Zeitschrift für Hurnor und Kunst 57
„Was habt's auch so langweilig gefrüh-
stückt! Ietzt, wenn's Odelfaß schon leer wär',
da hätt' man ein schönes trockenes Plätzchen!"
Eine unüberwindbare
Schwierigkeit
Von Peter Robinson
Der Oberlehrer Dr. Wil-
helm Gutknecht hatte elf Iahre
lang in den Gymnasialklassen
Tertia bis Prima deutschen
Anterricht erteilt, mit beson-
derer Berückstchtigung der
deutschen Literaturgeschichte.
Zweimal in dieser Zeit hatte
er eine wifsenschaflliche Arbeit
als Beilage zum jährlichen
Schulprogramm beigesteuert.
Die erste hieß: „Aus welchen
Gründen führt Lesstng in sei-
ner ,Minna von BarnhelnL
den de la Mai'liniöi'e
ein?" Die zweite behandelte:
„Die deutschen Novellisten des
19. Iahrhunderts".
Gerade, als zu Ostern das
Programm mit dieier letzten
Arbeit erschienen war, fiel
Dr. Gutknecht eine recht er-
hebliche Erbschaft von einer
alten Tante zu. Er gab sein
Wenn Minna einen besonders scharfen Meer-
rettich reiben rnuß, seHt sie dazu die Gasmaske
vom gnädigen Herrn auf
Lehramt auf, das ihm schon
seit längererZeit nicht behagte,
weil der Direktor des Gym-
nafiums unter seinen Lehrern
nur diejenigen schätzte, die
Reserveoffiziere waren. Dr.
Gutknecht aber war nicht Ne-
serveoffizier, er hatte nicht ein-
mal gedient. Zuerst war es
jeht seine Absicht, als Privat-
gelehrter seine geistigen Kräfte
der Menschheit zu widmen,
dann aber fiel es ihm ein, daß
er sich eigentlich nun selbst ein-
mal als Literat, als Schrift-
steller, als Dichter betätigen
könnte. Warum sollte er das
auch nicht? Die Beschäfti-
gung mit den deutschen Novel-
listen des 19. Zahrhunderts
ließ es ihm angezeigt erschei-
nen, sich zunächst in der No-
velle zu versuchen. „So etwas
werde ich doch auch können!"
dachte er. Vorher aber machte
er, den Schulstaub von sich ab-
zuschütteln, eine Neise durch
Mitteldeutschland, wobei er
„Was habt's auch so langweilig gefrüh-
stückt! Ietzt, wenn's Odelfaß schon leer wär',
da hätt' man ein schönes trockenes Plätzchen!"
Eine unüberwindbare
Schwierigkeit
Von Peter Robinson
Der Oberlehrer Dr. Wil-
helm Gutknecht hatte elf Iahre
lang in den Gymnasialklassen
Tertia bis Prima deutschen
Anterricht erteilt, mit beson-
derer Berückstchtigung der
deutschen Literaturgeschichte.
Zweimal in dieser Zeit hatte
er eine wifsenschaflliche Arbeit
als Beilage zum jährlichen
Schulprogramm beigesteuert.
Die erste hieß: „Aus welchen
Gründen führt Lesstng in sei-
ner ,Minna von BarnhelnL
den de la Mai'liniöi'e
ein?" Die zweite behandelte:
„Die deutschen Novellisten des
19. Iahrhunderts".
Gerade, als zu Ostern das
Programm mit dieier letzten
Arbeit erschienen war, fiel
Dr. Gutknecht eine recht er-
hebliche Erbschaft von einer
alten Tante zu. Er gab sein
Wenn Minna einen besonders scharfen Meer-
rettich reiben rnuß, seHt sie dazu die Gasmaske
vom gnädigen Herrn auf
Lehramt auf, das ihm schon
seit längererZeit nicht behagte,
weil der Direktor des Gym-
nafiums unter seinen Lehrern
nur diejenigen schätzte, die
Reserveoffiziere waren. Dr.
Gutknecht aber war nicht Ne-
serveoffizier, er hatte nicht ein-
mal gedient. Zuerst war es
jeht seine Absicht, als Privat-
gelehrter seine geistigen Kräfte
der Menschheit zu widmen,
dann aber fiel es ihm ein, daß
er sich eigentlich nun selbst ein-
mal als Literat, als Schrift-
steller, als Dichter betätigen
könnte. Warum sollte er das
auch nicht? Die Beschäfti-
gung mit den deutschen Novel-
listen des 19. Zahrhunderts
ließ es ihm angezeigt erschei-
nen, sich zunächst in der No-
velle zu versuchen. „So etwas
werde ich doch auch können!"
dachte er. Vorher aber machte
er, den Schulstaub von sich ab-
zuschütteln, eine Neise durch
Mitteldeutschland, wobei er