Zeitschrift für Humor und Kunst 39
Impe
Vokabelheft des langen Koschlau laffen?
Er würde unzufrieden sein, es würde
etwas Gehöriges setzen. Wie, wenn
er nun am nächsten Tage gerade über
dieses Impe stolperte? Die Folgen
kamen jedenfalls nachher über mein
Äaupt. So saß ich denn da und starrte
hilflos und jämmerlich das Impe an,
das wie ein gewaltiger Block auf der
nächsten Strecke meines Lebensweges
zu liegen schien.
Wenn der lange Koschlau, der jetzt
so gut seine Kartoffeln verkauft, damals
seine Präparation selbst besorgt hälte,
dann hätte er sich jedenfalls nicht so
lange bei dem Impe aufgehalten; er
hätte — und dieses Tun wäre der schon
im Keim vorhandenen Anlage für späte-
res günstiges Verkaufen entsprungen —
einfach auf das Impe gepfiffen und das
Vlatt umgewendet, um zur nächsten Vo°
kabel überzugehn. Dies tat ich schließlich
auch, aber doch erst nach viel zu langem
vergeblichem Kampf gegen das Jmpe.
Ich schlug um und las weiter. „Rator"
hatte der lange Koschlau oben hin ge-
schrieben. Nator, — was hieß doch
rator? Das kam mir doch so bekannt
vor, das erinnerte doch an-Limrnel,
in Koschlaus Buch war eine Vokabel
auf zwei Zeilen gekommen, und Koschlau
der Esel, hatte den Bindestrich übersehn
und die getrennten Teile für zwei selb-
ständige Vokabeln genommen. Impe
hatte er notiert und rator. And gemeint
war doch imperator. Wo war nun das
Impe, das drohende, anscheinend so ge-
walttätigeImpe? Glattvom freundlichen
rator in die Flucht geschlagen, zerstoben,
in nichts verschwunden. Ein lächerlicher Spuk war es ge-
wesen, der mich ganz unnütz gequält hatte.-
Ia, das geschah mir damals, — auf Wohnstube 5 im
Alumnat. Ich habe seitdem gefunden, daß man im Leben
gar manchem Impe begegnet, und daß es weise ist, sich
nicht lange dabei aufzuhalten,sondern frisch weiter zu machen.
Denn wenn auch nicht gleich — das Leben ist ja nicht so
einfach eingerichtet wie das Vokabelheft des langen Kosch-
lau —, aber früher oder svärer kommt helfend doch ein
„rator", und das Impe muß we'chen, und wir wundern
uns, wie es uns nur so sehr hat erschrecken können.
Ist nicht jedem schon ein Impe begegnet? Da fehlt
es einem an Geld, und er weiß nicht, wie er in der nächsten
Woche die Miete oder die Steuer bezahlen soll, oder was
es sonst für eine den Bindungen dieses Lebens entlprin-
genden Verpflichtung sein mag. Soll er nun dafiyen und
den Block im Wege anstarren? Ach was, — es ist ja nur
ein Impel Er soll nur ruhig weiter gehn, dann wird fich
„rator" finden und das Impe verjagen.
— „Das war ja wunderschön, gnädige Frau. Aber Sie
sollten mal sehen, was für eine Wirkung Sie mit einer ein-
fachen Maultrommel im Schützengraben erzielen könnten."
Oder mcht ein körperlicher Schmerz befällt dich,sondern
einer der Seele. Vielleicht bist du getäuscht worden, oder
man hat dir Böses getan, oder was es sonst sein mag,
--Impe, alles nur Impe. Llnd wenn es auch manchmal
lange dauert, schließlich ist auch das Schlimmste nur Impe
gewesen.
Za, es gibt viele Impel !lnd vielleicht-? Freilich,
er ist schon sehr schlimm, der Weltkrieg, und beinahe ver-
zagen könnte man, wenn man das Anheil anscbaut, und
ganz elend könnte einem werden. Aber nein, die Menschheit
wird auch um diesen Block im Wege herumkommen und
nachher, wenn auch lange nachher, ist er auch nur ein
Impe gewesen. Also, wollen wir uns damit trösten: der
Weltkrieg ist ein Impel
Splitter
Wenn der Mufiker jeiir Fenster aufmacht, machen es
andere Leute zu.
Krankheit befällt dich, und du mußt dich ins Bett
legen und willst drr nun Sorge machen, was daraus werden
soll. Nur getrost, — auch das ist nur Impe, und es kommt
wieder beffer. Und wenn die Krankheit Schmerzen bringt,
— nun, dann beiße die Zähne zusammen. Wenn er vorüber
ist, dann ist auch der Schmerz nur ein Impe gewesen.
Auch etwas
Maler: „Sie sind ein reicher Mann, tun aber gar nichts
für die Kunst!"
Rentner: „O freilich! Anter uns gesagt. . . ich rnal'
nämlich auch a bisserll"
Impe
Vokabelheft des langen Koschlau laffen?
Er würde unzufrieden sein, es würde
etwas Gehöriges setzen. Wie, wenn
er nun am nächsten Tage gerade über
dieses Impe stolperte? Die Folgen
kamen jedenfalls nachher über mein
Äaupt. So saß ich denn da und starrte
hilflos und jämmerlich das Impe an,
das wie ein gewaltiger Block auf der
nächsten Strecke meines Lebensweges
zu liegen schien.
Wenn der lange Koschlau, der jetzt
so gut seine Kartoffeln verkauft, damals
seine Präparation selbst besorgt hälte,
dann hätte er sich jedenfalls nicht so
lange bei dem Impe aufgehalten; er
hätte — und dieses Tun wäre der schon
im Keim vorhandenen Anlage für späte-
res günstiges Verkaufen entsprungen —
einfach auf das Impe gepfiffen und das
Vlatt umgewendet, um zur nächsten Vo°
kabel überzugehn. Dies tat ich schließlich
auch, aber doch erst nach viel zu langem
vergeblichem Kampf gegen das Jmpe.
Ich schlug um und las weiter. „Rator"
hatte der lange Koschlau oben hin ge-
schrieben. Nator, — was hieß doch
rator? Das kam mir doch so bekannt
vor, das erinnerte doch an-Limrnel,
in Koschlaus Buch war eine Vokabel
auf zwei Zeilen gekommen, und Koschlau
der Esel, hatte den Bindestrich übersehn
und die getrennten Teile für zwei selb-
ständige Vokabeln genommen. Impe
hatte er notiert und rator. And gemeint
war doch imperator. Wo war nun das
Impe, das drohende, anscheinend so ge-
walttätigeImpe? Glattvom freundlichen
rator in die Flucht geschlagen, zerstoben,
in nichts verschwunden. Ein lächerlicher Spuk war es ge-
wesen, der mich ganz unnütz gequält hatte.-
Ia, das geschah mir damals, — auf Wohnstube 5 im
Alumnat. Ich habe seitdem gefunden, daß man im Leben
gar manchem Impe begegnet, und daß es weise ist, sich
nicht lange dabei aufzuhalten,sondern frisch weiter zu machen.
Denn wenn auch nicht gleich — das Leben ist ja nicht so
einfach eingerichtet wie das Vokabelheft des langen Kosch-
lau —, aber früher oder svärer kommt helfend doch ein
„rator", und das Impe muß we'chen, und wir wundern
uns, wie es uns nur so sehr hat erschrecken können.
Ist nicht jedem schon ein Impe begegnet? Da fehlt
es einem an Geld, und er weiß nicht, wie er in der nächsten
Woche die Miete oder die Steuer bezahlen soll, oder was
es sonst für eine den Bindungen dieses Lebens entlprin-
genden Verpflichtung sein mag. Soll er nun dafiyen und
den Block im Wege anstarren? Ach was, — es ist ja nur
ein Impel Er soll nur ruhig weiter gehn, dann wird fich
„rator" finden und das Impe verjagen.
— „Das war ja wunderschön, gnädige Frau. Aber Sie
sollten mal sehen, was für eine Wirkung Sie mit einer ein-
fachen Maultrommel im Schützengraben erzielen könnten."
Oder mcht ein körperlicher Schmerz befällt dich,sondern
einer der Seele. Vielleicht bist du getäuscht worden, oder
man hat dir Böses getan, oder was es sonst sein mag,
--Impe, alles nur Impe. Llnd wenn es auch manchmal
lange dauert, schließlich ist auch das Schlimmste nur Impe
gewesen.
Za, es gibt viele Impel !lnd vielleicht-? Freilich,
er ist schon sehr schlimm, der Weltkrieg, und beinahe ver-
zagen könnte man, wenn man das Anheil anscbaut, und
ganz elend könnte einem werden. Aber nein, die Menschheit
wird auch um diesen Block im Wege herumkommen und
nachher, wenn auch lange nachher, ist er auch nur ein
Impe gewesen. Also, wollen wir uns damit trösten: der
Weltkrieg ist ein Impel
Splitter
Wenn der Mufiker jeiir Fenster aufmacht, machen es
andere Leute zu.
Krankheit befällt dich, und du mußt dich ins Bett
legen und willst drr nun Sorge machen, was daraus werden
soll. Nur getrost, — auch das ist nur Impe, und es kommt
wieder beffer. Und wenn die Krankheit Schmerzen bringt,
— nun, dann beiße die Zähne zusammen. Wenn er vorüber
ist, dann ist auch der Schmerz nur ein Impe gewesen.
Auch etwas
Maler: „Sie sind ein reicher Mann, tun aber gar nichts
für die Kunst!"
Rentner: „O freilich! Anter uns gesagt. . . ich rnal'
nämlich auch a bisserll"