56 Meggendorfer-Blätter, München
Llnrnöglich
Sekretär Knittermann ist seit
dreißig Iahren gewöhnt, die Er°
scheinungen dieses Lebens vor-
züglich nach der Nichtung hin zu
betrachten, wie sie sich in irgend
ein staatlich oder amtlich festge
legtes Schema einordnen laffen.
Zum Beispiel: Sekretär Knitter-
mann bezahlt an jedem Monats-
ersten die Miete sür seine Woh-
nung. Das tun auch noch sehr
viele andere Leute, aber sie tun
es — wie sie, nach dem Grunde
gefragt, sagen würden, — weil
das nun einmal so sein muß.
Sekretär Knittermann aber tut
es, weil das in dem und dem
Paragraphen des Bürgerlichen
Gesetzbuches vermerkt ist und er
einen entsprechenden Kontrakt
unterzeichnet hat. So denkt der
Sekretär Knittermann. —
Neulich fährt Sekretär Knit-
termann auf der Eisenbahn und
sitzt im lehten Abteil des letzten
Wagens. Einer der Mitreisen-
den lehnt sich — das soll man
nicht tun, weil man dann den
Abteilgenoffen Luft und Licht
fortnimmt, außerdem, was aber weniger wichtig ist, ver-
bieten es die Eisenbahngesetze — einer der Mitreisenden
also lehnt sich zum Fenster hinaus. Auf einmal fährt er
zurück, mit ganz blaffem Gesicht. „Limmel, ein anderer
Zug kommt hinter uns her!"
Nechts und links werden Köpfe zu den Fenstern hinaus-
gesteckt, und diese Köpfe werden gleichfalls blaß. Man fährt
gerade in einer lang sich dehnenden Kurve, so daß der zweite
Zug in seiner vollen Länge zu sehn ift. Die blaß gewor-
denen Köpfe rufen:
„Ach Gott, es ist wirklich ein anderer Zug hinter uns
auf dem Gleis!"
„Vielleicht fährt er langsamer als der unsere."
„Nein, nein! Es ist ja auch
kein Gürerzug. Er hat gerade
solche Wagen wie unserer."
„Da, — jetzt ist er schon
näher! Ziehe doch einer die
Notbremse!"
„Sie sind wohl verrückt, —
vamit wir halten, und der andere
Zug uns gleich zu Mus zerfährt.
Winken Sie lieber mit Taschen-
tüchern! Schläft denn der Lo-
komotivführer auf dem andern
Zug?"
Lier mischt sich Sekretär
Knittermann in das allgemeine
Geschrei: „Aber beruhigen Sie
sich doch, meine Äerrschaften!
Sie irren sich: es befindet sich
kein zweiter Zug hinter uns. Es
ist ganz unmöglich. Ich habe
eben im Kursbuch nachgesehn,
— der nächste Personenzug auf
dieser Strecke ist erst in zwei
Stunden fällig." -on.
Der Psychologe
Arzt: „Also nervös sind Sie?
Da schicken Sie Ihre Frau mal
14 Tage aufs Land."
— „Ich bin gar nicht verheiratet,
sondern habe nur eine Laushälterin."
— „Dann schicken Sie die mal auf vier Wochen fort."
— „Warum hast du deinen neuen Klubseffel wieder verkauft?"
— „Mußte, — da saß es ffch so schön und gemütlich, hab'
zu viel Zeit versessen!"
Kleiner Irrtmn
— „Laben Sie vielleicht einen hundertjährigen Kalender,
Frau Schulze?"
— „Wo denken Sie denn hin. So lange werden bei uns
die Kalender nicht aufgehoben."
Borzug — „Das einzlge, was
durch den Krieg billiger geworden ift: früher
mußte man bei Regenwetter unbedingt ein Auto
zahlen, jetzt ist eine jede Dame schon glück-
lich, wenn man einen Regenschirm mitbringt."
— „Jch bitt' dich, wie hat denn der Lerr Rat seine Kleider
so komisch hinter sich aufgehängt?"
— „Ia, weißt du, das ift ein sehr praktischer Mann, der
will keine Zeit versäumen; wenn es zwölf Ahr schlägt-
schlüpft er so schnell in seine Kleider und braucht sich
durch diese Vorrichtung von Niemandem helfen zu laffen!"
Der praktische Herr Rat
Llnrnöglich
Sekretär Knittermann ist seit
dreißig Iahren gewöhnt, die Er°
scheinungen dieses Lebens vor-
züglich nach der Nichtung hin zu
betrachten, wie sie sich in irgend
ein staatlich oder amtlich festge
legtes Schema einordnen laffen.
Zum Beispiel: Sekretär Knitter-
mann bezahlt an jedem Monats-
ersten die Miete sür seine Woh-
nung. Das tun auch noch sehr
viele andere Leute, aber sie tun
es — wie sie, nach dem Grunde
gefragt, sagen würden, — weil
das nun einmal so sein muß.
Sekretär Knittermann aber tut
es, weil das in dem und dem
Paragraphen des Bürgerlichen
Gesetzbuches vermerkt ist und er
einen entsprechenden Kontrakt
unterzeichnet hat. So denkt der
Sekretär Knittermann. —
Neulich fährt Sekretär Knit-
termann auf der Eisenbahn und
sitzt im lehten Abteil des letzten
Wagens. Einer der Mitreisen-
den lehnt sich — das soll man
nicht tun, weil man dann den
Abteilgenoffen Luft und Licht
fortnimmt, außerdem, was aber weniger wichtig ist, ver-
bieten es die Eisenbahngesetze — einer der Mitreisenden
also lehnt sich zum Fenster hinaus. Auf einmal fährt er
zurück, mit ganz blaffem Gesicht. „Limmel, ein anderer
Zug kommt hinter uns her!"
Nechts und links werden Köpfe zu den Fenstern hinaus-
gesteckt, und diese Köpfe werden gleichfalls blaß. Man fährt
gerade in einer lang sich dehnenden Kurve, so daß der zweite
Zug in seiner vollen Länge zu sehn ift. Die blaß gewor-
denen Köpfe rufen:
„Ach Gott, es ist wirklich ein anderer Zug hinter uns
auf dem Gleis!"
„Vielleicht fährt er langsamer als der unsere."
„Nein, nein! Es ist ja auch
kein Gürerzug. Er hat gerade
solche Wagen wie unserer."
„Da, — jetzt ist er schon
näher! Ziehe doch einer die
Notbremse!"
„Sie sind wohl verrückt, —
vamit wir halten, und der andere
Zug uns gleich zu Mus zerfährt.
Winken Sie lieber mit Taschen-
tüchern! Schläft denn der Lo-
komotivführer auf dem andern
Zug?"
Lier mischt sich Sekretär
Knittermann in das allgemeine
Geschrei: „Aber beruhigen Sie
sich doch, meine Äerrschaften!
Sie irren sich: es befindet sich
kein zweiter Zug hinter uns. Es
ist ganz unmöglich. Ich habe
eben im Kursbuch nachgesehn,
— der nächste Personenzug auf
dieser Strecke ist erst in zwei
Stunden fällig." -on.
Der Psychologe
Arzt: „Also nervös sind Sie?
Da schicken Sie Ihre Frau mal
14 Tage aufs Land."
— „Ich bin gar nicht verheiratet,
sondern habe nur eine Laushälterin."
— „Dann schicken Sie die mal auf vier Wochen fort."
— „Warum hast du deinen neuen Klubseffel wieder verkauft?"
— „Mußte, — da saß es ffch so schön und gemütlich, hab'
zu viel Zeit versessen!"
Kleiner Irrtmn
— „Laben Sie vielleicht einen hundertjährigen Kalender,
Frau Schulze?"
— „Wo denken Sie denn hin. So lange werden bei uns
die Kalender nicht aufgehoben."
Borzug — „Das einzlge, was
durch den Krieg billiger geworden ift: früher
mußte man bei Regenwetter unbedingt ein Auto
zahlen, jetzt ist eine jede Dame schon glück-
lich, wenn man einen Regenschirm mitbringt."
— „Jch bitt' dich, wie hat denn der Lerr Rat seine Kleider
so komisch hinter sich aufgehängt?"
— „Ia, weißt du, das ift ein sehr praktischer Mann, der
will keine Zeit versäumen; wenn es zwölf Ahr schlägt-
schlüpft er so schnell in seine Kleider und braucht sich
durch diese Vorrichtung von Niemandem helfen zu laffen!"
Der praktische Herr Rat