Zeitschrist für Humor und Kunst 127
3n (AedanEeN Stationsvorsteber (der tn setner Privatwohnung etnen Spttzbuben
überrascht): „Solch' eine Frechheit, am hellen Tag hier hereinzuk ettern!"
— „Entschuldigen Sie, das geschah in Gedanken! Ich stand vor
dem offenen Fenster ... da wurde plötzlich ,einsteigen" gerufen."
Die Pferdemufterung
Nauschen floß etwas heraus, worauf im
Winkel ein Schnaufen, Knirschen und
schmatzendes Mahlen folgte.
Leise wie er gekommen, stahl fich
Didde mit seiner Last zurück, legte die
Fliese an ihre Stelle und zündete dann
am Lerde eine Petroleumfunzel an.
Liermit begab er fich von neuem in
den Wtnkel, wo es noch immer behag-
lich pustete und krachte.
In dem Lichtkegel glänzte etwas
braunes, glänzendes, molliges. Dieses
Elwas bearbeitete nun Bauer Notlauf
mit Stahlkratze und Bürste sowie mit
sehr viel Liebe und Andacht.
Nachdem das Knirschen und Mah-
len einerseits, das Striegeln und Bür-
sten andererseits ausgehört hatte, hörte
man das Oeffnen einer Tür, ein rundes,
lebenswarmes Klatschen wie Fleisch auf
Fleisch, und eine Zeitlang gedämpften
Lufschlag. Dann war Stille. Aller-
dings keine völlige Stille, denn Lund
Pinkel flöhte lebhaft weiter und die
Kontraktschweine träumten qualvoll von
dem Schlaraffenland im Geräteschuppen.
Vier Kilometer vom Anwesen des
Marschbauern Notlauf lag am äußer-
sten Zipfel desMoordorfs Dübelspetten-
hausen das Gehöft des Torfbauern
Wiard Bullerdarm.
Es war drei Ahr nachts.
Auf der Diele des Bullerdarmhofes
stand Didde Nollauf bei dem Laus-
herrn, einem kleinen Männchen mit
feltem Leib und unbesagbar dünnen,
kurzen und minderwertigen Beinen, die
durch eine bis an die Knie reichende
rotgewürfelte Unterhose behüllt waren.
Lleber dem klobig benasten Antlitz Wiards
hing eine dunkelblaue Zipfelmütze, wäh-
rend die nackten Füße in Äolzschuhen
steckten.
Didde Nollauf sprach mächtig einvringlich auf den
Moorbauern ein, während seine Stielaugen schier aus dem
Kopfe herauswuchsen.
Eine Bitte
Man hörte folgendes:
„Wiard, ich will dir man was sagen, wenn du heute
das, was in diesen Beutel is. deine alten, schetterigen
Lühner oder dein Mißvieh von Söge gibst und nich die
beiden Braunen, denn so tret^ ich dir deine klatrigen Beine
zuschanden, und wenn auch die Anterhose kaputt geht, was
noch das beste von sie is."
Der Torfbauer quetschte fich unter heftigem Getöse den
Gesichskolben zwischen Daumen und Mittelfinger aus,
worauf er den letzteren mit reibender Bewegung an die
gerühmte Anterhose südrte. Empfindlich war er nicht.
„Wie mein Eigen halt ich ihnen, Didde, da kannst
auf ab."
„Wie dein Eigen, du Torfpogge? Ich will dir denn!
Daß du da so 'ne Beester wie deine von machst, die wie
große Windhunde aussehn, bloß daß sie nich laufen können.
Nee, wie meine sollst du ihnen behandeln."
Bullerdarm warf einen Blick auf den Pferdestall. Da
standen vier Gäule. Zwei wunderschöne, kräftige Braune
und zwei-du lieber Gott. Bauer Notlauf hatte nicht
so unrecht. Was waren das für Tiere! Gelb, stoppelhaarig
3n (AedanEeN Stationsvorsteber (der tn setner Privatwohnung etnen Spttzbuben
überrascht): „Solch' eine Frechheit, am hellen Tag hier hereinzuk ettern!"
— „Entschuldigen Sie, das geschah in Gedanken! Ich stand vor
dem offenen Fenster ... da wurde plötzlich ,einsteigen" gerufen."
Die Pferdemufterung
Nauschen floß etwas heraus, worauf im
Winkel ein Schnaufen, Knirschen und
schmatzendes Mahlen folgte.
Leise wie er gekommen, stahl fich
Didde mit seiner Last zurück, legte die
Fliese an ihre Stelle und zündete dann
am Lerde eine Petroleumfunzel an.
Liermit begab er fich von neuem in
den Wtnkel, wo es noch immer behag-
lich pustete und krachte.
In dem Lichtkegel glänzte etwas
braunes, glänzendes, molliges. Dieses
Elwas bearbeitete nun Bauer Notlauf
mit Stahlkratze und Bürste sowie mit
sehr viel Liebe und Andacht.
Nachdem das Knirschen und Mah-
len einerseits, das Striegeln und Bür-
sten andererseits ausgehört hatte, hörte
man das Oeffnen einer Tür, ein rundes,
lebenswarmes Klatschen wie Fleisch auf
Fleisch, und eine Zeitlang gedämpften
Lufschlag. Dann war Stille. Aller-
dings keine völlige Stille, denn Lund
Pinkel flöhte lebhaft weiter und die
Kontraktschweine träumten qualvoll von
dem Schlaraffenland im Geräteschuppen.
Vier Kilometer vom Anwesen des
Marschbauern Notlauf lag am äußer-
sten Zipfel desMoordorfs Dübelspetten-
hausen das Gehöft des Torfbauern
Wiard Bullerdarm.
Es war drei Ahr nachts.
Auf der Diele des Bullerdarmhofes
stand Didde Nollauf bei dem Laus-
herrn, einem kleinen Männchen mit
feltem Leib und unbesagbar dünnen,
kurzen und minderwertigen Beinen, die
durch eine bis an die Knie reichende
rotgewürfelte Unterhose behüllt waren.
Lleber dem klobig benasten Antlitz Wiards
hing eine dunkelblaue Zipfelmütze, wäh-
rend die nackten Füße in Äolzschuhen
steckten.
Didde Nollauf sprach mächtig einvringlich auf den
Moorbauern ein, während seine Stielaugen schier aus dem
Kopfe herauswuchsen.
Eine Bitte
Man hörte folgendes:
„Wiard, ich will dir man was sagen, wenn du heute
das, was in diesen Beutel is. deine alten, schetterigen
Lühner oder dein Mißvieh von Söge gibst und nich die
beiden Braunen, denn so tret^ ich dir deine klatrigen Beine
zuschanden, und wenn auch die Anterhose kaputt geht, was
noch das beste von sie is."
Der Torfbauer quetschte fich unter heftigem Getöse den
Gesichskolben zwischen Daumen und Mittelfinger aus,
worauf er den letzteren mit reibender Bewegung an die
gerühmte Anterhose südrte. Empfindlich war er nicht.
„Wie mein Eigen halt ich ihnen, Didde, da kannst
auf ab."
„Wie dein Eigen, du Torfpogge? Ich will dir denn!
Daß du da so 'ne Beester wie deine von machst, die wie
große Windhunde aussehn, bloß daß sie nich laufen können.
Nee, wie meine sollst du ihnen behandeln."
Bullerdarm warf einen Blick auf den Pferdestall. Da
standen vier Gäule. Zwei wunderschöne, kräftige Braune
und zwei-du lieber Gott. Bauer Notlauf hatte nicht
so unrecht. Was waren das für Tiere! Gelb, stoppelhaarig