Zeitschrift für Humor und Kunft 41
VorWitzig — „Was steht zu Diensten?^
— „Einen Kamm möcht^ ich haben!"
— „Wie ich sehe, soll der ein Geschenk seinl"
Der Stahlhelm
Der fast zu harmonisch ge-
baute R.o. A. (böse Leute sagen
Roß ohne Ahnung) Plugscheibe
hatte tage- und jahrelang ge
sungen:
„Der Kater sprach zur Mietze,
Ich bring's noch bis
zum Vize."
And siehe da, nach zwei
Iahren behielt sein Barditus
im dünnstimmigen Tenor fabel-
haft recht. Eines Tages sah
man Plugscheibe mit einem
Taschenmefser den 9,5 Zenti-
meter hohen Rockkragen durch-
bohren und zwei Knöpfe nach
allen Regeln der Pionierkunst
dort verankern. An seinem
Frontschwert baumelte wie ein
silbernes Lühnerei das Porte-
pee. And Wochen verstrichen und
Monde. Plugscheibe kam sich
schon vor wie e n uralter Kom-
pagniefeldwebel, der Moos an°
setzt. Die Kompagnie lag gerade
in Ruhe, und Plugscheibe kom-
mandierte in seinem Zug Frei-
übun gen: „Naus mit der Lelden-
brust, die muß sich zigarrenkisten-
förmig vom Bauchnabel abhe-
ben. So ja, so ist richtig!
Arme — beugt."
Aber das „beugt" klang wie
das letzte Todesquieken einer
Ratte — denn um die nächste
Lausecke brauste pustend und
keuchend die Kompagnieordon-
nanz auf ihrem Drahtesel herum
und tigerte auf ihn los.
Mit Stielaugen pflanzte sich
der lufischnappende Gefechtsesel
vor Plugsckeibe auf: „Lerr
Leutnant Pluqscheibe möchten
zum Lerrn Kompagnieführer kommenl"
Leutnant? Leut — n — ant? Pluqscheibe drohte in
ein Freudendelirium zu verfallen und zog mit Echlagseite
links ab, vergaß sogar seinen Zug aus der Kniebeuge zu
erlösen. Wie griechische Lenkelvasen saßen die Mannen
da und wären vielleicht nock Fakire geworden, wenn der
älteste Sergeant Brüllaffe nicht Mitleid empfunden hätte. —
Abends große Beförderungsfeier. Leutnant Plug-
scheibe kommt sich wie ein Kafinolöwe vor. Wenn er auch
noch zuweilen ein Männchen baute, nachher wußte er gar-
nicht mehr, was Grundstellung war, und Ziffer 15 des
Exerzier-Reglements war für ihn ein Traum von je.
Am nächsten Morgen großes Leldenerwachen. Der
Löwe erwacht. Mit Orkanstimme ruft Plugscheibe seinen
Askari Gustav. Doch Gustav geruhen noch zu schlafen und
lafsen sich dann durch das stärkste Trommelfeuer nicht be-
einfluffen. Da entdecken die umherirrenden Periskopaugen
aüf dem Rachttiich einen Zettel:
!1m 2 Ahr heute nachm. Regimentsparade. Alles tritt
an. Mit Stahlhelm!
O, du heiliger Zeus: StahlhelmII Das durfte nicht
kommen. Alles Begehrenswerte auf der Welt besaß Pluq-
scherbe, nur keinen Stahlhelm, und um 2 !lhr nachm. war schon
die Parade. Nun raus aus dem Federkahn zur Schreib-
stube hin, den bebrrllten Tintenfisch gefraqt: „Ist noch ein
überflüsstger Stahlhelm in der Kompagnie?"
„Leider nein, Lerr Leutnant, der Lerr Feldwebel toben
selbst scbon überall umher, damit die Kompagnie vollzählig
in Stahlhelm erscheint!"
!lnd weiter wendet den flücktiaen Fuß der bedrängte
Plugscheibe. Was nun? Schon 12^Nachm.I Zum Effen kam
er nicht mehr. Zu spät. Lalt ein Gedanke. Bald sieht man eine
wütend trampelnde Figur zum nächsten Ruheort radeln.
Da — das Nachbarregiment ist abtransportiert worden.
Der Stahlhelm! Der verfluchte Stahlhelml O, lieber
Stahlhelm! Komme oder ich bin verloren! Schon 1 !lhr
nachm.!
Plugscheibe denkt schon darüber nach, ob man beim
Keffelschmied nicht einen Kochtopf umarbeiten laffen könne
und grau lackieren. Anmöglich in 60 Minuten.
VorWitzig — „Was steht zu Diensten?^
— „Einen Kamm möcht^ ich haben!"
— „Wie ich sehe, soll der ein Geschenk seinl"
Der Stahlhelm
Der fast zu harmonisch ge-
baute R.o. A. (böse Leute sagen
Roß ohne Ahnung) Plugscheibe
hatte tage- und jahrelang ge
sungen:
„Der Kater sprach zur Mietze,
Ich bring's noch bis
zum Vize."
And siehe da, nach zwei
Iahren behielt sein Barditus
im dünnstimmigen Tenor fabel-
haft recht. Eines Tages sah
man Plugscheibe mit einem
Taschenmefser den 9,5 Zenti-
meter hohen Rockkragen durch-
bohren und zwei Knöpfe nach
allen Regeln der Pionierkunst
dort verankern. An seinem
Frontschwert baumelte wie ein
silbernes Lühnerei das Porte-
pee. And Wochen verstrichen und
Monde. Plugscheibe kam sich
schon vor wie e n uralter Kom-
pagniefeldwebel, der Moos an°
setzt. Die Kompagnie lag gerade
in Ruhe, und Plugscheibe kom-
mandierte in seinem Zug Frei-
übun gen: „Naus mit der Lelden-
brust, die muß sich zigarrenkisten-
förmig vom Bauchnabel abhe-
ben. So ja, so ist richtig!
Arme — beugt."
Aber das „beugt" klang wie
das letzte Todesquieken einer
Ratte — denn um die nächste
Lausecke brauste pustend und
keuchend die Kompagnieordon-
nanz auf ihrem Drahtesel herum
und tigerte auf ihn los.
Mit Stielaugen pflanzte sich
der lufischnappende Gefechtsesel
vor Plugsckeibe auf: „Lerr
Leutnant Pluqscheibe möchten
zum Lerrn Kompagnieführer kommenl"
Leutnant? Leut — n — ant? Pluqscheibe drohte in
ein Freudendelirium zu verfallen und zog mit Echlagseite
links ab, vergaß sogar seinen Zug aus der Kniebeuge zu
erlösen. Wie griechische Lenkelvasen saßen die Mannen
da und wären vielleicht nock Fakire geworden, wenn der
älteste Sergeant Brüllaffe nicht Mitleid empfunden hätte. —
Abends große Beförderungsfeier. Leutnant Plug-
scheibe kommt sich wie ein Kafinolöwe vor. Wenn er auch
noch zuweilen ein Männchen baute, nachher wußte er gar-
nicht mehr, was Grundstellung war, und Ziffer 15 des
Exerzier-Reglements war für ihn ein Traum von je.
Am nächsten Morgen großes Leldenerwachen. Der
Löwe erwacht. Mit Orkanstimme ruft Plugscheibe seinen
Askari Gustav. Doch Gustav geruhen noch zu schlafen und
lafsen sich dann durch das stärkste Trommelfeuer nicht be-
einfluffen. Da entdecken die umherirrenden Periskopaugen
aüf dem Rachttiich einen Zettel:
!1m 2 Ahr heute nachm. Regimentsparade. Alles tritt
an. Mit Stahlhelm!
O, du heiliger Zeus: StahlhelmII Das durfte nicht
kommen. Alles Begehrenswerte auf der Welt besaß Pluq-
scherbe, nur keinen Stahlhelm, und um 2 !lhr nachm. war schon
die Parade. Nun raus aus dem Federkahn zur Schreib-
stube hin, den bebrrllten Tintenfisch gefraqt: „Ist noch ein
überflüsstger Stahlhelm in der Kompagnie?"
„Leider nein, Lerr Leutnant, der Lerr Feldwebel toben
selbst scbon überall umher, damit die Kompagnie vollzählig
in Stahlhelm erscheint!"
!lnd weiter wendet den flücktiaen Fuß der bedrängte
Plugscheibe. Was nun? Schon 12^Nachm.I Zum Effen kam
er nicht mehr. Zu spät. Lalt ein Gedanke. Bald sieht man eine
wütend trampelnde Figur zum nächsten Ruheort radeln.
Da — das Nachbarregiment ist abtransportiert worden.
Der Stahlhelm! Der verfluchte Stahlhelml O, lieber
Stahlhelm! Komme oder ich bin verloren! Schon 1 !lhr
nachm.!
Plugscheibe denkt schon darüber nach, ob man beim
Keffelschmied nicht einen Kochtopf umarbeiten laffen könne
und grau lackieren. Anmöglich in 60 Minuten.