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Meggendorfer-Blätter, München
— „Abends hörst du ganz richlig mit der Arbeit auf, aber morgenS fängst
du 'ne Stunde zu spät an."
— „Ia, siehst du, mir ist die Sommerzeit nicht recht. Morgens bin ich
immer 'n bißchen verärgert, aber abends bin ich friedlich, — da geb' ich nach."
Der arme Dichter
Als neulich ihr Geburtstag
rvar,
Da bracht' ich ihr ein zart'
Geüicht;
Naiblumen, Auchen,- auch ins
Haar
Gin rotes Banö, von Seide licht.
Erst griff sie nach -em bunten
Tanö,
Roch dann am Kuchen,
dann am Strauß.
Nahm endlich auch die Verse
zur Hanö. . .
Und lachte mich aus.
Ueinbnrd l?olker
Gerechte Bezahlung
Der kleine Neffe: „Onkel, für das
Wohltätigkeitskonzert bestellst du ja
für deine Person drei Eintrittskarten
— das tust du wohl, weil du so große
Ohren hast?"
<Der Bankier Goldschmidt wird von
einem seiner Bekannten seit einiger
Zeit nur mehr als „Äerr Schmidt"
begrüßt. Er nimmt diesen Gruß erst
ohne Widerspruch hin, doch eines
Tages spricht er:
„Mein Lieber! Wir kennen uns
doch schon so lange und wiffen ganz
genau, daß ich Goldschmidt heiße.
Wie kommen Sie nun dazu, mich
neuerdings ,Schmidt' zu nennen?"
„Da fragen Sie noch? Sie als
Bankmensch müßten das doch wiffen.
Sie heißen jetzt ,Schmidt'. Das Gold
gehört der Reichsbank." C. n n
Der neugierige Walö
Zrühmorgens ist's l Im weiten
Waldesschoß
Uur hie und -a ein leises
Bogelschwingen;
Die Bäume aber stehen regungslos,
Als warteten sie, was der Tag
wird bringen.
Was wirü er bringenl Eine
Ainderschar,
Die Beeren sucht und Schwämme;
Schlingenleger;
Nanch einen Holzdieb; sicher auch
ein paar
Zigarrenraucher und vielleicht —
üen Hegerl
Nerqmnnn
Copyrigl-t 1918 by I. F. Schretber
Meggendorfer-Blätter, München
— „Abends hörst du ganz richlig mit der Arbeit auf, aber morgenS fängst
du 'ne Stunde zu spät an."
— „Ia, siehst du, mir ist die Sommerzeit nicht recht. Morgens bin ich
immer 'n bißchen verärgert, aber abends bin ich friedlich, — da geb' ich nach."
Der arme Dichter
Als neulich ihr Geburtstag
rvar,
Da bracht' ich ihr ein zart'
Geüicht;
Naiblumen, Auchen,- auch ins
Haar
Gin rotes Banö, von Seide licht.
Erst griff sie nach -em bunten
Tanö,
Roch dann am Kuchen,
dann am Strauß.
Nahm endlich auch die Verse
zur Hanö. . .
Und lachte mich aus.
Ueinbnrd l?olker
Gerechte Bezahlung
Der kleine Neffe: „Onkel, für das
Wohltätigkeitskonzert bestellst du ja
für deine Person drei Eintrittskarten
— das tust du wohl, weil du so große
Ohren hast?"
<Der Bankier Goldschmidt wird von
einem seiner Bekannten seit einiger
Zeit nur mehr als „Äerr Schmidt"
begrüßt. Er nimmt diesen Gruß erst
ohne Widerspruch hin, doch eines
Tages spricht er:
„Mein Lieber! Wir kennen uns
doch schon so lange und wiffen ganz
genau, daß ich Goldschmidt heiße.
Wie kommen Sie nun dazu, mich
neuerdings ,Schmidt' zu nennen?"
„Da fragen Sie noch? Sie als
Bankmensch müßten das doch wiffen.
Sie heißen jetzt ,Schmidt'. Das Gold
gehört der Reichsbank." C. n n
Der neugierige Walö
Zrühmorgens ist's l Im weiten
Waldesschoß
Uur hie und -a ein leises
Bogelschwingen;
Die Bäume aber stehen regungslos,
Als warteten sie, was der Tag
wird bringen.
Was wirü er bringenl Eine
Ainderschar,
Die Beeren sucht und Schwämme;
Schlingenleger;
Nanch einen Holzdieb; sicher auch
ein paar
Zigarrenraucher und vielleicht —
üen Hegerl
Nerqmnnn
Copyrigl-t 1918 by I. F. Schretber