch einem so schönen Zweck diente. Er mußte sich
neben das Vild stellen, und es wurde allgemein gefunden,
daß Tante Nosas Leistung selbst von dem größten Künstler
nicht übertroffen werden könnte. „Das Eiserne Kreuz erster
fitzt genau so wie bei dir," sagte Tante Rosa: „das freut
mich aber wirklich. Ich hatte schon ein wenig Angst, daß
ich das doch nicht ganz richtig gemacht hätte."
Aber etwas spazieren wollte man gehn. Vater und
Mutter wollten doch den Sohn und die Schwester den
Bruder zeigen, und Tante Nosa wollte auch etwas von
dem Glanz des jungen Kriegers in der Oeffentlichkeit auf
sich fallen lassen. Sie schlug sogar vor, daß man sich auf
ein Stündchen in ein Kaffeehaus setzen sollte, — mit der
listigen Aeberlegung, daß Kurt dort seinen Mantel würde
ablegen müffen, und so seine Auszeichnung schön vor aller
Welt zur Geltung kommen würde.
Kurt verließ das Laus als letzter; er hatte auf der
Treppe schnell das Eiserne Kreuz an den richtigen Platz
gebracht. Denn mit dem Kreuz auf der rechten Seite konnte
er natttrlich nicht ausgehn. Der an Tante Rosa beabsich-
tigten Täuschung tat das wohl keinen Abbruch; sie würde
kaum darauf achten, und wenn sie es tun würde, — nun,
das Bild war ja dann nicht da, und so konnte sie nicht
vergleichen.
Aber ganz so unachtsam war Tante Rosa doch nicht. Man
hatte etwa eine halbe Stunde im Kaffeehause geseffen, da
stieß sie Kurt plötzlich an. Sie machte grimmige Augen.
„Das ist doch unerhört! Sieh mal, Kurtchen, den Osfizier
dort, — den mit dem Gesicht wie ein Schauspieler. Den
mußt du auf der Stelle festnehmen lassen."
Kurt wunderte sich. „Aber, Tantchen, warum denn?
Das ist ja ein Lauptmann."
„Lat stch was mit dem Lauptmann! Der Kerl ist ein
Schwindler. Ein Eisernes Kreuz erster Klasse trägt er,
aber auf der falschen Seite. Daß du das noch gar nicht
gemerkt hast!"
Lin voll^vertigci- Lrsalr Lür ck!e
trülier vervvcncketev ^Lbesltellcr
ilnd alc
^loba - Kockplatten
o.
5ie vertiüten 02s ^nbremien uoct vberkocnen cter Zpeiren, vurck-
brennen c!er röpte, üienen als länlerla^e tür beihe röpfe, plütteisen,
kinls^ein koclcotenuncl vratröbre.ermö^Iicben ässlan^same^Veiter-
Icocben bei kleinZestellter klsinme, verteilen clie ttitre gleicbmähiA
unter cter krstptanne (vvicbti^ tür kierspeisen), beste 5cbutreinls^e
in Kocbkisten. vie blobs'-Koctiplstten sinci unemptinctlicb
^ liitre unct keucbtirtkeit, teuertest, abvsscbbar unct üsuerbstt. >
ln allen einsckls^i^en (rescbätten erbslllicb
Noka"-
k^ürnberg 2
Oesellscbatt
m. b. tt..
kKkI5 pro 8tück: ecbiif 75 ktjt. » runcl l.
N.
14-08. 20. 1917. InseitionsAebübisn 4Z6Lpa!t. I^onpareillo^tziltz 1.25. Alleiiii^k Instzrattzn-^nnabnitz boi 8ül!oIf IVI0886, Ikliumekll-kxpelüiisll.
üorb'n. broslLM, ('beniiül/, Dresclen, vüssolclorf, k'lkuürkuil, Hamburcr, Xöln, I.tzip/üx, Nacräebur^. 1>IkinnI>tzin>, I>Iüncbtzu, Strassburx i. L, 8t»tt?kut. Huclripest. I»ia^, Vüeu. Lasel. 2Urit k.
IZosttzllnnZen aut clitz U'oebtznriusxribv bei allen 6uob- unü KuiistbaiiüluiiAtzn, Loitun^s-bxpc äitio, en unct l'ostänitein. tzuai trilspreis (1L I^uninierni in Oeutsoblancl Ak.:!.50>
b'ostb62UL INb. 3.60, unt6r Kreu^banä voni Verla^ Alb. 3.75. In Oesterreieb-blnAarn X 4.80. unttzr Xreu^banä unä äureb ^eitunZsniarke X 5.30. b'ür äitz anäoren
I^änäer äes ^Veltpostvereins unttzr Xreu^banä Ak. 5.30. — irosonävrs iu 8ebut.Lpappv vvi'paebl.v ^uszrabe: I'ostbtz^uZ !Ub. 4.20, unter Ivitzu/.banä Nb. 4.80; in Otzsttzrre'eb-
länxarn unter Kieu/.danä L 6.—. b'ür äie anäereu I^ünätzr c>68 Weltpo-tvtzrtzin unter Ki-tzusbanä Alb. 6.30. Lin/vliiv I>'iiiniiltzr 35 jn Ovsttzireieb-blnxarn 48 b.
Nr. 1408
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Das Bild des Kriegers
mehr als genug sehn können," erklärte Kurt und eigentlich
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Schwierigkeit beseitigen lassen. „Ist ja nicht so schlimm.
Das Kreuz läßt sich leicht herunterkrahen, und wir finden
schon irgend jemand, der es auf die linke Seite malt. Tante
braucht gar nichts davon zu wiffen."
„Auf keinen Fall darf sie das," sagte Mutter Eich-
schmidt. „Tantchen ist so stolz auf ihre Malerei und hat
sich mit diesem Bilde gewiß sehr viel Mühe gegeben. Sie
darf nichts erfahren; die Nücksicht sind wir ihr schuldig."
„Aber Kinder, wenn sie herkommt, muß sie doch sehn,
daß das Kr.euz falsch sitzt," wendete Kurt ein. „Ich kann
doch meins so lange nicht abnehmen, das würde ihr doch
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Aber die Mutter wußte Rat. „Ach was, Kurtchen,
wir sind ja ganz unter uns, da steckst du es sür die paar
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„Na, erlaube mal, das geht doch eigentlich nicht," wehrte
sich Kurt, und auch der Vater schüttelte zweifelnd den Kopf.
Käthe aber behauptete, das wäre gar nicht nett von Kurt,
und am Ende wäre er draußen schon ein klein wenig roh
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Am nächsten Tage kam Tante Rosa, beglückwünschte
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schönen Bildes entgegen. „Nicht wahr, das Eiserne Kreuz
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„Ausgezeichnet, Tantchen, — als wenn ein echtes auf
das Bild geklebt ist," erklärte Kurt, und das war gewiß
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I^änäer äes ^Veltpostvereins unttzr Xreu^banä Ak. 5.30. — irosonävrs iu 8ebut.Lpappv vvi'paebl.v ^uszrabe: I'ostbtz^uZ !Ub. 4.20, unter Ivitzu/.banä Nb. 4.80; in Otzsttzrre'eb-
länxarn unter Kieu/.danä L 6.—. b'ür äie anäereu I^ünätzr c>68 Weltpo-tvtzrtzin unter Ki-tzusbanä Alb. 6.30. Lin/vliiv I>'iiiniiltzr 35 jn Ovsttzireieb-blnxarn 48 b.