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Zeitschrift für Humor und Kunst


87

Die Kaffeemühle

Daß man sich an aller-
hand absonderliche WLtn°
sche und Bitten, die die
Verwundeten — zumal
wenn sie schon längere Zeit
im Lazarett stnd — äußern,
gewöhnt hat,das weiß wohl
jede Krankenschwester. So
bat mich neulich auch ein
biederer Sachse, ich möchte
ihm doch eine Kaffeemühle
besorgen. Zch nahm an,
daß er von zu Äauje ein
paar Bohnen dieses edlen
Getränkes geschickt bekom
men hätte, und brachte ihm
die Kaffeemühle. Das Ge-
räusch, das nachher die
Kaffeemühle machte, kam
mir zwar ungewöhnlich
knarrend und krächzend vor.

Ich ging meiner Beschäf-
tigung nach und kam etwa
eine Stunde später wieder
in den Saal. Schon von
weitem hörte ich immer noch
dieses ächzende Knarren
und Knacken der vermeint-
lichen Kaffeebohnen, so daß
ich schließlich doch neugierig
fragte, was er denn da

eigentlich mache. Er hielt inne in seiner anstrengenden Tätig-
keit, wischte sich die Schweißperlen von der Stirn und sagte:
„Wiffen Se, Schwester, mir ham se nämlich von derheeme
ä Bäckchen Ribbentabak geschickt,
un das is Se nämlich so ä gomi-
scheS Zeig, daß ich mersch doch erscht
ä bißche zerkleenern muß."

r'illi Zerndt

kinz möchl' ich geme vviffen

viez nämllch wiihle ich gar gern.
5eh' ich äen brummigen, mürrischen steirn.
ver lälig in meiner öe^uglcheinstelle.
ven groben sterrn. äer auf alle ?ä!le
verweigern möchle unä weniger geben,
lilz selbll ciie belcheiüenllen (vünlche
erllreben,

ven sterrn, äer keinem 2u trauen lcheinl
üncl sich lo aullübrl. alr ob er vermeinl,
kin jeüer wollte ibn lchä'ncllich belügen,
kelchwincleln. begaunern. gemein
betrllgen.

ven sterrn. üer einen lo ansiebt. alr glaubte
6r licher, äaß man ibn förmlich beraubte.
^llr ob man äie vinge. üie einem feblen.
vicht kaufen wollte. nein. eirüach steblen.
ver gracle lo tut. alz ob man am 6näe
bich nackenä ganr vortreMich belänäe.

vem oft äie kurre Seäulä geri'llen.
ver viele Leute lcbon 'rauzgeschmillen —
Kur-:um. von äielem tüchtigen sterrn
Lvüßt' ich äiez eine. ach. gar ru gern:
von wem kriegt äer äenn. in aller (velt.
vie eignen veruglcbeine auzgestellt?

„Welch Glück, in der Droschke sitzt der Beamte von der Bezugschein-
stelle. Der muß mich nach Lause bringen, — sonst ist mein Kleid hin."

Der Hosenknopf und der Hindenburgspeck

Von Alfred Manns

Leert Knüllefett, der Bauer,
stand vom Frühstück auf. Er kratzte
sich in den sechstägigen Bartstop-
peln, weil er hierin das einzige
Mittel sah, den lästigen Iuck zu
vermindern; und außerdem bemühte
er sich, neben dem rechten Zeige-
finger auch noch den Daumen in
das linke Nasenloch zu bringen,
denn er war ein reinlicher Mann.

Voske, sein Weib, sah andächtig
zu, während sie unaufhörlich weitere
Massen von Gerstengrützsuppe in
sich füllte.

Nach einer Weile emsigen Schaf-
fens von beiden Seiten, und nach-
dem Leert von dem Resultat seiner
Mühen befriedigt schien, wandte
er sich an Voske.

„Ich muß mir immer den David
Zwiebelfisch mit seinö Lypothek
durch meinen Kopf gehen laffen,
wo er zu 'n ersten Ianuar Geld
für haben will."

„Tschä, Vadder, des is wohl
so," antwortete die Frau und zog
den großen Kump mit dem immer
noch beträchtlichen Inhalt näher
zu sich, in der unverkennbaren Ab-
sicht, diesen Inhalt als kleinen Rest
zu behandeln.

„Bist noch nich satt?" schrie jetzt
Knüllefett erregt. „Denkst garnich

— „Brav bist du, Liesl. Gut hast du für die
Säu gesorgt, — da könnt ihr mir manch feines
Paket schicken."

— „Ia, Lansl, ich hab' auch immer an dich
gedacht, wenn sie gefreffen haben."
 
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