Nr. 1436
Zeitschrift für Hurnor und Kunst
9
Lyon und seine Gefangenen
nachzubilden, schien mir jeht eine angenehme Beschästigung.
Ich legte Stollen und Schächte an, und Lyon sah mir dabei
mit großem Intereffe zu. Vielleicht fand er dies Spiel
sehr vernünftig, weil es mich nach seiner Meinung ver-
schönerte, indem ich nämlich so schwarz dadurch wurde, wie
er selbst es war.
Gerade dieses Schwarzwerden aber ließ mir das Spiel
bald bedenklich erscheinen, und ich hörle lieber damit auf,
so lange ich noch hoffen durfte, mich aus eigenen Kräften
wieder in einen einigermaßen sauberen Zustand versetzen
zu können. Eben hatte ich den Keller verlaffen, und Lyon
stand noch in der Tür, da kam Auguste, das Dienstmädchen
aus dem Oberstock. einen großen Kohleneimer in der Land.
Sie wollte jedenfalls zur Bereitung des Mittagessens Kohlen
holen; der Lausen Steinkohlen gehörte also dem Lerrn
Oberlandesgerichtsrat. Lyon machte sofort Platz in der Tür.
Er sah Auguste wohlgefällig an oder eigentlich mehr ihren
Kohleneimer. Vergnügt wackelte er mit dem Schwanz.
„Ein vortrefflicher Eimer ist das, den Sie uns da bringen;
den werden wir sehr gut gebrauchen können. Bitte, laffen
Sie ihn nur hier!"
Aber Auguste ließ den Eimer natürlich nicht da; ste
füllte ihn mit Kohlen und wollte wieder fort. Sofort stellte
sich Lyon mitten in die Tür. Er war sehr enttäuscht.
Enttäuschungen reizen und verbittern. Lyon grollte. „Was,
den Eimer wollen Sie gar nicht bei uns abgeben? Ganz frech
wollen Sie Kohlen darin forttragen, von unseren schönen
Kohlen? Ausgeschlossen! Sie kommen mir hier nicht heraus!"
— Denn natürlich war Lyon der Meinung, daß die Kohlen
uns gehörten; eben hatte ia der junge Lerr damit gespielt.
„Lusch, — will er wohl gleich weg!" sagte däs Dienst-
mädchen. Lyon verzog das Maul und ließ ein Knurren
hören, das wie ein Llltimatum klang. Das Dienstmädchen
winkte mir. „Du, Iunge, das ist doch euer Lund. Nimm
ihn fort, — er läßt mich ja nicht wieder 'raus."
„Lassen Sie doch den Kohleneimer da, dann dürfen
Sie hinaus!" riet ich, und das war gewiß der richtige
Vorschlag.
Das aber wollte das Dienstmädchen nicht. „Ach was,
ich werde mir doch nicht Vorschriften machen laffen," meinte
sie. „Die Kohlen brauche ich ja gerade." Kühn versuchte
sie Lyons Kopf mit dem Kohleneimer fortzudrängen. Da
richtete sich Lyon auf und zeigte alle seine Zähne; das war
ein verstärktes stltimatum. Das Dienstmädchen sah die
Zähne, sagte: „Ra, dann nicht! Dann kann die Olle heute
ihre Kartoffeln selbst schälen, ich hab' ja Zrit!" schüttete
gleichmütig die Kohlen wieder aus, stellte den Eimer um-
gekehrt hin, sehte sich darauf und zog aus der Tasche ein
Left, in dem ste eifrig zu lesen begann. Es war ein gelbes
Lest mit einem Bild auf der Vorderseite. Später habe
ich erfahren, daß in solchen Leften gewöhnlich sogenannte
Schundliteratur steckt, deren Lektüre geeignet ist, Menschen
schlecht zu machen und auf böse Wege zu führen. Ich
habe übrigens auch eine ganze Menge solcher Lefte gelesen.
Lyon bezog nun einen Nuheplatz in kurzer Entfernung
von der Kellertür, wo er behaglich in der Sonne liegen
konnte und doch seinen Postendienst nicht vernachlässigte.
Wenn das Mädchen da dachte, ihm würde die Sache lang-
weilig werden, — o, da hatte sie sich gewaltig getäuscht.
Er hatte Zeit, ihm wurde nichts langweilig; er brauchte
dabei auch nicht zu lesen, er hatte ja seine eigenen Gedanken.
k10N^"-kkU6NFVKL55L
kst ßrun6!eßen6en Vorteil, 6»e ru pressen6en krückte
(Odst. ^eeren, l^srtoiieln, küben us^v.) nirßen6s rnit k^teteU in
^erüdrunß kornrnen. Osrsus erZidt sick, 6eb clss sonst rneist ru
deodscdtenüe Verisrben ieiner krucdtssite, von ksrtoiieidrei usvv.
50>vie ie6e Oes(^nns6csbeejntrscd1jßun6 sic^er veriniecien xvircl.
!^rei8 (eni8edl. ?0r2eIlLnein8a.t2) kVi. 12 50.
^ In lüllsn einsedlü^. Ossekillten erdrilUieli; vvo niokt, vviict Le/u^sciuelle
, NAedAevviesen. ^usküdrÜQder Niospokl. koslenlos von äsi'
I^eilio. Pre8dü, s', ^ !9I8. Inseii.i0NLA6dütii611 4^68pu.It. I^onpareille/eile I>1Iv. 1.95. /Ulkiliioe In86rcli6n-)Vnnudrn6 b6i ?v?0886, äl1110!106t1'^XP6l!!t!oi1.
--^onemnil/, Diestien, 1)ii88eIliopf, riuiiINli, 1, llniodiiir/, Koln, I,6ipxi'8, vlaAcieduii>Irlnn>,eiiu, IIt'iix.i>'n. 8li'Ll8sdul>k i. I- . 8t>i1l,2ru-t, duciupesl. I'iu^, Vüeu, Lnsei, ^üried.
k'08i.d62u^!>i^> E ^ 0etl6inlus^nl>6 dei olleii Ilueli- uncl KunsiduncllnnAen. ^eitunsis-Hxpeclitjonen uncl
K 5.80. oien clie delclpost HIü. 4.05, untoi' Ivreu/Kcinä von, Voi'Ikc« Ntc. 11.75. In Oesier
; in ^o'tpostvereins un
^ Lreiieied-On^ain unter Xreu/.duncl X 7.20. Iin >VeItpostver
posiüintern. (4uui trilspreis (13 IVuminern) in Oeutsedluncl NIc.3.50,
reioIi-OnZurn !(. 5.20, unter Kren/dcincl unä ciured XeitunZsrnurlce
Ak. 4.80: in 0^»^o,I"^nc!6r äes VVeltpostvoieins unter Xreu/dccncl Hllc. 5.80. — iresoixtors iii 8eI.ut./.puppo verput'Icto ^us^rdo: üostbe/n^ Ntc. 4.20, unter Xreu/dunä
verei» unter Kren/duncl Mi. 0.80. lüu/elno IViimmer 40 »'t'x., iu Oesterreieü-OnAuru 60 Ii.
.Vllc-ilijoc' i iidei llteiiünnulnue! ikutioii iVIo536, /Viinoli66U-?xi)6(Htioii.
Zeitschrift für Hurnor und Kunst
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Lyon und seine Gefangenen
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mit großem Intereffe zu. Vielleicht fand er dies Spiel
sehr vernünftig, weil es mich nach seiner Meinung ver-
schönerte, indem ich nämlich so schwarz dadurch wurde, wie
er selbst es war.
Gerade dieses Schwarzwerden aber ließ mir das Spiel
bald bedenklich erscheinen, und ich hörle lieber damit auf,
so lange ich noch hoffen durfte, mich aus eigenen Kräften
wieder in einen einigermaßen sauberen Zustand versetzen
zu können. Eben hatte ich den Keller verlaffen, und Lyon
stand noch in der Tür, da kam Auguste, das Dienstmädchen
aus dem Oberstock. einen großen Kohleneimer in der Land.
Sie wollte jedenfalls zur Bereitung des Mittagessens Kohlen
holen; der Lausen Steinkohlen gehörte also dem Lerrn
Oberlandesgerichtsrat. Lyon machte sofort Platz in der Tür.
Er sah Auguste wohlgefällig an oder eigentlich mehr ihren
Kohleneimer. Vergnügt wackelte er mit dem Schwanz.
„Ein vortrefflicher Eimer ist das, den Sie uns da bringen;
den werden wir sehr gut gebrauchen können. Bitte, laffen
Sie ihn nur hier!"
Aber Auguste ließ den Eimer natürlich nicht da; ste
füllte ihn mit Kohlen und wollte wieder fort. Sofort stellte
sich Lyon mitten in die Tür. Er war sehr enttäuscht.
Enttäuschungen reizen und verbittern. Lyon grollte. „Was,
den Eimer wollen Sie gar nicht bei uns abgeben? Ganz frech
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— Denn natürlich war Lyon der Meinung, daß die Kohlen
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gleichmütig die Kohlen wieder aus, stellte den Eimer um-
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