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Meggendorfer-Blätter, München

Ein Vorteil

Im Gebirge

Fremder: „Ei herrjeses nee, die
vielen Felsspalten! Die sollt m'r emal
vergipsen."

Schwacher Trost

Wegelagerer: „Worauf warten
Sie noch?"

Ausgeplünderter: „Es war 'n Lun-
dertmarkschein, den Sie m'r abgenom
men ... kriege ich da nichts heraus?"

Bequem

Äausherr: „Alte, zu den Mretern
im vierten Stock steigen wir net 'naus,
die steigern wir per Post."

Entschuldigung

— „Sehen Sie, faul bin ich nicht, aber
ich kann nun einmal nicht arbeiten,

ohne dabei zu rauchen.und

's Nauchen hat der Arzt mir ver
boten!"

Der Kinostar

Ls pcangt auf Millionen von Plakaten
Dein Name neu mit jeöem neuen Tag,
Nnd Wort und Blld verkünöen deine Taten
2Vie Leines Wlrkens reichlichen Lrtrag.

Man spricht von -einen Riesenhonoraren,
Don öeinem Leben, deiner Häuslichkeit:
Du flimmerst in vieltausend Lxemplaren
Tagtäglich strahlend -urch die Dunkelheit.

Du silmst -as Laster rührenö wie öie
Tugen-,

Die Ireuöe steht dir wie öie Trauer wohl;
Du bist -er Abgott grauer Großsta-t-
jugend,

2hr strahlenglanzumleuchtetes Jdol.

Dein Dasein war wahrhaftig nicht
vergebens,

Dir b.ühen Reichtum, Lhre, Auhm unL>
Gluck,

Unö — mehr als Las — -as höchste Z'.el
öes Lebens

Gewährte -ir ein freunöliches Geschick.

Ganz öarfst öu leeren, ach, öen zauber-
vollen,

Den Becher, öer öa birgt öie Seligkeit!
Du kannst öir selbst bewunöernö Beifall
zollen,

Der treuste Diener öeiner Litelkeit!

Hanns Adam Faerber

Nicht empfindlich

Fcemder (verlegen): „Soeben
höce ich, daß Sie der Lerr
Wirl selber find, nehmen Sie
's mir übel, daß ich Ihnen
vorhin beim Bezahlen fünf
Pfennige Trinkgeld hinschob?"
— „I wo! Wollen Sie 's
wieder haben — oder wollen
S' noch was dazulegen?"

Kleine Portion

Gast: „Lier liegt 'ne Ver-
wechslung vor, Kellner! Ich
hatte 'n halbes Luhn bestelll,
das nach 'ner Viertelstande
'gebracht werden sollte.. dieses
ist aber nur 'n viertel Luhn,
und Sie bringen 's nach 'ner
halben Stunde!"

Die Hochzeitschecks

Von Peter Nobinson
Ernst Köpke und Paula
Semmler haben neulich Loch
zeit gehabt. Aber nachher
sind sie nicht, wie das früher
in wohlbeqüterten Bürger
kreisen geschah, auf eine Loch-
zeitsreise gegangen, denn das

Derselbe Effekt — „Sie scheinen es

darauf angelegt zu haben, verehrter Lerr Schwieger^
sohn, mein Vermögen nach Kräften zu verringern."

„Ob so oder so: die Vermögensabgabe kommt
ja doch in jedem Falle."

Reisen ist in der Kriegszeit
kein Vergnügen, oder wenig°
stens ein sehr beschränktes,
ebenso wie das Gebiet, über
das eine Lochzeitsreise sich
dann erstrecken kann. Sie sind
auch nicht, wie das bei Ver
zicht auf die Lochzeitsreise
sonst geschah, in ein nagel-
neues, freundliches, elegantes,
molliges oder wie die Leute
sonst zu sagen pflegen, — sie
stnd also nicht in ihr eigenes
Leim gezogen, sondern einfach
in ein Lotel. „Denn," so hatte
Ernst vorher gemeint, „wir
richten uns lieber nach dem
Kriege ein. Möbel sind jetzt
knapp und wahnsinnig teuer,
Landwerker kriegt man kaum,
Dienstboten sind nur unter
Demütigungen zu haben, mit
dem Leizen ist das auch so
eine verdammte Sache, — im
Lotel sind wir vorläufig am
besten aufgehoben."

Ein junges Paar, das eine
Menge begüterter Verwand-
ter hat, kann mit Recht viele
schöne Lochzeitsgeschenke er-
warten, die dann in dem nagel-
neuen, freundlichen, eleganten

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