Meggendorfer-Blätter, München
— „Tut es Ihnen nicht auch leid, Lerr Affessor, daß jetzt gar nicht getanzt wird?"
— „Schrecklich, man muß sich dafür fo viel unterhalten, und das ist so anstrengend. Das Tanzen ist so viel einfacher."
Der Limonadeverein
„Im Scheitniger? Quatsch!" rief der Matzke-Philipp,
„aber in der Sandgrube!"
„Ansinn!" meinte sein Bruder Ernstel, der Kleine.
„Das erlaubt ja Mama im Leben ntcht, daß wir in der
Sandgrube eine Räuberbande machen. Löchstens hier im
Garten."
„Du hast überhaupt den Mund zu halten, du Quintaner,
du! Kannst froh sein, wenn wir dich mitmachen lassen."
Das hätte Philipp nicht sagen sollen. Denn seine
Worte ergrimmten den Bruder. Er riß die Mütze an sich
und rief: „Jch tu überhaupt von ganz alleine nicht mit.
Ich sags der Muttl. Iawohl!" And ging davon.
Philipp erkannte die Bedrohlichkeit der Lage und
rannte ihm nach. Sagte:
„Willst du vielleicht petzen, du . . . du Ephialtes . . .
du!" And die anderen schrieen: „Matzke! Komm doch!
Sei doch nicht so!" And Wollheim: „Du darsst auch 's
Gewehr tragen!"
Gewehr? Da horchten alle auf, und der Ernstel blieb
stehen. „'s Gewehr? Was denn für ein Gewehr?"
Sie scharten sich, zurück in der Laube, um Wollheim:
„Wenn wir Näuber sind, müssen wir doch auch eine
Waffe haben, nich? Da müssen wir doch ein Gewehr
haben? Wenigstens eins. And ich weiß auch, wo wir
eins kriegen. Mein Onkel, der hat eins. Der verkauft
nämlich alte Sachen. Gläser und Möbel und so. Der hat
auch ein Gewehr. Es kostet dreizehn Mark."
Donnerwetter, das war eine Idee! Alle sprachen
durcheinander. „Das Gewehr müssen wir haben! vielleicht
gibt's der Onkel schon billiger."
Sie rechneten. Ieder hatte ja etwas in der Sparbüchse.
In der privaten. Denn die offizielle, da wo hundert
Mark drinnen waren und mehr, an die konnten sie ja
nicht heran.
Matzkes besaßen zuiammen 4,45 Mk.
Die Kopp-Iungen 3,16 Mk.
Schuberts 2,89 Mk.
And Wollheim? Der lächelte listig. „Gebt, was ihr
habt. Für den Rest sorg ich. Ich pump meine Muttel
an. Die sagt nicht nein!"
Entzücken war allenthalben entflammt. Sie eilten wie
der Wind von dannen . . . hinauf in ihre Zimmer, um
den Geldschrank zu holen. Die einen die Zigarrenkiste,
in der ihre Schähe lagen, die anderen das abgelegte
Portemonnaie von der Köchin. Wollheim aber ging in-
zwischen zur guten Mutter, sagte, er wolle von nun an sehr
fleißig sein und nach einer ganz neuen Methode Geschichts-
zahlen lernen. Dafür brauche er aber ein neues Buch.
And das koste 2,45 Mk. Frau Wollheim war gerührt.
— „Tut es Ihnen nicht auch leid, Lerr Affessor, daß jetzt gar nicht getanzt wird?"
— „Schrecklich, man muß sich dafür fo viel unterhalten, und das ist so anstrengend. Das Tanzen ist so viel einfacher."
Der Limonadeverein
„Im Scheitniger? Quatsch!" rief der Matzke-Philipp,
„aber in der Sandgrube!"
„Ansinn!" meinte sein Bruder Ernstel, der Kleine.
„Das erlaubt ja Mama im Leben ntcht, daß wir in der
Sandgrube eine Räuberbande machen. Löchstens hier im
Garten."
„Du hast überhaupt den Mund zu halten, du Quintaner,
du! Kannst froh sein, wenn wir dich mitmachen lassen."
Das hätte Philipp nicht sagen sollen. Denn seine
Worte ergrimmten den Bruder. Er riß die Mütze an sich
und rief: „Jch tu überhaupt von ganz alleine nicht mit.
Ich sags der Muttl. Iawohl!" And ging davon.
Philipp erkannte die Bedrohlichkeit der Lage und
rannte ihm nach. Sagte:
„Willst du vielleicht petzen, du . . . du Ephialtes . . .
du!" And die anderen schrieen: „Matzke! Komm doch!
Sei doch nicht so!" And Wollheim: „Du darsst auch 's
Gewehr tragen!"
Gewehr? Da horchten alle auf, und der Ernstel blieb
stehen. „'s Gewehr? Was denn für ein Gewehr?"
Sie scharten sich, zurück in der Laube, um Wollheim:
„Wenn wir Näuber sind, müssen wir doch auch eine
Waffe haben, nich? Da müssen wir doch ein Gewehr
haben? Wenigstens eins. And ich weiß auch, wo wir
eins kriegen. Mein Onkel, der hat eins. Der verkauft
nämlich alte Sachen. Gläser und Möbel und so. Der hat
auch ein Gewehr. Es kostet dreizehn Mark."
Donnerwetter, das war eine Idee! Alle sprachen
durcheinander. „Das Gewehr müssen wir haben! vielleicht
gibt's der Onkel schon billiger."
Sie rechneten. Ieder hatte ja etwas in der Sparbüchse.
In der privaten. Denn die offizielle, da wo hundert
Mark drinnen waren und mehr, an die konnten sie ja
nicht heran.
Matzkes besaßen zuiammen 4,45 Mk.
Die Kopp-Iungen 3,16 Mk.
Schuberts 2,89 Mk.
And Wollheim? Der lächelte listig. „Gebt, was ihr
habt. Für den Rest sorg ich. Ich pump meine Muttel
an. Die sagt nicht nein!"
Entzücken war allenthalben entflammt. Sie eilten wie
der Wind von dannen . . . hinauf in ihre Zimmer, um
den Geldschrank zu holen. Die einen die Zigarrenkiste,
in der ihre Schähe lagen, die anderen das abgelegte
Portemonnaie von der Köchin. Wollheim aber ging in-
zwischen zur guten Mutter, sagte, er wolle von nun an sehr
fleißig sein und nach einer ganz neuen Methode Geschichts-
zahlen lernen. Dafür brauche er aber ein neues Buch.
And das koste 2,45 Mk. Frau Wollheim war gerührt.