104 Meggendorfer-Blätter, München
. V
Trinker und Vogel
Der Ganshand'l Von Arnold Slezak
's sitzt der Grundlbauer mit sein' langjährigen Sommer-
gast und Duzbrüderl, dem dreistöckigen Äausherrn Brum-
berger, im Garten und dischkuriert über die guten Zeiten,
wo 's noch Backhendeln geben hat und a guts Tröpferl zum
Begießen. Selbstverständlich war dieser Garten ein Wirts-
hausgarten, sonst hätt' der Brumberger dort nicht jahre-
lang ausgehalten. Da wackelt das einzige aber wuzelselte
Gansl des Wirtes in den §>of. Sagt der Brumberger:
„Was kost' denn jetzt für mi des Gansl, Grundlbauer?"
— „Für di aus langjähriger Freundschaft und Gefälligkeit
achtzig Markln!" — „So," sagt der Brumberger, „i schätz
des Gansl auf a achtzig Biss'n, da kämet mi a jeder Bifs'n
grad auf a Markl, na, na, Freunderl, des Gansl is mir
z'geil." — „Guat," meint der Grundlbauer, der der nämliche
Filz war wie sein Duzbrüderl, „so friß ich's halt allani!"
— „Du?" lacht der Brum-
berger, „a jeder Bifs'n a
Markl? Da laßt mi aber
zuaschaun dabei, i zahl a
Markl Eintrittspreis."
Dann macht jeder einen
Zug aus fei'm Mostkrug.
Auf einmal schaut der
Brumberger auf sei West'n
runter, greift an seiner Ahr-
kett'n 'rum und wird ganz
blaß im G'ficht. „Was host
d'n jetz auf amal?" fragt'n
der Wirt. — „Ie, 's An-
hängs'l von meiner Ahrkettn
hab i verlur'n, a Weih-
nachtsgeschenk von meiner
Frau selig, hundertMarkln
hats kost, mit ei'm Nubin
drauf!" — Ietzt hab'ns
g'sucht, aber 's Anhängs'l
war futsch, grad als wenn
der Teufl sein Schwanz
drauf g'habt hätt'. Wie's
nachher ein biss'l rasten,
kommt die Dirn g'rennt
und schreit: „Wirt, 's
Gansl tut so eigentümli,
allweil schluckt's und va-
dreht sei' Augen, grausli
is anz'sehn!" „Wos?"
sagt der Wirt und schaut
ganz verstört drein. „Mach
an billigen Preis, Wirt,"
sagt gleich der Brumberger,
„sonst wird's dir leicht ganz
hin und nachher hast gar
X nix." — Aber der Grundl-
... V bauer fragt'n gleich: „Du,
^ X wann hast'n 's Anhängs'l
X verlurn?" - „Waß i?" —
^ ^ ß 3etzt lacht der Grundlbauer
^ ' und meint: „Brumberger,
neamd anderer als des
Gansl hat dei Anhängs'l
g'schluckt, jetzt sei froh, daß
i net hundert Markln g'sagt
hab', und kauf dirs schnell.
So Viecha verschliafen si
gern vorn End, dann kannst dirs Anhängs'l suachen." —
„Wie kunnt denn a so a Gansl, so a Trum Anhängs'l
schlucken?" wendet der Brumberger ein, aber der Briefbot,
der grad dazukommen ist, blinzelt dem Wirt zu und erzählt
gleich, ein Gansl hätt' einmal ein' preußischen Taler geschluckt,
ja, er hätt' einmal g'hört, eins sollt eine Ahr samt der Kett'n
g'schluckt haben, aber das könnt er doch net recht glaub'n.
Da ist der Brumberger wieder in Zweifel kommen, ob er
nicht doch den Landel abschließen sollt, aber 's Letzte wollt
er doch noch versuchen. „Du," hat er g'meint, „kunnt'n
wir dem Gansl net a Laxiermittel eingeben?" — Aber die
Bitt' hat ihm sein Freund rund abgeschlag'n. — „Na, na,
daß mir des Gansl die ganze Fett'n verliert, da schick i 's
glei nach ^Marienbad." - Schon wollt' der Brumberger jetzt.
einschlag'n, aber da fallt's Gansl auf einmal um, grad als
wenn sein letztes End' kommen wär. Ietzt is der Wirt
. V
Trinker und Vogel
Der Ganshand'l Von Arnold Slezak
's sitzt der Grundlbauer mit sein' langjährigen Sommer-
gast und Duzbrüderl, dem dreistöckigen Äausherrn Brum-
berger, im Garten und dischkuriert über die guten Zeiten,
wo 's noch Backhendeln geben hat und a guts Tröpferl zum
Begießen. Selbstverständlich war dieser Garten ein Wirts-
hausgarten, sonst hätt' der Brumberger dort nicht jahre-
lang ausgehalten. Da wackelt das einzige aber wuzelselte
Gansl des Wirtes in den §>of. Sagt der Brumberger:
„Was kost' denn jetzt für mi des Gansl, Grundlbauer?"
— „Für di aus langjähriger Freundschaft und Gefälligkeit
achtzig Markln!" — „So," sagt der Brumberger, „i schätz
des Gansl auf a achtzig Biss'n, da kämet mi a jeder Bifs'n
grad auf a Markl, na, na, Freunderl, des Gansl is mir
z'geil." — „Guat," meint der Grundlbauer, der der nämliche
Filz war wie sein Duzbrüderl, „so friß ich's halt allani!"
— „Du?" lacht der Brum-
berger, „a jeder Bifs'n a
Markl? Da laßt mi aber
zuaschaun dabei, i zahl a
Markl Eintrittspreis."
Dann macht jeder einen
Zug aus fei'm Mostkrug.
Auf einmal schaut der
Brumberger auf sei West'n
runter, greift an seiner Ahr-
kett'n 'rum und wird ganz
blaß im G'ficht. „Was host
d'n jetz auf amal?" fragt'n
der Wirt. — „Ie, 's An-
hängs'l von meiner Ahrkettn
hab i verlur'n, a Weih-
nachtsgeschenk von meiner
Frau selig, hundertMarkln
hats kost, mit ei'm Nubin
drauf!" — Ietzt hab'ns
g'sucht, aber 's Anhängs'l
war futsch, grad als wenn
der Teufl sein Schwanz
drauf g'habt hätt'. Wie's
nachher ein biss'l rasten,
kommt die Dirn g'rennt
und schreit: „Wirt, 's
Gansl tut so eigentümli,
allweil schluckt's und va-
dreht sei' Augen, grausli
is anz'sehn!" „Wos?"
sagt der Wirt und schaut
ganz verstört drein. „Mach
an billigen Preis, Wirt,"
sagt gleich der Brumberger,
„sonst wird's dir leicht ganz
hin und nachher hast gar
X nix." — Aber der Grundl-
... V bauer fragt'n gleich: „Du,
^ X wann hast'n 's Anhängs'l
X verlurn?" - „Waß i?" —
^ ^ ß 3etzt lacht der Grundlbauer
^ ' und meint: „Brumberger,
neamd anderer als des
Gansl hat dei Anhängs'l
g'schluckt, jetzt sei froh, daß
i net hundert Markln g'sagt
hab', und kauf dirs schnell.
So Viecha verschliafen si
gern vorn End, dann kannst dirs Anhängs'l suachen." —
„Wie kunnt denn a so a Gansl, so a Trum Anhängs'l
schlucken?" wendet der Brumberger ein, aber der Briefbot,
der grad dazukommen ist, blinzelt dem Wirt zu und erzählt
gleich, ein Gansl hätt' einmal ein' preußischen Taler geschluckt,
ja, er hätt' einmal g'hört, eins sollt eine Ahr samt der Kett'n
g'schluckt haben, aber das könnt er doch net recht glaub'n.
Da ist der Brumberger wieder in Zweifel kommen, ob er
nicht doch den Landel abschließen sollt, aber 's Letzte wollt
er doch noch versuchen. „Du," hat er g'meint, „kunnt'n
wir dem Gansl net a Laxiermittel eingeben?" — Aber die
Bitt' hat ihm sein Freund rund abgeschlag'n. — „Na, na,
daß mir des Gansl die ganze Fett'n verliert, da schick i 's
glei nach ^Marienbad." - Schon wollt' der Brumberger jetzt.
einschlag'n, aber da fallt's Gansl auf einmal um, grad als
wenn sein letztes End' kommen wär. Ietzt is der Wirt