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Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München

5l)

Heizperiode 1917/18

— „Labt ihr auch gefroren bei
eurem Kaffee-Kränzchen?"

— „Nein; es war ja zur Be-
dingung gemacht worden, daß
jede Dame zwei Pfund Kohlen
mitbringen muß."

Wilsons Traum

Bis zwei Llhr nachts hatte
Wilsons große Rede im Kon
greß gedauert, die mit unge-
heurem Beifall aufgenommen
worden war. Besonders zu-
gejubelt war dem Präsidenten
worden, als er von dem großen
Anrecht gesprochen hatte, das
Frankreich im Jahre 1871 ge-
schehen wäre, und daß dieses
Anrecht,das seitdemden Frieden
der Welt gestört hätte, unter
allen Umständen wieder gut ge-
macht werden müßte.

Dann war Wilson in sein
„Weißes Laus" zurück und zu
Bettgegangen. Natürlich konnte
er nach der großen geistigen An-
strengüng nicht sofort Schlaf
finden. Er warf sich hin und
her und brummte von Zeit zu
zu Zeit: „Frankreich muß Elsaß-Lothringen wieder kriegen,
— und wenn darüber ganz Europa zum Teufel geht. Oho,
das werde ich doch wohl zustande bringen!"

Schließlich schlief der Präsident aber doch ein. And
da hatte er einen merkwürdigen Traum. Eine recht unge-
wöhnlich anmutende Gestalt erschien ihm, ein Mann in
schwerer, kostbarer Rüstung. Der nickte ihm freundlich zu.

„Nanu, wer find Sie denn?" fragte Wilson — nalürlich
im Traum. „Lier ist doch kein Opernhaus?"

„Sie irren sich, Seigneur Präsident," entgegnete der
Traumbesucher. „Ich bin wirklich ein alter Ritter. Ich
bin äs Oomo^, Graf von Soiffons, und habe

im 14. Iahrhundert gelebt."

„Was Sie sagen," wunderte sich der träumende Wilson.
„Das ist ja sehr interessant. And was wollen Sie eigent-
lich von mir?"

„Ihnen die Land drücken, Seigneur Präsident, weil
Sie mich heute so glänzend in Ihrer gewaltigen Rede
gerechtfertigt haben."

— „Weil i den Lumpen erwischen möcht, der mir auf meiner Loch-
zeitsreis' in Venedig den falschen Zwanzig-Lireschein gegeben hat!"

„Au!" schrke Wilson im
Traum, denn der Ritter hatte
ihm die Land sehr stark ge-
drückt. „Ich habe Sie gerecht-
fertigt? Wie meinen Sie das?"

„Das ist doch ganz einfach,"
erklärte der Graf von Soissons.
Im Iahre 1365 bin ich mit einer
beträchtlichen Schar tüchtiger
und namentlich famos plündern-
der Söldner in das Elsaß ein-
gefallen. Ich hatte Lust, es
mir anzueignen; die prächtigen
deutschen Reichsstädte lockten
mich. Aber leider wurde ich
hinausgeschmissen. Zehn Iahre
später versuchte ich es noch ein-
mal, aber da ging es mir auch
dreckig; ich wurde in die Schweiz
gejagt und dort jämmerlich ver-
prügelt. Sehen Sie, Seigneur
Präfident, ich war der erste, der
das Elsaß französisch machen
wollte. Nachher kamen dann
die Armagnaken, die von den
Elsäffern,Arme Gecken' genannt
wurden, und so ging die Stän-
kerei immer weiter. Die Elsäffer
haben mich damals wie einen
Räuber empfangen. Aber nun
haben Sie heute gesagt, Seig-
neur Präsident, Frankreich hätte ein heiliges Recht auf
diese Gebiete. Nun also: damit haben Sie mich doch voll-
kommen gerechtfertigt. Lassen Sie mich noch einmal Ihnen
die Land drücken!"

„Au!" schrie Wilson und wachte auf. Seine rechte
Land war im unruhigen Schlaf zwischen das Bettgestell
und den Nachttisch geraten. „Aha, das hat den Traum
verursacht," dachte der Präsident. „Aber ein höchst merk-
würdiger, ganz erstaunlicher Traum ist es doch gewesen.
Man träumt doch sonst nur, was man weiß oder wenigstens
gewußt und nur halb vergeffen hat. Man kann doch eigentlich
nicht träumen, wovon man gar keine Ahnung hat. Llnd
von dem Kerl, dem LnKuerraQä äs Oouo^, habe ich doch bis
heute wahrhaftig nicht das Geringste gewußt. Die Gelchichte
des Elsaß scheint übrigens ganz intereffant zu sein, ich
werde mich einmal damit beschäftigen. Aber später; jetzt
habe ich keine Zeit, erst muß ich dafür sorgen, daß das
Llnrecht an Frankreich wieder gut gemacht wird." -on.

Paffend

— „Gestern habe ich meinen gesamten Tabak in den
Ofen gesteckt."

— „Du bist wohl verrückt?"

— „Gar nicht. Das ist nämlich jetzt das ktthlste
Plätzchen im ganzen Laus."

Splitter

Noch niemals ist die „Katz" im Sack so viel
gekauft worden, wie jetzt. L. F.

Immer derselbe

Schüler: „Leute haben wir unsern Lehrer, der ins
Feld ausgerückt ist, zur B.chn gebracht! War das
feierlich! Zuerst sind wir von ihm ermahnt worden,
recht artig und fleißig zu sein — und dann hat er
uns allen auch noch eine Lausarbeit aufgegeben."

Der australische Papagei

— „Armer Lughes, so schön hat er
mir immer alles nachgeplappert!"
 
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