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Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München

— „Keenen blasien Schimmer hab' ick jehobt, det sie uür ein-
ziehn würden, — vor'je Woche hab' ick mir noch een Bezug-
schein for 'nen ueuen Anzug jeholt."

— „Ra, den kannste ja nu dem Kammerunteroffizier jeben/'

Die armen Cadornas Von Peter Nobinsor»

In Italien sind in den lehten drei Iahren eine gewaltige
Menge Knaben auf den Namen Cadorna getauft worden.
Nachdem aber der gefeierte General das große Pech gehabt
hat und in der Versenkung verschwunden ist, sind die Eltern
dieser Knaben mit dem Vornamen gar nicht mehr zufrieden.
Es ist eine Bewegung im Gange, alle Vornamen Cadorna
zu löschen und durch andere zu ersehen, doch wollen die
Pfarrämter sich bis jetzt noch nicht darauf einlassen. —

Ia, das kommt von der Voreiligkeit. Man soll eben
immer das Ende abwarten, besonders bei Generalen, oder
wenigftens das Kriegsende. Die jungen Italiener, die jetzt
Cadorna heißen, können einem wahrhaftig leid tun. Wie
oft werden sie nicht im Leben die Äemmnisse spüren müssen,
die mit einem unsympathischen Namen gar leicht verknüpft
sind. Schon in der Schule werden sie das erfahren. Dann
wird so einem jungen Cadorna
Farinello oder Cadorna Pippo
gesagt werden: „Aha, mein
Lieber, schon wieder ein unge-
nügendes Exerzitium! Natür-
lich, — wenn einer schon Cador-
na heißt, kann er das Ziel der
Klasse nicht erreichen. Gib
es auf, und werde Schuster
oder Schneider."

Llnd wenn dann der Knabe
doch glücklich durch die Schule
hindurch ist und auch irgendwo
eine Lehrzeit abgemacht hat,
wird er fich um eine Stelle
bewerben und schüchtern nur
mit C. unterzeichnen, etwa:

C. Tappo. Dann aber wird
der Prinzipal sagen: „Wie

heisien Sie mit Vornamen? Cadorna heißen Sie, — ausge-
schlossen, daß ich Sie engagiere. Da würde mir die Konkurrenz
zu sehr über den Kopfwachsen; Sie würden ja alles verpatzen."

Llnd erst beim Militärdienst! Auf wie vielen italienischen
Kasernenhöfen wird man in 20 Iahren zornige Llnteroffiziere
schreien hören: „Der blödsinnige Lammel da hat schon
wieder nicbt aufgepaßt! Aber natürlich, das ist auch wieder
so ein Cadorna, — man müßte alle diese Ochsen von vorn-
herein vom Militärdienst ausschließen, sie vcrpatzen einem
ja die ganze Kompagnie!"

Mit dem Seiraten wird es für die Cadornas auch sehr
traurig stehn. Iedes vaterländisch empfindende italienische
Mädchen wird einem Cadorna einen Korb geben, das ist
ganz klar, denn ein Cadorna kann eben keine Eroberungmachen.

Kurzum, die Eltern, die für ihre Söhne diesen Llnglücks-
namen gewählt haben, können sich jetzt die Laare ausraufen,

und wenn aus dem Llmtaufen
wirklich nichts wird, bleibt
ihnen nur noch ein Trost: Am
Ende hat General Diäz der
Nachfolger Cadornas, noch viel
größercs Pech. Dann würde
man natürlich im garizen Lande
sagen: Der Diaz ist doch der
allerschlimmste Trottel, da-
gegen war der Cadorna wahr-
haftig noch ein Genie. — Llnd
so würde die allgemeine Stim-
»nung mit dem gegenwärtig
verhaßten Namen allmählich
sich wieder aussöhnen.

Daß dies der Fall sein wird,
wollen wir im Interesse all der
unschuldigen, Cadorna getauf-
ten Knäblein ernstlich hoffen.
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