54 Meggendorfer-Blätter, München
— „Du wartest wohl hier auf deine Braut?"
— „Allerdings. Aber die hat mich, scheint's, versetzt."
— „!lnd warum hast du dir henn nicht einen Mantel angezogen?"
— „Den hab' ich versetzt."
Harte Arbeit
Leo Kloß, der berühmte Tenor, ist ein Sohn des Volkes
und hat auch im Glanz seines Künstlertums und auf der
Löhe seiner Gage und Gastspielbonorare seine belcheidene
Lerkunft nicht vergessen. Er ist freundlich zu einfachen
Leuten und erweist ihnen gern etwas Gutes. Da aber das
Beste, was ein Mensch genießen kann, bekanntlich eine
Opernoufführrma ist, in der Leo Kloß mitstngt, so verschenkt
er manchmal Karten für die Galerie, — an seine Köchin,
an die Gemüsefrau, an den Kaminkehrer und ähnliches Volk.
Die nötigen EintriLISkarten für solche Fälle müffen Leo Kloß
geliefert werden, das hat er fich von der Jntendanz ausbedun-
gen; ste werden ihm nicht etwa abgezogen, — o nein,seine run-
den zweitausend Mark für den Abend bekommt er trotzdem.
Leo Kloß ließ sich einen neuen Gartenzaun
erbauen. Schreinermeister Diepolder und sein
Geselle hatten tüchiig damit zu tun. Als sie
fertiq waren, lobte Leo Kloß das Werk. Dann
zoq er zwei Karten für die Oper aus der
Tasche und sprach leutselig : „So, lieber Mei-
ster, und nun gehn Sie heute abend mit Zhrem
Gesellen mal in die Oper."
„Wo sollen wir hingehn?" fragte Schrei-
nermeister Diepolder.
„Zn die Oper, mein Lieber; heute abend
um sieben Ahr. — In das Loftveater," setzte
er hinzu, als er merkte, daß ihn der Meister
nicht verstand; wahrscheinlich wußte der Mann
gar nicht, was eine Oper ist.
„Ach so, in das große Theater," nickte
Schreinermeister Diepolder. „And was sollen
wir da arbeiten?"
„Zuhören mein Lieber, recht brav zuhören!"
Leo Kloß lackte herzlich über die entzückende
Einfalt des braven Landwerkers. O, wie
würden Meifter und Geselle staunen und nach-
träglich für die geschenkten Karten dankbar
sein. And am Abend sang Leo Kloß den
Lohengrin besonders schön. —
Eine Woche später kam die Nechnung
für den Zaun. Zum Schluß stand da: „Vier
Aeberstunden, Meister und Geselle, zusammen sieben Mark."
Leo Kloß nimmt es bei einer Kellnerrechnung nach
einem Sektgelage nicht so genau, aber sehr genau bei einer
Zaunrechnung. Von Aeberstunden war ihm nichts bekannt,
also erkundigte er sich persönlich: „Ia, Meister, was soll
denn das heißen? Sie haben doch nie nach Feierabend
gearbeiret."
Da nickte Schreinermeifter Diepolder gewichtig und
sprach: „Aber ja, Lerr! Das war doch, wie Sie uns ins Lof-
theater geschickt haben, — wir haben doch zuhören müffenl"
Zwecklose Höflichkeit
Schuldner (auf der Straße): „Was dem Kerl einfällt. noch
immer zu grüßen, deffen Forderung ist doch längst verjährt!"
Schneidig
— „Sie haben Ihr Tippfräulein geheiratet?"
— „Von der Maschine weg."
Tatsache
Geschwister mögen einander noch so fremd sein — sie
lernen üch ordentlich kennen — bei der Teilung des väter-
lichen Erbes. C. F.
k?3t
VsrmZIiI' 6ick nickt cjer kremclen Lteclt.
I-eickt ksnn 6is I-Ieimst click verLc^imerrsn
llncl ein8t flekst clu ru einsm I-Ierren,
1)38 ciick, v/!s leng, vsrge88en t>3t.
Oenn 68 nimmt nur clis ungeteilts
Uncl immer netie l,iebe 3N —
»3nn bi8t clu clort ein tremclsr /^3nn,
V/o clsine V3tir8te 5ekn8ucbt vreilts.
I.S0 Lsllor
— „Mach' doch nicht solch böses Gesicbr, Männchen,
weil ich bei der Putzmacherin tausend Mark schuldig
bin. Du bist mir doch gut." — „Aber ich will
der Putzmacherin nicht für tausend Mark gut sein."
CopUrkqbt 1^18 bv ^ A Schroiber
— „Du wartest wohl hier auf deine Braut?"
— „Allerdings. Aber die hat mich, scheint's, versetzt."
— „!lnd warum hast du dir henn nicht einen Mantel angezogen?"
— „Den hab' ich versetzt."
Harte Arbeit
Leo Kloß, der berühmte Tenor, ist ein Sohn des Volkes
und hat auch im Glanz seines Künstlertums und auf der
Löhe seiner Gage und Gastspielbonorare seine belcheidene
Lerkunft nicht vergessen. Er ist freundlich zu einfachen
Leuten und erweist ihnen gern etwas Gutes. Da aber das
Beste, was ein Mensch genießen kann, bekanntlich eine
Opernoufführrma ist, in der Leo Kloß mitstngt, so verschenkt
er manchmal Karten für die Galerie, — an seine Köchin,
an die Gemüsefrau, an den Kaminkehrer und ähnliches Volk.
Die nötigen EintriLISkarten für solche Fälle müffen Leo Kloß
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gen; ste werden ihm nicht etwa abgezogen, — o nein,seine run-
den zweitausend Mark für den Abend bekommt er trotzdem.
Leo Kloß ließ sich einen neuen Gartenzaun
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Geselle hatten tüchiig damit zu tun. Als sie
fertiq waren, lobte Leo Kloß das Werk. Dann
zoq er zwei Karten für die Oper aus der
Tasche und sprach leutselig : „So, lieber Mei-
ster, und nun gehn Sie heute abend mit Zhrem
Gesellen mal in die Oper."
„Wo sollen wir hingehn?" fragte Schrei-
nermeister Diepolder.
„Zn die Oper, mein Lieber; heute abend
um sieben Ahr. — In das Loftveater," setzte
er hinzu, als er merkte, daß ihn der Meister
nicht verstand; wahrscheinlich wußte der Mann
gar nicht, was eine Oper ist.
„Ach so, in das große Theater," nickte
Schreinermeister Diepolder. „And was sollen
wir da arbeiten?"
„Zuhören mein Lieber, recht brav zuhören!"
Leo Kloß lackte herzlich über die entzückende
Einfalt des braven Landwerkers. O, wie
würden Meifter und Geselle staunen und nach-
träglich für die geschenkten Karten dankbar
sein. And am Abend sang Leo Kloß den
Lohengrin besonders schön. —
Eine Woche später kam die Nechnung
für den Zaun. Zum Schluß stand da: „Vier
Aeberstunden, Meister und Geselle, zusammen sieben Mark."
Leo Kloß nimmt es bei einer Kellnerrechnung nach
einem Sektgelage nicht so genau, aber sehr genau bei einer
Zaunrechnung. Von Aeberstunden war ihm nichts bekannt,
also erkundigte er sich persönlich: „Ia, Meister, was soll
denn das heißen? Sie haben doch nie nach Feierabend
gearbeiret."
Da nickte Schreinermeifter Diepolder gewichtig und
sprach: „Aber ja, Lerr! Das war doch, wie Sie uns ins Lof-
theater geschickt haben, — wir haben doch zuhören müffenl"
Zwecklose Höflichkeit
Schuldner (auf der Straße): „Was dem Kerl einfällt. noch
immer zu grüßen, deffen Forderung ist doch längst verjährt!"
Schneidig
— „Sie haben Ihr Tippfräulein geheiratet?"
— „Von der Maschine weg."
Tatsache
Geschwister mögen einander noch so fremd sein — sie
lernen üch ordentlich kennen — bei der Teilung des väter-
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— „Mach' doch nicht solch böses Gesicbr, Männchen,
weil ich bei der Putzmacherin tausend Mark schuldig
bin. Du bist mir doch gut." — „Aber ich will
der Putzmacherin nicht für tausend Mark gut sein."
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