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Zeitschrift fiir Humor und Kunst

Die Geschichte

vom braven Alkohol

Gelchieht irgendwo ein Mord,
sogleich wird der Alkohol als
Anstifter vor das Tribunal ge°
zerrt, flüchtet ein Kaffenbote mit
einem Sack Geld, so schreit die
ganze Welt, der Alkohol sei
sein Komplize gewescn, und prü
gelt ein rabiater Ehemann sein
ihm vom Limmel anvertrautes
Eheweib,sorustjedermann:„Der
Alkohol hat ihn dazu getrieben!"

Kurzum, geschieht irgendwo
eine schlechte Tat, so mufl in
erster Linie der Alkohol schuld
daran gewesen sein. Daß der
Alkohol aber auch gute Taten
verursacht, davon schnauft kein
Mensch ein Sterbenswörtlein.

Darum will ich ihm ein Ehren-
liedlein pfeifen! Also aufgepaßt!

Der Rechtskonsulent Iakob
Mandelbaum war ein Geizhals
und hätte sich jederzeit für einen
Fünfer ein Loch in dte Knie-
scheibe bohren laffen. Als
Freund schätzte er sehr hoch den
Geldwechsler Ibrahim Baritscheck, den man vom Dache
des höchsten Lauses hätte herabwerfen dürfen, soferne er
dafür mit einem Zehner entlohnt worden wäre. Seine

Rase war kcumm wie die Mond
sichel, die gerade blutig rot auf
die beiden Geizhälse herabschien,
als sie durch die Straßen'der
Stadt schlichen, um irgend etwas
zu erspähen, was ihrer uner-
sättlichen Gier nach Gut und
Geld neue Befriedigung ge-
währt hätte.

Schon öfters hatten sie dies
in solch düsteren Nächten getrie
ben, und viele Male hatten sie
Glück gehabt. Das eine Mal er
spähten sie durch eine Kellerluke
einen Weinschmierer bei der Ar-
beit. Erlieferte dieGetränkefür
die Königliche Tafel und mußte
ein Schweigegeld bezahlen, das
ebenso beträchtlich war wie die
Achtung, welche seine altange-
sehene Firma von allen Seiten
beanspruchte und die ihr auch
restlos zuteil wurde. Ein zwei-
tes Mal ertappten sie den Lerrn
Vorstand vom Mäßigkeitsver-
ein, wie ihn Schriftsührer und
Säckelwart nach Äause zogen.
Leider waren die beiden Sa-
mariter auch nicht mehr ganz
nüchtern und hatten bald nur mehr den Aeberzieher ein-
gehängt. Der Äerr Vorstand selber war inzwischen aus
seiner Amhüllung herausgeglitten und gerade vor dem

— „Drei Stunden warte ich jetzt schon auf die vermögende
Dame mit dem Äeiratsgesuch. Und ich habe ihr doch so
eindringlich geschrieben, daß ich des Alleinseins müde bin."

Äöchstes Lob Äausfrau: „Schmeckt es Jhnen?"

Bettler: „Vorzüglich, gnädige Frau . . . beinahe wie zu Äause!"

Das treue Mäöel

Schwänge sich mein Schatz aufs Roß,
Blieb ich nimmermehr zu Haus;
Unerkannt, als Bub' im Troß,

Lief' ich heimlich mit hinausl

Hielte Wacht vor seinem Zelt,

Putzt' unö flickt' ihm Wams un- Wehr;
Durch Lie ganze weite Welt
Lief' ich treulich nebenher.

Wenn er müßt' im Ieuer stehn,

Wär' ich bei -er Hanü behend';
Könnt' ihm ja kein TeiL geschehn,
Wenn sein Näöel bei ihm stänü'.

Mitten öann im öicksten Streit
Pfiff' ich ihm ein Lieüel vor,

Unö wir lachten alle beiü'

Zwischen Rauch unö Feuerrohr.

Schießen mich öie Zeinöe tot . . .
Wenn ihr öraußen mich begrabt,
Schenkt mir Rosen, Rosen rot,

Weil ich ihn so lieb gehabtl
 
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